• 06.02.2025 09:44

  • von Tobias Kindermann

Warum die Iron-Dames in dieser Saison wieder Porsche statt Lamborghini fahren

Die Iron-Dames setzen in der Saison 2025 wieder ausschließlich auf Porsche - Warum ein Wechsel zu Mercedes-AMG kein Thema war und welche Vorteile der 911 GT3 R hat

(Motorsport-Total.com) - Iron Lynx und Iron-Dames - das war lange Zeit eine feste Kombination. Doch dann trennten sich die Wege von Iron Lynx und Lamborghini, weshalb auch die Iron Dames in dieser Saison ausschließlich auf den Porsche 911 GT3 R setzen. Doch was sind die genauen Hintergründe?

Titel-Bild zur News: Die Iron-Dames fahren in WEC und IMSA wieder mit Porsche statt Lamborghini

Die Iron-Dames fahren 2025 wieder mit Porsche statt Lamborghini Zoom

"Für uns hat sich der Wechsel schon länger angekündigt. Schließlich sind wir 2024 neben dem Lamborghini auch den Porsche gefahren", sagt Rahel Frey. Im vergangenen Jahr setzte Iron Lynx in der European-Le-Mans-Series (ELMS) in Kooperation mit Proton einen 911 GT3 R im pinken Iron-Dames-Design ein.

Auch davor bestand eine gute Beziehung zu dem Stuttgarter Sportwagenhersteller: "2023 hatten wir in der WEC mit Porsche einen großen Erfolg, als wir beim letzten Rennen der GTE-Klasse in Bahrain den Klassensieg holten."

"Letztendlich hat unser Management entschieden, dass Porsche ein interessanter Partner für das Projekt Iron-Dames ist und dass es Sinn macht, dass alle pinken Autos 911er sind", sagt Rahel Frey. Für die Fahrerinnen ist das die richtige Entscheidung.

"Wir sind glücklich damit. Einfach auch, weil der 911 ein zuverlässiges Auto für Langstreckenrennen ist. Der Lamborghini hat Potenzial, ist sehr schnell, aber auch ein sehr lebendiges Auto. Man muss ihn aggressiv fahren, spät bremsen, hart bremsen, aggressiv lenken. Man spürt das italienische Temperament in diesem Auto."

Porsche mit mehreren Vorteilen

Es sei ein großer Vorteil, sich nicht mehr von einem Rennwagen auf den anderen umstellen zu müssen. "Jeder erfordert einen anderen Fahrstil, das dauert immer ein paar Runden. Das fällt jetzt weg." Der Porsche mit dem Heckmotor habe natürlich ein anderes Fahrzeugkonzept: "Er ist ruhiger, fördert einen runden Fahrstil, ist vom Reifenmanagement her einfacher."

Ein großer Vorteil sei auch die Erfahrung, die Porsche beim Powermanagement durch das Engagement in den Prototypen-Klassen gesammelt habe. "Das kommt auch den GT-Fahrzeugen zugute." Es seien viele Kleinigkeiten in der Abstimmung, die einen Vorteil bringen.

Die Iron-Dames starten in der WEC-Saison 2025 im Manthey-Porsche

Die Iron-Dames starten in der WEC-Saison 2025 im Manthey-Porsche Zoom

"Hinzu kommt natürlich die Schlagkraft des Unternehmens selbst. Porsche hat mehr Mitarbeiter als Lamborghini, das muss man bei einem Vergleich natürlich berücksichtigen, sonst wäre es den Italienern gegenüber nicht fair."

"Wechsel war eine logische Entscheidung"

"Ich persönlich fühle mich im Porsche sehr wohl", sagt Sarah Bovy. Sie hat schon viele verschiedene Autos gefahren, aber meist nicht über einen längeren Zeitraum. "Ich bin eine Fahrerin, die sich sehr auf ihr Gefühl verlässt. Ich mag Autos, die mir viel Feedback geben. Der 911 ist ein gutes Beispiel."

"Wenn man ihn überfährt, lässt er einen das sofort spüren. Er gibt einem viele Informationen. Ich habe kein Problem mit dem manchmal scharfen Fahrverhalten. Der 911 und ich sind ein gutes Paar." Man habe schon vorher ein gutes Verhältnis zum Werk gehabt. "Der Wechsel war für uns einfach eine logische Entscheidung."

Mit Iron Lynx im Mercedes-AMG an den Start zu gehen, sei kein Thema gewesen. "Die Iron-Dames sind ein von Iron Lynx unabhängiges Projekt, auch wenn es von Iron Lynx ins Leben gerufen wurde." Sechs Jahre lang war Iron Lynx auch der Dienstleister für die Iron-Dames.

Inzwischen haben die Iron-Dames auch eine Lizenz, um unter eigenem Namen an Rennen teilzunehmen. In der Asian-Le-Mans-Series (ALMS) und der IMSA Sportscar Championsship ist Proton der Einsatzpartner, in der WEC Manthey Racing.

Wenig Glück bei den 24h Daytona 2025

In der IMSA wird das Fahrerinnenquartett Sarah Bovy, Michelle Gatting, Rahel Frey und Karen Gaillard an den Start gehen, beim ersten Rennen, den 24h von Daytona, arbeitete sich das Quartett nach einem Reifenschaden, der sie drei Runden zurückwarf, wieder nach vorne. Kurz vor Schluss lag man auf Platz 5, bis ein Rempler Schlussfahrerin Michelle Gatting drei Plätze zurückwarf.

Bei den 24h Daytona 2025 lief für die Iron-Dames nicht alles planmäßig

Bei den 24h Daytona 2025 lief für die Iron-Dames nicht alles planmäßig Zoom

In der ELMS und ALMS setzt Rahel Frey aus, in der WEC Sarah Bovy. "Wir stellen die Besetzung auch danach zusammen, welche internen Aufgaben jeder übernimmt. Es gibt Fahrer, die kümmern sich ums Set-up, es gibt Fahrer, die verstehen viel von Technik und Reifenmanagement."

Für Sarah Bovy ist es die erste Saison mit dem Status als Silber-Fahrerin. "Vier Jahre lang war ich mit den Iron-Dames als Bronze-Pilotin unterwegs. Ich konnte mich in der Zeit dank der Unterstützung des Teams deutlich weiterentwickeln."

Der Aufstieg zahle sich nicht unbedingt sofort in höheren Einkommen aus. "Aber ich fahre in diesem Jahr 15 Rennen, da kann ich mich überhaupt nicht beklagen." Sie sei froh, so viele Chancen zu bekommen, ihre Leistungen zu zeigen. "Man wächst daran, wenn man sich mit stärkeren Gegnern messen kann."

Bovy mit kuriosem Start bei den Iron-Dames

Die Iron-Dames seien die Chance für sie gewesen, als Rennfahrerin auf einem hohen Niveau zu starten. "Mir fehlte immer das Geld, um in einem Profiteam zu fahren, eine ganze Saison durchzufahren." Ihr Einstieg dort erfolgte übrigens auf eine ungewöhnliche Art: Auf Instagram bekam sie im März 2021 während der Corona-Pandemie mit, dass im Team eine Bronze-Fahrerin ausgefallen war.

"Da habe ich sie einfach angeschrieben, dass ich Zeit habe und gerne einspringen würde. Gebt mir eine Chance. Tatsächlich bekam ich am selben Abend einen Rückruf. Wenige Tage später saß ich dann in Barcelona im Auto im Le Mans Cup. Das war die verrückteste Woche meines Lebens."

Beim ELMS-Rennen in Imola 2024 feierten die Iron-Dames den LMGT3-Klassensieg

Beim ELMS-Rennen in Imola 2024 feierten die Iron-Dames den LMGT3-Klassensieg Zoom

"Natürlich bedauerte ich, in Le Mans nicht dabei zu sein, auch in Spa, denn als Belgierin ist das mein Heimrennen. Aber natürlich arbeite ich daran, wieder in die WEC zurückzukehren."

Mehr Aufmerksamkeit als reines Damenteam

Spürt man durch den Wechsel zu Porsche mehr Druck auf sich? "Nein, man hat immer den Druck, den man sich selbst auferlegt. Wir haben weiterhin die gleichen Teamkollegen, die gleichen Coaches. Da gibt es nicht viel Neues." Jeder habe seine eigenen Erwartungen und Zielsetzungen.

"Alles andere ist nebensächlich. Wir sind immer noch die Iron-Dames und wollen möglichst schnell auf der Strecke sein. Ich hoffe, dass wir nun bessere Voraussetzungen dafür haben und uns voll auf unsere Performance konzentrieren können."


Fotos: 24 Stunden von Daytona 2025


Sie sei es nach einigen Jahren im Iron-Dames-Projekt ohnehin gewohnt, dass man mehr Aufmerksamkeit erhalte, sagt Sarah Bovy. "Wir sind das einzige reine Damenteam. Ich kann mit dem Druck gut umgehen, man muss ihn in etwas Positives umwandeln."

Ziel für 2025 ist "mehr Konstanz"

Man kennt sich untereinander gut, weiß, wann man den anderen unterstützen und helfen muss. "Man hat auch mal nicht so gute Tage. Wenn einer von uns ein Problem hat, merken wir das schnell untereinander."

Dann biete man Gespräche an und suche nach Lösungen. "Das ist nicht in jedem Team so. Viele Kollegen haben oft mit wechselnden Fahrerbesetzungen zu tun, wenn sie in verschiedenen Rennserien unterwegs sind. Da haben wir als Iron Dames einen Vorteil."

2024 habe man mit vielen technischen Kleinigkeiten zu kämpfen gehabt, die eine bessere Platzierung gekostet hätten. "Wenn das Produkt jetzt zuverlässiger ist, können wir hoffentlich mehr Konstanz in unsere Ergebnisse bringen."

Neueste Kommentare