Andre Lotterer: Wollte meine Karriere eigentlich bei Porsche beenden

Andre Lotterer wechselt im Alter von 43 Jahren zu Hyundai/Genesis - Warum es zu dem Wechsel kam, obwohl er ursprünglich bei Porsche bleiben wollte

(Motorsport-Total.com) - Die Schocknachricht kam Ende Oktober: Andre Lotterer, der zusammen mit Kevin Estre und Laurens Vanthoor kurz vor dem Gewinn des Fahrertitels in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) stand, gehört nicht mehr zum Porsche-Fahrerkader für 2025. Sechs Wochen später wurde der Deutsche - inzwischen Champion - von Genesis als Fahrer bekannt gegeben. Was waren die Gründe für den Wechsel?

Titel-Bild zur News: Genesis GMR-001

Andre Lotterer und Pipo Derani werden die Entwicklungsarbeit bei Genesis Magma Racing leisten Zoom

Lotterer bringt nun Licht ins Dunkel. "Mit Kevin und Laurens lief es in der WEC sehr gut. Aber im Sommer hörte ich, dass das Team bei den meisten Rennen von drei auf zwei Fahrer reduzieren und damit den Fahrerpool verkleinern könnte", so der Duisburger. Genau das ist passiert, Porsche hat für die WEC 2025 nur zwei Stammfahrer für die beiden Porsche 963 nominiert.

"Eigentlich dachte ich, ich würde meine Karriere bei Porsche beenden. Das war meine Vision. In mir steckt noch viel mehr, ich will Rennen fahren, aber das war bei Porsche keine Option mehr. Also habe ich die Initiative ergriffen, nicht viel Zeit verloren und geschaut, was ich machen kann", sagt er weiter.

So suchte Lotterer den Kontakt zu Teamchef Cyril Abiteboul und ließ sich über den Stand des Projekts informieren. "Ich hatte das Gefühl, dass es für mich persönlich eine tolle Geschichte wäre, von Anfang an dabei zu sein, meinen Beitrag zu leisten und eine wichtige Rolle zu spielen."

Lotterer suchte den Kontakt

"Wenn ich zurückblicke, nach all dem, was ich in meiner Karriere erreicht habe, ist es inspirierend und erfüllend, ein Projekt wie dieses zu machen. Auch wenn ich nächstes Jahr keine Rennen fahren werde, war es für mich eine Selbstverständlichkeit."

Er stellt klar, dass Genesis für ihn die letzte Station seiner Karriere sein wird: "Ich bin in einer Phase meiner Karriere, in der ich die Marke nicht mehr wechseln werde. Es wäre für mich befriedigend, einen großen Beitrag zum Aufbau dieses Teams zu leisten."

Er glaubt auch nicht, dass es schon zu spät ist, um 2026 mit dann 44 Jahren (Lotterer hat Ende November Geburtstag) die Früchte zu ernten: "Als Porsche sich entschieden hat, in die LMP1 einzusteigen, haben sie Jahre gebraucht, um die Ressourcen zusammenzutragen, und im ersten Jahr standen sie vor dem Nichts."

Andre Lotterer verlässt Porsche mit dem WEC-Fahrertitel

Andre Lotterer verlässt Porsche mit dem WEC-Fahrertitel Zoom

"Hier haben wir einen Partner wie Oreca, der uns eine gute Basis und eine bewährte [Chassis-] Grundlage bietet. Das macht es für ein Team einfacher, in die LMDh einzusteigen und erfolgreich zu sein. Es liegt an uns, die richtige Software und den richtigen Antriebsstrang zusammenzustellen und die Zuverlässigkeit aus dem Auto herauszuholen."

Derani: Flucht vor Selbstgefälligkeit

Sein Teamkollege Luis Felipe "Pipo" Derani berichtet, dass er bei Action Express Racing bewusst seine Komfortzone verlassen habe. Er hatte das Gefühl, in der IMSA SportsCar Championship in Selbstgefälligkeit zu verfallen.

"Man hat Daytona gewonnen, man hat Sebring gewonnen, man hat zweimal die Meisterschaft gewonnen. Ja, ich kann bleiben und gewinnen und um eine dritte Meisterschaft kämpfen. Ich kann bleiben und um weitere Siege in Sebring kämpfen", so der 31-jährige Brasilianer.

"Aber an diesem Punkt meiner Karriere ist es wertvoller, Teil eines Programms zu sein, das man von Grund auf neu aufbauen kann, als hier [bei Cadillac] weitere drei Jahre zu bleiben. Auch weil man anfängt, selbstgefällig zu werden."

Luis Felipe Derani schmiss für Genesis bei Cadillac hin

Luis Felipe Derani schmiss für Genesis bei Cadillac hin Zoom

"Ich war in keiner Position, in der ich das Gefühl hatte, über meine Grenzen gehen zu müssen. Und wenn man anfängt, diese Komfortzone zu betreten, kann es gefährlich werden. Die Suche nach Veränderung war meine Motivation, Action Express Racing zu verlassen."

Es sei eine schwere Entscheidung gewesen, "aber sie musste getroffen werden. Natürlich hätte ich nicht mitgemacht, wenn es nur ein Projekt für ein oder zwei Jahre wäre. Aber diese Entscheidung wurde getroffen, weil das Programm nicht von kurzer Dauer sein wird."