Dylan Pereira in der Feuerhölle: "Gott war auf meiner Seite"

Dylan Pereira entkam beim GTWC-Sprint-Cup in Barcelona einer wahren Feuerhölle - Der Luxemburger erklärt, wie er so schnell aus dem Audi kam

(Motorsport-Total.com) - Ein Schlag hinten links, ein heftiger Einschlag rechts, dann nur noch Flammen: Für Dylan Pereira wurde ein normales Rennen der GT-World-Challenge (GTWC) Europe binnen Sekunden zum Kampf ums Überleben. Ein Kampf, den er ohne größere Blessuren überstand - und am nächsten Tag mit seinem Teamkollegen Andrei Mukowos bereits wieder auf Platz fünf seiner Klasse fuhr.

Titel-Bild zur News: Mitten in diesem Feuerball saß Dylan Pereira (Bild von einem Zeitpunkt, bevor er ausstieg)

Mitten in diesem Feuerball saß Dylan Pereira (Bild von einem Zeitpunkt, bevor er ausstieg) Zoom

"Das war wahrscheinlich der schlimmste Unfall meines Lebens. Es ging alles sehr schnell. Gleich nach dem Aufprall fing es an zu brennen. Zuerst habe ich es an den Augenbrauen gespürt, dann im ganzen Gesicht. Instinktiv habe ich sofort das Visier heruntergeklappt, damit mein Gesicht nicht weiter verbrennt", erinnert sich der Porsche-Supercup-Champion von 2022 im Gespräch mit Motorsport-Total.com.

Und das alles, während Feuerball noch immer mit über 100 km/h auf die erste Schikane zuraste und sich um die eigene Achse drehte. Der ehemalige Sportsoldat mit portugiesischen Wurzeln hatte Glück, dass alle anderen Fahrer den brennenden Boliden sahen und es zu keiner Folgekollision kam.

"Ich habe noch gebremst, um schnellstmöglich zum Stehen zu kommen. Dann ging es nur noch darum, so schnell wie möglich aus dem Auto zu klettern", erzählt er. In Sekundenschnelle gelang es ihm, die zum Glück noch intakte Tür zu öffnen und sich aus dem Flammeninferno zu befreien. Er brachte sich ohne fremde Hilfe in Sicherheit.

Muss die Kurzanbindung besser gesichert werden?

Der Feuerunfall erinnert an den Unfall von Romain Grosjean in der Formel 1 in Bahrain 2020, der ebenfalls in eine Leitplanke fuhr, die in einem ungünstigen Winkel zur Strecke stand. Pereiras Audi wurde von einer Mauer, die in einem ähnlichen Winkel stand, regelrecht zerrissen.

Das Problem war der Ort des ersten Einschlags. Er erwischte die provisorische Leitplanke, die die Kurzanbindung der Strecke absperrt. Manchem ist diese vielleicht noch aus der DTM bekannt, die von 2006 bis 2009 in Barcelona gastierte.

"Die wurde durch meinen Einschlag komplett verschoben. Dadurch bin ich in einem sehr ungünstigen Winkel in die Mauer eingeschlagen. Dabei wurde mein Auto in zwei Hälften geteilt, die rechte Seite war komplett weg. Es hat auch den Tank aufgerissen und dann reicht der kleinste Funke, um alles zu entzünden", so Pereira.


Fotostrecke: Feuerunfall von Dylan Pereira beim GTWC-Sprint-Finale in Barcelona

Auslöser war ein Treffer von Reece Barr im Winward-Mercedes - eine Situation, die sich in der Startphase jederzeit wiederholen kann. Jener erhielt von den Sportkommissaren die Schuld zugesprochen, letztlich war es aber ein Rennunfall, weshalb Pereira auch keinen Groll gegen den Briten hegt.

Am Sonntag schon wieder im Auto

Am Sonntag saß er sogar schon wieder im Auto. Attempto Racing hatte nämlich ein Ersatzchassis dabei. Dieses konnte in einer Nachtschicht hergerichtet werden. Pereira hatte zwar Schmerzen im rechten Arm und im Rücken, spürte davon aber im Cockpit nichts.

"Ich konnte mich normal konzentrieren und habe keine Fehler gemacht. So konnte ich den Samstag schnell vergessen. Leider war das Set-up nicht optimal, da wir kaum Zeit zur Vorbereitung hatten. Platz fünf war unter diesen Umständen das Maximum", so Pereira.

Seit seinem Vizetitel in der GTE-Am-Klasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) 2021 und dem Titelgewinn im Porsche-Supercup 2022 ist Pereira in verschiedenen GT3-Serien unterwegs, meist als Profi auf Pro-Am-Fahrzeugen wie im Bronze Cup der GTWC Europe an der Seite von Mukowos.

Daneben ist er vor allem in Asien unterwegs, kämpft Ende Oktober nach vier Laufsiegen um den Titel im Porsche-Carrera-Cup und übernahm auch in der GTWC Asia den Profi-Part auf einem Pro-Am-Fahrzeug. 2023 und 2024 wurde er jeweils Zweiter in der Cup2-Klasse beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

"Im Moment schauen wir auf 2025. Das Ziel ist natürlich, Werksfahrer zu werden. Ich bin topmotiviert", sagt er. "Gott war diesmal auf meiner Seite, hoffentlich bleibt das auch in Zukunft so. Von Asien über Europa bis in die USA ist derzeit alles möglich."