Von Bronze bis Platin: So funktioniert die Fahrereinstufung bei der FIA
Die FIA-Fahrereinstufung ist mittlerweile in vielen Rennserien ein großes Thema: Wie das System funktioniert, welche Kategorien es gibt & welche Kriterien relevant sind
(Motorsport-Total.com) - In vielen Rennserien in die Fahrereinstufung des Automobilweltverbands FIA mittlerweile ein relevantes Thema. Das System sorgt für eine faire und transparente Bewertung der Fahrerinnen und Fahrer, um optimale Wettbewerbsbedingungen in den verschiedenen Rennserien zu schaffen.

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Die Fahrereinstufung der FIA ist mittlerweile für viele Rennserien relevant Zoom
In Deutschland rückte das Thema vor allem mit der Einführung der ADAC GT4 Germany zur Saison 2019 in den Fokus: Der ADAC beschränkt die Serie auf Bronze- und Silber-Piloten, um auch weniger erfahrenen und professionellen Rennfahrern eine Plattform zu bieten und zu verhindern, dass die Serie früher oder später von Profis dominiert wird.
Die FIA-Einstufung stellt also sicher, dass Fahrer mit ähnlichem Leistungsniveau gegeneinander antreten, was nicht nur den sportlichen Charakter wahren, sondern die Rennen für die Zuschauer auch spannender machen soll.
Dabei wird die Einstufung nicht nur in den offiziellen FIA-Meisterschaften wie der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) angewendet, sondern weltweit von unzähligen nationalen und internationalen Serien übernommen.
Die vier Kategorien der FIA Fahrereinstufung
Das Herzstück des FIA-Einstufungssystems sind die Kategorien, die Fahrer basierend auf ihrer Erfahrung, ihren Erfolgen und ihrem Alter einteilen. Ziel ist es, in verschiedenen Rennserien eine klare Trennung zwischen Profis, aufstrebenden Talenten und Amateuren zu schaffen.

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Die FIA-Einstufung stellt sicher, dass in einigen Serien keine Profis fahren Zoom
Dies ermöglicht nicht nur eine gerechte Konkurrenz, sondern auch den gezielten Einsatz von Fahrern in Rennen mit unterschiedlichen Klassen und/oder Wertungen, bei denen die Kombination unterschiedlicher Stärken im Team gefragt ist. Die Einteilung erfolgt in vier Kategorien:
Platin: Diese Fahrer, meist Werksfahrer, zählen zur absoluten Spitze des Motorsports. Sie verfügen über eine FIA-Superlizenz oder haben vergleichbare Erfolge auf höchstem Niveau erzielt, beispielsweise in der Formel 1 oder in erstklassigen Langstreckenrennen.
Gold: Professionelle Rennfahrer, die in mittleren Rennkategorien erfolgreich waren, jedoch nicht ganz die Anforderungen für die Platin-Einstufung erfüllen. Sie bringen dennoch eine hohe Leistungsfähigkeit und meist jahrelange Erfahrung mit.
Silber: Fahrer in der Entwicklungsphase oder mit begrenzter Rennkarriere. Diese Kategorie dient oft als Sprungbrett für junge Talente, die ihre ersten Schritte in professionellen Rennserien machen.
Bronze: Hier finden sich Amateure, die den Motorsport als Hobby betreiben und ihre Karriere erst nach dem 30. Lebensjahr begonnen haben. Diese Kategorie zielt darauf ab, ihnen die Teilnahme an Rennserien zu ermöglichen, ohne gegen Profis antreten zu müssen.
Nach welchen Kriterien erfolgt die Einstufung?
Die Einstufung erfolgt nach einem strengen Kriterienkatalog, der vom Automobilweltverband FIA kontrolliert wird. Entscheidend sind die bisherigen Erfolge des Fahrers, seine bisherigen Leistungen und das Alter. So wird etwa berücksichtigt, ob ein Fahrer in hochklassigen Serien wie der Formel 2 oder dem Langstreckenrennsport aktiv war.
Auch Rundenzeiten, Rennkonsistenz und die Position im Vergleich zu anderen Fahrern spielen eine Rolle. Besonders junge Fahrer starten meist in der Silber-Kategorie, während Amateure automatisch in der Bronze-Kategorie eingestuft werden.

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Die FIA-Einstufung verändert sich - je nach Erfolgen und Alter Zoom
Die Verantwortlichen der jeweiligen Rennserien sind verpflichtet, Rennstatistiken, Wetterbedingungen und andere relevante Daten regelmäßig an die FIA zu übermitteln. Auch Fahrer können entsprechende Daten einreichen, um ihre Einstufung zu beeinflussen.
Wo sind die FIA Einstufungen zu finden?
Die aktuellen Fahrereinstufungen sind auf einem Online-Portal der FIA einsehbar. Dort kann jeder die aktuell gültigen Kategorien aller Fahrer einsehen, sodass auch die Verantwortlichen der Rennserien und Teams überprüfen können, ob die Fahrer richtig eingestuft sind.
Fahrer, die kurzfristig an einer Serie mit verpflichtender FIA-Einstufung teilnehmen möchten, aber noch nicht kategorisiert sind, können auch vorübergehend eingestuft werden. Diese Einstufung ist jedoch nur bis zum Abschluss der administrativen Prüfungen gültig.
Warum haben einige Fahrer keine Einstufung?
Ein Blick in die Einstufungsliste, die mehrere tausend Rennfahrer aus aller Welt umfasst, hinterlässt Fragen: Warum haben Lewis Hamilton und Sebastian Vettel, mehrfache Weltmeister in der Königsklasse des Motorsports, bisher noch keine Einstufung (Stand: Januar 2025) erhalten?
Die Antwort ist simpel, denn Fahrer müssen sich in der Regel selbst für die FIA-Fahrereinstufung anmelden. Der Prozess ist klar geregelt und verlangt eine aktive Teilnahme des Fahrers. Haben Hamilton und Vettel keine Einstufung beantragt, werden sie auch nicht in die Liste aufgenommen.

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Die Fahrer müssen ihre FIA-Einstufung selbst beantragen Zoom
Nur Fahrer, die an Serien teilnehmen möchten, die das FIA-Kategorisierungssystem nutzen, müssen einen Antrag über die offizielle FIA-Website einreichen. Für einen Start in der Formel 1 wird zwar eine Superlizenz benötigt, nicht jedoch die FIA-Fahrereinstufung.
Außerdem können sich Fahrer jederzeit von der Kategorisierungsliste entfernen lassen, etwa, wenn sie sich dazu entschlossen haben, ihre Karriere zu beenden. Nach einem Rücktritt müssen sie zwei Jahre warten, bevor sie eine erneute Aufnahme beantragen können.
Wann werden Fahrer von der FIA eingestuft?
Um als Rennfahrer eine Einstufung durch die FIA zu erhalten, muss das Antragsformular vollständig und wahrheitsgemäß ausgefüllt werden. Es umfasst Angaben zur bisherigen Karriere, erreichten Erfolgen und geplanten Rennserien. Diese Informationen werden verwendet, um die Einstufung vorzunehmen.
Für die Bearbeitung des Antrags fällt eine Gebühr von 150 Euro an. Wer eine schnellere Bearbeitung (innerhalb von sieben Tagen) wünscht, zahlt sogar 350 Euro. Das FIA-Kategorisierungskomitee prüft den Antrag und trifft innerhalb von 15 Tagen eine Entscheidung. Diese Einstufung wird dann in der öffentlichen Liste der FIA veröffentlicht.
Fahrer, die bereits gelistet sind, können ihre Einstufung jährlich überprüfen lassen oder, bei außergewöhnlichen Umständen, eine Neuüberprüfung beantragen. Ohne Antrag oder vorgelegte Daten (auch durch die Rennserien) erfolgt jedoch keine automatische Kategorisierung oder Änderung.
Wann werden Fahrer hoch- oder herabgestuft?
Die Einstufungen werden jährlich überprüft, wobei Teams und Fahrer bis Ende August ihre Daten einreichen können. Fahrer, die im Laufe einer Saison besonders gute Leistungen gezeigt haben, können in eine höhere Kategorie aufsteigen.
Umgekehrt erfolgt eine Rückstufung bei anhaltend schwacher Leistung oder einer längeren Rennpause von mehreren Jahren. Fahrer, die älter als 55 Jahre sind, werden in der Regel aus Altersgründen zurückgestuft.

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In einigen Rennserien ist die Einstufung für die Klassen entscheidend Zoom
Solche Änderungen werden im Oktober veröffentlicht und treten ab der nächsten Saison in Kraft. Fahrer haben nach Veröffentlichung der neuen Einstufungsliste sieben Tage Zeit, um gegen die Entscheidungen Einspruch einzulegen, sofern sie neue Daten vorlegen können.
Gibt es auch Kritik an der FIA Fahrereinstufung?
Das System der FIA-Fahrereinstufung steht regelmäßig in der Kritik. Einige Fahrer und Teams bemängeln, dass die Einstufung trotz objektiver Kriterien wie Rundenzeiten oft subjektiv interpretiert wird. Besonders Amateurfahrer fühlen sich oftmals falsch eingeordnet, weil sie in der Silber-Kategorie auf ähnlich schnelle Profis treffen können.
Gleichwohl ist die FIA auf die ehrliche Auskunft der Fahrer angewiesen. Vor der Saison 2021 gab es einen Skandal um die spätere DTM-Pilotin Esmee Hawkey: Einem Statement von Iron Lynx zufolge, für die Hawkey in der europäischen Le-Mans-Serie (ELMS) fahren sollte, hatte ihr Manager "der FIA unrichtige Informationen auf dem Antragsformular" gegeben.
Die Britin wurde von der FIA fälschlicherweise mit einem Bronze-Rating versehen. Hawkeys Management, so die Vermutung, hatte dementsprechend entweder die bisherigen Rennerfahrungen im britischen Porsche-Carrera-Cup und der W-Serie verschwiegen, oder beim Mindestalter gelogen. Das Team trennte sich mit sofortiger Wirkung.
Auch die hohen Gebühren für Anträge oder Überprüfungen stoßen regelmäßig auf Unmut, weil sie vor allem kleinere Teams und Fahrer finanziell belasten. Dennoch bleibt die Fahrereinstufung der FIA ein essenzieller Bestandteil des modernen Motorsports, der stetig weiterentwickelt wird, um den Anforderungen der Serien gerecht zu werden.


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