Verstappen von Zukunftsfragen genervt: "Alle sprechen darüber - nur ich nicht"

Treibt Red Bulls schwache Performance Max Verstappen für 2026 zur Konkurrenz? Der Weltmeister blockt die Spekulationen zu seiner Zukunft klar ab - und schießt zurück

(Motorsport-Total.com) - Der Frust über die sportlich enttäuschende Leistung bei Max Verstappen ist noch nicht verraucht, da kommt beim Niederländer am Medientag in Saudi-Arabien schon neuer über die ewig gleichen Nachfragen und Gerüchte zu seiner Zukunft dazu. In der Pressekonferenz wirkt Verstappen am Donnerstag mitunter genervt, vor allem zu spüren bekommt das Sky-Sports-Kommentator David Croft:

Titel-Bild zur News: Max Verstappen bei seiner Ankunft am Donnerstag in Saudi-Arabien

Max Verstappen bei seiner Ankunft am Donnerstag in Saudi-Arabien Zoom

Der Brite spricht den Weltmeister auf die jüngst von Helmut Marko getätigten Aussagen an, er sei in großer Sorge, Verstappen könne das Team angesichts der schwachen Performance von Red Bull verlassen.

"Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht", fällt Verstappens erste Antwort zu den Gründen für Markos Warnung noch absolut moderat aus. "Ich arbeite einfach weiter, versuche, das Auto zu verbessern. Natürlich war Bahrain kein gutes Wochenende für uns, wir waren alle ziemlich enttäuscht davon", sagt der Red-Bull-Pilot.

"Du solltest dich aufs Kommentieren konzentrieren"

Als Croft dann jedoch nachhakt, ob er also nicht daran denke, sein Team zu verlassen, bricht es aus Verstappen raus: "Nein - ich denke, du solltest dich einfach aufs Kommentieren konzentrieren, ich konzentriere mich aufs Fahren. Dann brauchst du dir auch keine Gedanken über irgendwelche anderen Szenarien zu machen."

Der scharfe Ton Verstappens überrascht dabei weniger, zwischen ihm und dem britischen TV-Sender knirscht es schon seit Jahren, Ursprung war die Berichterstattung über sein Duell mit Lewis Hamilton, die dem Niederländer wenig zusagte. In Dschidda präsentiert Verstappen im konkreten Fall daher eine kürzere Zündschnur als bei anderen Fragen zur Thematik, die dem Weltmeister - seiner Reaktion nach zu urteilen - allerdings auch nicht viel mehr zusagen...

Red Bull fuhr in Bahrain zuletzt nur hinterher - was heißt das für die Zukunft?

Red Bull fuhr in Bahrain zuletzt nur hinterher - was heißt das für die Zukunft? Zoom

Etwa die eines italienischen TV-Reporters, der wissen will, warum in Bezug auf seine Zukunft alle nur von Mercedes und Aston Martin reden, niemand aber von Ferrari? Verstappen muss daraufhin erstmal laut lachen, in ernsterem Ton sagt er danach: "Ich weiß nicht. Ehrlich gesagt, alle sprechen darüber - nur ich nicht."

Dann lässt Verstappen eine kleine Denkpause folgen, ehe er fortfährt: "Wie ich schon gesagt habe: Ich will mich einfach auf mein Auto konzentrieren, auf die Zusammenarbeit mit den Leuten in meinem Team. Das ist im Moment das Einzige, worüber ich in der Formel 1 nachdenke. Ich bin da sehr entspannt."

Verstappen berichtet von "sehr guten Gesprächen"

Klar ist: Zumindest mit Blick auf den Fahrermarkt kann Verstappen das auch sein, der Weltmeister gilt als Königsfigur, kann also mal mindestens bis zur Sommerpause warten, um eine Entscheidung für 2026 zu fällen - was er aber eigentlich sowieso nicht muss, da er bei Red Bull schließlich einen langfristigen Vertrag hat.

So verwundert es wenig, dass Verstappen wenig später mit den Augen rollt, als bei einer Frage nach Red Bulls Teamklima auch noch einmal die Affäre um Christian Horner vor rund einem Jahr an ihn herangetragen wird. Der Niederländer bügelt das Thema entsprechend ab, sagt zur Stimmung im Team: "Ja, ich bin zufrieden. Natürlich bin ich mit dem Auto nicht besonders glücklich - aber das geht wohl allen so. Jeder von uns will besser werden, das ist kein Geheimnis. Und genau daran arbeiten wir gerade."

Dabei stellt er klar, dass seiner Meinung nach bei Red Bull sehr wohl alle an einem Strang ziehen würden, auch wenn das in der medialen Außendarstellen vielleicht manchmal nicht so rüberkomme: "Eigentlich hatten wir in den letzten Wochen sehr gute Gespräche - vor allem rund um das Auto. Ich glaube, wir sind da alle auf einer Linie. Wie gesagt: Wir versuchen einfach, die Situation zu verbessern", sagt er - und fügt an: "Es ändert für mich nichts, wir machen einfach weiter."


Nach dem Grand Prix in Bahrain sorgten allerdings auch Bilder von Verstappens Manager Raymond Vermeulen für Wirbel, der direkt im Anschluss an das Rennen bei einer augenscheinlich hitzig geführten Diskussion mit Helmut Marko gesehen wurde. Auch dieses Thema wurde laut Verstappen jedoch hochgekocht: "Soweit ich weiß, haben sie einfach ein Gespräch über alles geführt - was ja auch völlig legitim ist", winkt er ab.

"Natürlich kann jeder so ein Gespräch auf seine eigene Weise interpretieren, wenn er es mitbekommt. Aber wir waren alle frustriert über das Ergebnis und die Dinge, die im Rennen schiefliefen. Und ich denke, genau darüber haben Raymond und Helmut gesprochen", sagt Verstappen, der verrät: "Auch Christian kam dazu, sie haben sich alle ausgetauscht. Und das sollte auch erlaubt sein."

Schließlich, so Verstappen, "geht es uns allen am Ende des Tages ums Team, um die Menschen, um Ergebnisse. Das ist doch ganz normal." Heißt im Umkehrschluss: Dass bei Red Bull noch kräftig Leben in der Bude ist, und das Verstappen-Lager Emotionen zeigt, darf eher positiv gewertet werden, dass der Niederländer noch keinswegs mit seinem Team abgeschlossen hat.

Red Bull in Dschidda "ein wenig konkurrenzfähiger"?

Das demonstriert sich auch bei der Frage nach dem Spagat aller Teams bei der Ressourcenverteilung für die anstehende Reglementsänderung 2026: "Ich denke, wir haben genug Erfahrung, um uns auf dieses und das nächste Jahr gleichzeitig zu konzentrieren", erweckt Verstappen nicht gerade den Eindruck, als sei ihm Red Bulls nächstjährige Performance gleichgültig, weil er bis dahin ohnehin schon längst das Weite gesucht hat...

Vielmehr verrät der Weltmeister: "Natürlich testen wir immer noch Dinge - nicht nur, was neue Teile angeht, sondern auch beim Set-up oder in anderen Bereichen, wo wir uns verbessern können. Es geht ständig darum, das Auto weiterzuentwickeln, und genau das werden wir auch an diesem Wochenende wieder versuchen." In Saudi-Arabien erwartet sich Verstappen dabei zumindest etwas bessere Voraussetzungen als am vergangenen Wochenende:

In Bahrain gab es zuletzt auch Wirbel um Manager Raymond Vermeulen

In Bahrain gab es zuletzt auch Wirbel um Manager Raymond Vermeulen Zoom

"Ich hoffe natürlich, dass es ein bisschen besser läuft als in Bahrain. Es gibt hier ein paar mehr Highspeed-Kurven, der Asphalt ist anders - ich hoffe, dass wir ein wenig konkurrenzfähiger sind. Vielleicht landen wir leistungsmäßig irgendwo in der Mitte zwischen den beiden bisherigen Rennen, das wäre schon mal ein Fortschritt", sagt der 27-Jährige.

An die Situation im WM-Kampf indes "denke ich im Moment gar nicht", erklärt Verstappen: "Ich nehme es Rennen für Rennen", sagt der Red-Bull-Pilot: "Der Rest liegt sowieso nicht in meiner Hand. Im Moment sind wir natürlich nicht die Schnellsten, und das macht es schwierig, um den Titel zu kämpfen. Aber die Saison ist lang", erinnert Verstappen an seinen starken Start in der Vorsaison: "Vor einem Jahr um diese Zeit saßen wir hier, waren bei Rennen Nummer fünf - und alles sah gut aus. Und wir wissen ja alle, wie die Saison endete..."

Mit dem performancemäßigen Niedergang des einstigen Dauersiegers Red Bull. Allein: Ob dieser Verstappen schon für nächste Saison wirklich in die Arme eines anderen Teams treibt, darauf wird es so schnell wohl keine Antworten geben. Das hat der Weltmeister am Donnerstag mehr als deutlich klargestellt.