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Leute mit Biz: Richard Karlstetter und Shell V-Power Diesel
Richard Karlstetter beschäftigt sich bei Shell mit den Kraftstoffen der Zukunft, die jenseits der Rennstrecke auch Otto Normalverbraucher tanken kann
(Motorsport-Total.com) - "Die Formel 1 ist alle zwei Wochen für zwei Stunden Sport, aber dazwischen knallhartes Business", hat der große Frank Williams einmal gesagt. Für 'Motorsport-Total.com' Grund genug, eine Artikelserie ins Leben zu rufen, die sich mit dem Businessaspekt des Motorsports beschäftigt. In unregelmäßigen Abständen stellen wir eine Persönlichkeit vor, die sich im Motorsportbusiness durchgesetzt hat und mit Biss an ihre Sache herangeht - "Leute mit Biz" eben. Heute in der zwölften Edition: Richard Karlstetter, Global Technology Manager Racing Fuels von Shell.

© Shell
Richard Karlstetter forscht auch in Le Mans am Shell-Kraftstoff der Zukunft
Der 18. Juni 2006 war ein besonderer Tag in der Motorsportgeschichte. Zum ersten Mal überhaupt gewann ein Diesel-betriebenes Fahrzeug den 24-Stunden-Klassiker von Le Mans - das für Mensch und Maschine härteste Langstreckenrennen der Welt. Es handelte sich um einen Audi R10 TDI, der mit der Rennversion von Shell V-Power Diesel unterwegs war.#w1#
Natürlich holte die Kombination Audi und Shell den Le-Mans-Titel mit weiter verbessertem Motor/Kraftstoff-Paket auch in den beiden folgenden Jahren, aber für Karlstetter war der 18. Juni 2006 "das wichtigste Rennen, denn es hat die bisherige Motorsportgeschichte auf den Kopf gestellt." Ein Triumph einer neuen Motorsport-Technologie also, und ein mutiger, aber auf Anhieb erfolgreicher Schritt der "Diesel Pioniere" Audi und Shell.
Genau dort, wo "unter extremsten Bedingungen die Standfestigkeit und das Leistungsvermögen der Motoren und die Kraftstoff-Effizienz von ganz entscheidender Bedeutung für den Erfolg sind. Seit Erfindung der Autoscheinwerfer 1923 gab es keine vergleichbare neue Technologie, die in Le Mans so erfolgreich eingeführt wurde."
Ein Jahr Formel 1 an einem Tag

© xbp.cc
Historisch: Der Audi R10 TDI gewinnt im Juni 2006 als erster Diesel in Le Mans Zoom
Denn bis zu diesem Zeitpunkt konnte in der langen Historie von Le Mans kein einziges Diesel-Fahrzeug das 24-Stundenrennen überhaupt beenden. "Zwei Versuche gab es", bestätigt Karlstetter, "aber die Diesel-Technologie war nicht ausgereift genug und auch das professionelle Engagement war bis dahin nicht wirklich vorhanden."
Das Siegerauto von Frank Biela, Marco Werner und Emmanuelle Pirro drehte 2006 jedoch 380 problemlose Runden oder 5.187 Kilometer. "Das ist in etwa die komplette Distanz, die ein Formel-1-Fahrzeug in einer Saison fährt", vergleicht Karlstetter. "Nur mit einem kleinen aber feinen Unterschied: Das geschieht in Le Mans an einem Tag und auch noch bei einer höheren Durchschnittsgeschwindigkeit."
Der gebürtige Griesbacher lebt schon seit über 17 Jahren in Hamburg. Genau so lange arbeitet er auch in der globalen Forschung von Shell, die über eine langjährige Motorsport-Tradition verfügen. "Als Enzo Ferrari in den 1930er Jahren seine allerersten Rennwägen baute, hat er schon unseren Kraftstoff benutzt", weiß der 47-Jährige.
Diese enge Verbindung Shell und Ferrari existiert in der Formel 1 heute noch. Le Mans und die langjährige Partnerschaft mit Audi Sport ist da ein zweiter wesentlicher Baustein. Genauso wie das technologische Engagement mit Ducati in der MotoGP und Superbike-WM, sowie mit Richard Childress Racing in der US-amerikanischen NASCAR.
"Unser Ziel ist ganz klar: Das, was wir in unseren Forschungsabteilungen entwickeln, testen wir auf der Rennstrecke, um es dann später an die Kunden an den Zapfsäulen weitergeben zu können." Derzeit gibt es Shell V-Power Diesel an etwa 8.000 Tankstellen in 23 Ländern zwischen Argentinien und Thailand. Rund 50 Prozent der Shell-Kunden in Europa tanken bereits Diesel-Kraftstoff und die Tendenz ist weiter steigend: Karlstetters Prognose lautet mittelfristig in "Richtung 60 Prozent."
V-Power Diesel mit GTL

© Shell
Auch der neue Audi R15 TDI fuhr 2009 in Le Mans mit Shell V-Power Zoom
Im Motorsport führt der Sprit oft nur ein Randdasein im Schatten der großen Automobilhersteller. Zu Unrecht, wie der drahtige Wahl-Norddeutsche meint: "Wir wissen dass nicht alle Kraftstoffe gleich sind, die Unterschiede werden mit jeder weiteren Motorengeneration wichtiger. Deswegen betreiben wir das Thema Forschung und Entwicklung mit äußerster Intensität."
"Wir wollen, dass durch unseren Shell V-Power-Diesel jedes Fahrzeug sein gesamtes Potenzial ausschöpfen kann. Das gilt insbesondere für das Leistungsvermögen und die Effizienz der Motoren über ihre Lebensdauer. Nur saubere Einspritzdüsen können das ermöglichen, deswegen enthält der Premium-Diesel von Shell spezielle dafür entwickelte Reinigungszusätze."
Diese Wertschöpfungskette Forschung - Motorsport - Kunde gilt natürlich auch für den im Jahr 2002 erstmals eingeführten V-Power-Diesel, der 2004 eine weitere neue und zukunftsweisende Komponente erhielt: Gas-to-Liquid (GTL). Dabei wird mittels komplexer technologischer Prozesse aus Erdgas ein synthetischer Diesel-Kraftstoff hergestellt, der zum einen wesentlich effektiver als herkömmlicher Diesel ist, und zum anderen viel sauberer und schadstoffärmer verbrennt.
"Wir mischen GTL unserem Shell V-Power Diesel bei, aber im Prinzip könnte jeder Dieselmotor auch mit reinem GTL fahren. Im Gegensatz zu Biodiesel aus Rapsöl, wo mehr als 7 Prozent kritisch sind. Somit ist GTL anwendungstechnisch besser als Dieselkraftstoff aus Erdöl oder Biodiesel aus Rapsöl. Das Hauptproblem besteht in der ausreichenden Deckung des Diesel-Bedarfs, die derzeit noch nicht gegeben ist."
Effizienz durch IRT

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Richard Karlstetter erklärt im Shell Track-Lab das Thema Einspritzdüsen Zoom
Die weltweit erste kommerzielle GTL-Anlage wurde von Shell in Bintulu, Malaysia errichtet. Doch die Nachfrage stieg rasant und so befindet sich in Katar eine neue Mega-Fabrik im Bau, die ab 2010 GTL produzieren wird. "Diese neue Shell Anlage wird eine Kapazität haben, die die in Malaysia um ein Vielfaches übersteigt."
2009 gab es dann die nächste Ausbaustufe. "Die Instant Response Technology, kurz IRT, wurde entwickelt, um allen Diesel-Motoren mit Turbolader mehr Power und ein besseres Ansprechverhalten zu ermöglichen. Das beinhaltet ebenfalls ein Kriterium der Effizienz, denn dadurch kann natürlich der Verbrauch gesenkt werden." In Italien gibt es diesen Shell V-Power Diesel bereits an den Tankstellen zu kaufen, auch in Deutschland soll der neue Kraftstoff eingeführt werden.
Überhaupt ist das Thema Effizienz im Hause Shell von zentraler Bedeutung. "Die gesamte Automobilbranche befindet sich in einem massiven Umbruch und der Motorsport als dessen technischer Vorreiter muss sich gerade neu definieren", ist Karlstetter überzeugt. Soll heißen: Kleine, effiziente Motoren mit Turboaufladung sind erforderlich um den Energieverbrauch und den CO2- Ausstoß zu reduzieren. Und: "In den kommenden Jahren wird sich zeigen welche Kraftstofftechnologien dafür am besten geeignet sind, und wie der Kraftstoff der Zukunft auszusehen hat. Das Hauptkriterium ist dabei eine kosteneffiziente und nachhaltige CO2-Reduzierung."
Wohin langfristig die Reise gehen wird, "kann noch niemand mit 100prozentiger Sicherheit sagen. Fakt ist aber, dass Begriffe wie Biomass-to-Liquid oder Gas-to-Liquid dabei eine wesentliche Rolle spielen werden." Deswegen ist Karlstetter auch kein grundsätzlicher Gegner des in Europa so umstrittenen Begriffs Ethanol.
Bereits die nächste Generation

© Shell
Bei Shell wird längst an den neuen Kraftstoffen der Zukunft geforscht Zoom
"Ethanol aus brasilianischem Zuckerrohr hat zum Beispiel eine wesentlich höhere Effizienz als Ethanol aus amerikanischem Mais." Dazu kommt: "Reines Ethanol, also E100 wie es etwa bei den IndyCars verwendet wird, oder E85 haben einen wesentlich höheren Verbrauch. Das kann ja kein Ziel für den normalen Straßenverkehr sein."
Shell denkt an dieser Stelle schon weiter. "Wir beschäftigen uns bereits mit der nächsten Generation mit höherer CO2-Reduzierung und verbesserter Effizienz. Beim Diesel betrachten wir mittelfristig GTL auch als Brücke zu Biomass-to-Liquid. BTL besitzt gleich gute Eigenschaften wie GTL, wird aber aus Reststoffen hergestellt. Kernaufgabe hier ist die Entwicklung der Produktionstechnologie für BTL. Das ist sehr komplex und wird noch dauern, bis dahin konzentrieren wir uns auf GTL."
In Le Mans lieferte Shell in diesem Jahr übrigens als exklusiver Lieferant des Veranstalters ACO seinen V-Power und V-Power Diesel Rennsprit an alle 55 Autos - Benziner und Diesel. Eine Sonderrolle nahm dabei wieder Audi Sport ein. Nicht nur, weil der drahtige Marathon-Läufer Karlstetter die 13,628 Kilometer lange Strecke an der La Sarthe zusammen mit Tom Kristensen und Dindo Capello im Laufschritt erkundete.
"Der neue Audi R15 TDI hat eine höhere Effizienz als sein Vorgänger R10, weil das Gesamtpaket neuer Motor und neuer Kraftstoff im Vorfeld optimiert werden konnte." Eine gemeinsame Entwicklungsarbeit also, deren Ergebnisse zumindest in Sachen Kraftstoff allen zu Gute kam.
Richard Karlstetter im Kreuzverhör:
Geburtsdatum: 15.07.1961
Geburtsort: Griesbach im Rottal
Wohnhaft in: Tornesch (bei Hamburg)
Familienstand: Verheiratet, einen Sohn
Erstes Fahrzeug: Opel Kadett 1.4
Aktuelles Fahrzeug: Audi A4 Avant 3.0 TDI
Erlernter Beruf: Maschinebau-Ingenieur
Im Motorsport involviert seit: 14 Jahren
Größter beruflicher Erfolg: Historischer Diesel-Sieg mit Audi in Le Mans 2006
Größtes Ziel: bewegliches Ziel
Online oder Print? online
Business- oder Economy-Class? Economy (außer Langstrecke)
Boulevard oder Feuilleton? Boulevard
Festgeld oder Optionsschein? Festgeld
T-Shirt oder Sakko? dazwischen
Opernball oder Oktoberfest? dazwischen
Arbeit oder Hobby? Beides wichtig
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