12h Bathurst 2025: Erster BMW-Sieg der GT3-Ära, schwerer AMG-Unfall
Die Gebrüder van der Linde holen gemeinsam den ersten BMW-Sieg im GT3-Zeitalter beim Bathurst 12 Hour - Stephen Grove nach schwerem Unfall im Krankenhaus
(Motorsport-Total.com) - Der Knoten ist geplatzt: Beim 12-Stunden-Rennen von Bathurst 2025 (hier im Relive) gelang BMW endlich der lang ersehnte erste Sieg in der GT3-Ära. Sheldon van der Linde, Kelvin van der Linde und Augusto Farfus siegten beim letzten großen Auftritt des noch nicht auf Evo-Stand getrimmten BMW M4 GT3. (Ergebnis Bathurst 12 Hour 2025)

© Gruppe C Photography
BMW beendete die Durststrecke beim Bathurst 12 Hour mit einem Doppelsieg durch WRT Zoom
Privat eingesetzte BMW 335i hatten das Rennen in der Tourenwagen-Ära in den Jahren 2007 und 2010 gewonnen, doch der Sieg des Teams WRT ist der erste Gesamtsieg seit der Umstellung auf GT3 im Jahr 2011.
Die BMW M4 GT3 profitierten an einem sommerlichen, mit maximal 31 Grad Celsius für den australischen Hochsommer aber nicht übermäßig heißen Tag davon, dass sie über eine größere Reichweite als die Konkurrenz verfügten. Diese größere strategische Flexibilität brachte beide WRT-BMWs früh in Führung.
Die #32 verteidigte ihre Führung während einer langen finalen Grünphase von viereinhalb Stunden bis ins Ziel. Das sorgte auch dafür, dass es keinen dramatischen Kampf um den Sieg gab. Dafür hatte das Rennen echten Endurance-Charakter und wurde durch einen klassischen Langstrecken-Faktor entschieden: Reichweite. (So lief die wilde Anfangsphase ganz ohne Endurance-Charakter)
Die Kämpfe hinter dem BMW entwickelten sich organisch und nicht durch künstliches Eingreifen von außen. Lange Zeit war es ein teaminterner Kampf mit dem WRT-BMW #46 (Weerts/Rossi/Marciello; 2.), bis Valentino Rossi kurz vor der letzten Gelbphase wegen eines Vergehens hinter dem Safety-Car eine Durchfahrtsstrafe erhielt.
Die Strafe kostete zwar nicht viel Zeit, da das Safety-Car noch während der Strafe auf die Strecke ging, aber es gingen so viele Positionen verloren, dass kein Angriff auf die Teamkollegen mehr möglich war. Rossi küsste zudem kurz vor der Boxeneinfahrt die Boxenmauer, was aber ohne Folgen blieb.
Marciello stellt BMW-Doppelsieg sicher
Das einzige Fahrzeug, das in der Lage war, die Reichweite der BMW zu erreichen, war der 75-Express-Mercedes #75 (Habul/Gounon/Stolz; 3.). Diese Reichweite mussten er sich allerdings durch Spritsparen und damit langsameres Tempo erkaufen.
Lange Zeit lagen der Craft-Bamboo-Mercedes #77 (Götz/Auer/Ojeda; 5.) und der 75-Express-Mercedes auf den Plätzen zwei und drei. In der Schlussphase wurde aber Raffaele Marciello im BMW #46 bei seinem ehemaligen Arbeitgeber vorstellig. Es entwickelte sich ein spannender Dreikampf zwischen Lucas Auer, Jules Gounon und Marciello um den zweiten Platz.
Marciellos Klasse zahlte sich aus. Im Schwergewichtskampf mit Gounon zog der Italo-Schweizer alle Register und überholte seinen ehemaligen Markenkollegen mit zwei Rädern im Gras. Den davor fahrenden Polesetter musste er nicht mehr angreifen, denn Auer hatte nicht genügend Sprit. Er musste fünf Minuten vor Schluss, weil die erhofften Gelbphasen ausblieben.
Sprit reicht für Ferrari nicht
Der Arise-Ferrari #26 (Brown/Mostert/Serra; 4.) hatte den nötigen Speed - vor allem, wenn Chaz Mostert am Steuer saß. Seinen Wunderstint zu Beginn des Rennens konnte er zwar nicht wiederholen; Experten sind sich einig, dass Mosterts Mega-Performance in den ersten 60 Minuten auf das kühle Wetter zurückzuführen war.
Was dem Ferrari zum Verhängnis wurde, war die fehlende Reichweite. Arise GT Racing war bereits 84 Minuten vor Schluss an der Box und hoffte auf eine längere Gelbphase, die aber nie kam. So musste Mostert 24 Minuten vor Schluss noch einmal reinkommen.
Der Absolute-Porsche #911 (Campbell/Güven/Picariello; 6.) hatte weder die nötige Reichweite noch den nötigen Speed. Zwar führte der Porsche in der ersten Hälfte das Feld mehrmals durch in dieser Phase recht häufige Gelbphasen an, die einen neuen Distanzrekord verhinderten.
Doch als sich das Feld sortierte, spielte der Porsche keine Rolle mehr. Es war durchaus Speed im Auto, in der schnellsten Einzelrunde war der Porsche schneller als beide BMW. Aber Absolute Racing konnte diesen Speed nicht konstant fahren. Hinzu kam wie bei Ferrari ein Zusatzstopp kurz vor Schluss.
Der BMW M4 GT3 war einfach das beste Gesamtpaket. Für WRT ist es der zweite Gesamtsieg nach 2018, damals mit Audi nach einem Rennabbruch. Es ist auch die Fortsetzung einer bislang weißen Weste des Teams in diesem Jahr. Nach den 24 Stunden von Dubai und den 6 Stunden von Abu Dhabi holte WRT in Bathurst den dritten Sieg im dritten Rennen.
Pro-Am-Paarungen chancenlos
Die lange Grünphase bis ins Ziel bedeutete auch, dass die Fahrzeuge der anderen Klassen keine Chance auf den Gesamtsieg hatten. Es gab durchaus Fahrzeuge in diesen Klassen, die sich berechtigte Hoffnungen auf den Gesamtsieg gemacht hatten. Sie wären aber auf eine Gelbphase in den letzten drei Stunden angewiesen gewesen, die nie eintrat.
Bestes Non-Pro-Fahrzeug war der Heart-of-Racing-SPS-Mercedes #27 (Gunn/James/Robichon; 7.), der sich den Sieg in der Bronze-Wertung sicherte. Einen Platz dahinter holte sich der Arise-Ferrari #26 (Brown/Mostert/Serra; 8.) den Sieg im Pro-Am Cup, obwohl der Ferrari 296 GT3 beim vorletzten Boxenstopp durch einen Bremsenwechsel viel Zeit verloren hatte.
Der Wall-Lamborghini #93 (D'Alberto/Deitz/Denyer/Leitch; 9.) feierte den Sieg in der Silver-Wertung. Die Top 10 komplettierte der Manthey-EMA-Porsche #91 (S. Shahin/Y. Shahin/Schuring/Heinrich; 10.). Laurin Heinrich fuhr mit diesem in 2:04.417 Minuten die schnellste Runde des Rennens.
Probleme beim Nachtanken kosteten den Porsche in der vorletzten Rennstunde allerdings zwei Runden, die durch das Ausbleiben von Gelbphasen in der Schlussphase nicht mehr aufgeholt werden konnten.
Maro Engel wieder ohne Sieg
Drei Pro-Cup-Fahrzeuge mussten vorzeitig die Segel streichen. Den Anfang machte der Scott-Taylor-Mercedes #222 (Lowndes/Randle/Waters; DNF) nach nur 90 Minuten. Ausgerechnet "Mister Bathurst" schlechthin, Craig Lowndes, leistete sich einen seltenen Fahrfehler. Der Mount Panorama macht auch vor lebenden Legenden nicht halt.
Eigentlich war das Team wieder für den guten Zweck unterwegs und unterstützte die Prostate Cancer Foundation Australia. Doch nach dem starken Auftritt 2024 waren auch die sportlichen Ambitionen hoch. Daher war das frühe Aus für das einheimische Team eine große Enttäuschung.
Zu Beginn der zweiten Rennhälfte gab es im Pro-Cup einen Doppelschlag, bei dem innerhalb einer halben Stunde zwei für den Gesamtsieg in Frage kommende Fahrzeuge ausschieden. In der siebten Stunde erwischte es den MPC-Audi #183 (Feller/Feeney/Talbot; DNF), der mit Ricardo Feller am Steuer in The Chase im Kiesbett landete.
Am Audi R8 LMS GT3 Evo II gab es eine Verpuffung im vorderen linken Radkasten, vermutlich war eine Bremsscheibe explodiert. Der Audi hatte sich zuvor in die Führungsrunde zurückgekämpft, nachdem er zu Beginn des Rennens nach einer Berührung mit dem 75-Express-Mercedes mit einem Reifenschaden zurückgefallen war. Die in der ersten Hälfte noch recht häufigen Gelbphasen halfen bei der Aufholjagd.
Nach dem Restart der Feller-Gelbphase dauerte es nicht lange, bis das Safety-Car erneut ausrücken musste. Maxime Martin leistete sich in seinem zweiten Rennen mit Mercedes-AMG einen Aussetzer und versenkte den GruppeM-Mercedes #888 (Engel/Martin/Grenier; DNF) ausgangs The Chase in der Mauer.
Damit waren die Siegchancen von Maro Engel erneut durch einen Unfall dahin. Bereits 2017 (Unfall Shane van Gisbergen) und 2023 (Kollision mit Jules Gounon im Kampf um den Sieg) wurde der Streckenrekordhalter um seine Siegchancen gebracht. Engels Pechsträhne am Mount Panorama könnte allmählich Bücher füllen.
Abflug von Maxime Martin ausgangs "The Chase"
Der Volante-Rosso-Aston-Martin #14 (Robotham/Day/Villagomez; 14.) musste nach drei Vierteln des Rennens mit einer defekten Kupplung an die Box und verlor rund 30 Runden.
Schwerer AMG-Unfall bringt Grove ins Krankenhaus
Das Rennen erlebte im ersten Viertel zwei Schockmomente im Streckenabschnitt Skyline. Den Anfang machte ein Unfall des Method-McLaren #25 (Hayman/Buccini/Sorensen; DNF). Ryan Sorensen verlor die Kontrolle, schlug heftig ein und riss den Tigani-Audi #44 (Andrews/Zalloua/Pires; 17.) mit sich.
Besonders ärgerlich: Der McLaren war erst am Samstag nach einem Mauerkontakt vom Team wieder aufgebaut worden, kam im Rennen aber keine zwei Stunden weit. Tigani Motorsport bewies Sportgeist, reparierte den R8 und sah tatsächlich die Zielflagge.
McLaren-Unfall in Bathurst
Für den Abflug des Tages sorgte allerdings Stephen Grove. Auslöser war ein Missverständnis mit Kenny Habul im #75-Express-Mercedes: Grove fuhr die Esses extrem weit links an. Das wirkte auf Habul wie eine Einladung, dass der im Bronze-Cup gemeldete Grove den Pro-Mercedes passieren lassen wollte.
Doch Grove hatte offensichtlich nur eine etwas andere Linie und als Amateurfahrer einen etwas früheren Bremspunkt. Er zog in die Esses, doch Habul war bereits in die Lücke gefahren. Es kam zur Berührung, Grove bog ab und legte einen kapitalen Abflug mit schwerem Einschlag und Flugeinlage hin. (So äußert sich Habul zur Kollision)
Riesenunfall von Stephen Grove in Bathurst
Der Australier erlitt Rückenverletzungen, wie das Team mitteilte. Auf den Onboard-Aufnahmen war deutlich zu hören, wie Grove stöhnte, was bei Rückenverletzungen vorkommen kann. Der 57-Jährige wurde in ein Krankenhaus in Sydney eingeliefert. Zuvor hatte er sich aus eigener Kraft aus dem Wrack befreien können, fühlte sich aber sichtlich unwohl.
Den GT4-Sieg sicherte sich der Method-McLaren #24 (Levitt/Santalucia/Buchan; 13.). Der McLaren Artura GT4 sorgte für eine kuriose Szene, als Anthony Levitt sich hinter dem Safety-Car eigenmächtig zurückrundete, obwohl der Wave-by noch nicht freigegeben war.
Die Aktion war extrem gefährlich. Es kam zu einer Berührung mit dem Craft-Bamboo-Mercedes #77 und danach beinahe zu mehreren Kollisionen mit anderen GT3-Fahrzeugen, die ihre Reifen mit Wedeln auf Temperatur hielten. Das brachte dem McLaren eine 5-Minuten-Strafe ein. Die Entscheidung in der GT4-Klasse fiel, als der Team-Nineteen-Mercedes #19 (Griffith/Christodoulou/Bilski) 15 Runden wegen einer Reparatur verlor.
Der Vantage-KTM #50 (Crampton/Harrison/Wood) hat es endlich geschafft: Im vierten Anlauf gelang dem Team die lang ersehnte Zielankunft und damit automatisch der Klassensieg in der Invitational-Klasse. Der GT2-Bolide musste zwar einige Male in die Garage, konnte aber endlich sein Dauerpech abschütteln.
Die nächste Station Interkontinentalen GT-Challenge (IGTC) 2025 sind die 24 Stunden vom Nürburgring vom 19. bis 22. Juni.

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