LMDh näher an Motorrad als GT3: Bekommt Rossi nach Test doch Lust?

Valentino Rossi fühlt sich im Hypercar wohler als im GT3-Fahrzeug und fährt die zweitbeste Rookiezeit - Arthur Leclerc für Ferrari beim Test am schnellsten

(Motorsport-Total.com) - Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren stand der traditionelle Rookie-Test nach dem Finale der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) auf dem Bahrain International Circuit ganz im Zeichen von MotoGP-Legende Valentino Rossi. Ein Jahr nach seinem LMP2-Debüt saß er zum ersten Mal im Hypercar.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi fühlte sich im BMW M Hybrid V8 richtig wohl

Valentino Rossi fühlte sich im BMW M Hybrid V8 richtig wohl Zoom

Trotz intensiver Vorbereitung im BMW-Simulator ging der neunmalige Motorrad-Weltmeister mit großem Respekt an die Sache heran: "Ich war ziemlich besorgt, weil ich noch nie ein Hypercar gefahren bin."

Dass ein LMDh-Bolide nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist, zeigt das Beispiel Ben Keating, dem der Porsche 963 bei den 24 Stunden von Daytona aufgrund seiner Komplexität sogar richtig Angst machte. Rossi hatte zuvor erklärt, dass er lieber in der GT3-Szene bleiben als eine Hypercar-Karriere anstreben würde.

Doch schnell gab es eine positive Überraschung: Rossi fühlte sich überraschend wohl im Auto! "Ich habe mich sehr wohl gefühlt, denn das Auto fühlt sich wie ein echter Rennwagen an. Es hat viel Leistung und ist 15 Sekunden schneller als ein GT3-Auto, aber man hat ein gutes Feedback, wenn man fährt."

"Es ist sehr einfach, das Auto zu verstehen. Auch das Bremsen ohne ABS gefällt mir sehr gut. Es ist viel besser, weil man sich besser darauf einstellen kann. Mit ABS kommt man einfach an einen Punkt, an dem es zu regeln beginnt."

Zweitschnellster Rookie

Tatsächlich ist das Hypercar einem Motorrad viel ähnlicher, wie der 45-Jährige durchblicken lässt: "Zunächst einmal ist die Linie mit dem Hypercar einer Motorradlinie ähnlicher, weil man mehr auf der Strecke bleibt. Mit einem GT muss man jede Kurve schneiden und alles überfahren. Das [Fahren mit dem Hypercar] ist eher mit einem Motorrad vergleichbar."

"Und es ist ein echtes Rennauto. Es ist präziser, es ist steifer und man hat viel Aero, also ist es auch in den schnellen [Kurven] und den Bremszonen beeindruckend. Rene Rast hat mir viele Tipps gegeben und ich konnte mich im Laufe des Tages verbessern. Ich habe es wirklich genossen."

Mit einer Zeit von 1:50.577 Minuten wurde Rossi Siebter der Gesamtwertung und Zweiter bei den Nicht-Stammfahrern. Die schnellste BMW-Runde des Tages fuhr Dries Vanthoor in 1:50.046 Minuten.


Fotostrecke: Valentino Rossi testet BMW M Hybrid V8

Natürlich sind Bestzeiten immer mit Vorsicht zu genießen, denn BMW wird Rossi sicherlich bestes Reifenmaterial zur Verfügung gestellt haben, um auf Zeitenjagd zu gehen. Doch die verlief alles andere als nach Plan, wie Rossi erklärt:

"Ich hatte etwas Pech, denn ich hatte zwei [frische] Sätze. Aber auf dem ersten Satz gab es eine rote Flagge und auf dem zweiten, als ich pushen wollte, hatte ich GT3-Verkehr. Beim Überholen habe ich mich gedreht."

"Sie sagten, es sei vorbei, denn normalerweise ist der Reifensatz dann zerstört. Aber zum Glück war er noch in Ordnung! Also bin ich noch eine Runde gefahren und bin auf 50.5 gekommen."

Rookie-Bestzeit für Arthur Leclerc

Die schnellste Zeit des Tests fuhr Stammfahrer Earl Bamber im Cadillac #2, auf dem mit Charlie Eastwood, Daniel Juncadella und Frederik Vesti gleich drei Hypercar-Rookies testeten. Schnellster Rookie war Arthur Leclerc im Ferrari 499P in 1:50.460 Minuten.

Ebenfalls beeindruckend: Formel-2-Pilot Victor Martins im Alpine #36, der in der ersten Session in 1:50.934 Minuten die Rookie-Bestzeit fuhr, und Max Hesse im zweiten BMW M Hybrid V8, den er sich mit Dan Harper teilte.

"Wenn man auf den Zeitenmonitor schaut, waren unsere drei 'Rookies‘ super unterwegs. Sowohl unser neunmaliger Motorradweltmeister Valentino Rossi als auch unsere ehemaligen BMW Junioren an Harper und Max Hesse", sagt BMW-Motorsportchef Andreas Roos.

Arthur Leclerc war der schnellste Rookie insgesamt

Arthur Leclerc war der schnellste Rookie insgesamt Zoom

In der LMGT3-Klasse fuhr IMSA-Stammpilot Ben Barnicoat im ASP-Lexus #78 in 2:01.772 Minuten die Bestzeit, gefolgt von den beiden United-Autosport-McLaren, allerdings mit Stammfahrern. Zweitschnellster LMGT3-Neuling war - man höre und staune - Mahaveer Raghunathan im AF-Corse-Ferrari #55, der einst in der Formel 2 wegen seiner Langsamkeit zu einer Internet-Berühmtheit geworden war.

Der Test ging ohne gröbere Zwischenfälle über die Bühne, doch am Nachmittag musste - wie von Rossi bereits angesprochen - gleich zweimal interveniert werden. Clement Novalak hatte den zweiten technischen Defekt am Peugeot #94 innerhalb von 24 Stunden zu beklagen. 20 Minuten vor Schluss, als Rossi gerade auf Zeitenjagd gehen wollte, blieb Matteo de Palo im AF-Corse-Ferrari #54 aus der LMGT3 stehen.

Ergebnisse WEC-Rookietest 2024

Gesamtwertung WEC-Rookietest Hypercar (Top 10, ohne Stammfahrer)
1. Arthur Leclerc, Ferrari 499P #50 - 1:50.460 Minuten (Session 2)
2. Valentino Rossi, BMW M Hybrid V8 #20 - 1:50.577 (Session 2)
3. Victor Martins, Alpine A424 #36 - 1:50.717 (Session 2)
4. Max Hesse, BMW M Hybrid V8 #15 - 1:50.819 (Session 2)
5. Thomas Neubauer, Ferrari 499P #51 - 1:51.030 (Session 2)
6. Phil Hanson, AF-Corse-Ferrari 499P #83 - 1:51.424 (Session 2)
7. Dan Harper, BMW M Hybrid V8 #15 - 1:51.499 (Session 2)
8. Malthe Jakobsen, Peugeot 9X8 #94 - 1:51.535 (Session 1)
9. Clement Novalak, Peugeot 9X8 #93 - 1:51.670 (Session 2)
10. Esteban Masson, Toyota GR010 Hybrid #7 - 1:51.871 (Session 2)

Gesamtbestzeit: Earl Bamber, Cadillac #2 - 1:49.566 (Session 1)

Gesamtwertung WEC-Rookietest LMGT3 (Top 10, ohne Stammfahrer):
1. Ben Barnicoat, ASP-Lexus #78 - 2:01.772 (Session 2)
2. Mahaveer Ragunathan, AF-Corse-Ferrari #55 - 2:02.623 (Session 2)
3. Aurelien Panis, ASP-Lexus #78 - 2:02.642 (Session 2)
4. Matteo de Palo, AF-Corse-Ferrari #54 - 2:02.966 (Session 2)
5. Tom Gamble, United-Autosports-McLaren - 2:03.171 (Session 2)
6. Mattia Drudi, Heart-of-Racing-Aston-Martin #27 - 2:03.172 (Session 2)
7. Alex Sedgwick, United-Autosports-McLaren #59 - 2:03.250 (Session 2)
8. Conrad Laursen, ASP-Lexus #78 - 2:03.309 (Session 2)
9. Sean Gelael, Iron-Lynx-Lamborghini #85 - 2:03.453 (Session 2)
10. Petru Razvan Umbrarescu, ASP-Lexus #87 - 2:03.540 (Session 2)

Gesamtbestzeit: Ben Barnicoat, ASP-Lexus #78 - 2:01.772 (Session 2)