Party pur an der Nordschleife
Kälte und Regen hielten tausende Fans nicht davon ab, an der Nordschleife zu campieren - Tagelang wurde eine große Party gefeiert
(Motorsport-Total.com) - Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring zieht in jedem Jahr tausende Fans an. Die Nordschleife wurde auch bei der 38. Ausgabe der legendären Hatz um die Nürburg von rund 200.000 Zuschauern belagert. Wechselnde Wetterbedingungen und kühle Temperaturen machten das Wochenende nicht zu einem Sommerausflug, aber wer bekanntlich einmal vom Rennbazillus infiziert wurde, den kann nichts davon abhalten, an der Rennstrecke zu campieren. Lagerfeuer und Partystimmung ließen die Kälte in den Hintergrund rücken.

© MST/Dirnbeck
Auf den Campingplätzen rund um die Nordschleife wird Party gefeiert
Die ersten Camper trafen bereits Tage vor dem ersten Training an der Nordschleife ein. An legendären Streckenabschnitten - wie Hatzenbach, Wehrseifen, rund um das Caracciola-Karussell und dem Schwalbenschwanz - stehen großflächige Wiesenflächen bereit, die Jahr für Jahr in kürzester Zeit in kleine Dörfer verwandelt werden. Wer als Erster kommt, schlägt sein Lager direkt an den Fangzäunen auf, und hat jederzeit einen perfekten Blick auf die Rennaction.#w1#
Natürlich können nicht alle ihr Zelt direkt an der Strecke errichten. Einige Fangruppen stellten direkt neben ihrem Lager Gerüste auf, die bis zu sechs Meter in die Höhe ragten. Von dort aus gibt es nicht nur einen perfekten Überblick auf die Zeltnachbarn, sondern auch auf den geschichtsträchtigen Asphalt.
Aussichtsprobleme waren aber das geringste Problem im Verlaufe der Woche. Im Vorjahr zeigte sich das berühmte Eiffelwetter von seiner besten Seite, doch 2010 begrüßte Nebel, Sprühregen und Kälte die Besucher. Aufgrund dieser widrigen Umstände verwandelten sich die wenigen Verbindungsstraßen in schlammige Feldwege. Einige Autos hatten Probleme mit dem Vortrieb, aber Rennfans halten zusammen und helfen, wo Not am Platz ist.
Da Kälte und Nässe bis zum Sonntag, als sich die Sonne zum Zieleinlauf zeigte, das größte Problem darstellte, wurden auch die zahlreichen Lagerfeuer auf den Campingplätzen mit den Zeltnachbarn geteilt. Im Bereich Breitscheid hatte eine findige Fangruppe die Idee, einen Swimmingpool aufzubauen und mit einem ausgeklügelten Rohrsystem durch das Feuerlager das Wasser zu heizen.
Dazu wurde natürlich rund um die Uhr Musik gespielt. Von Popmusik, über Rock und Schlager wurde einiges geboten. Nicht zu vergessen: Das Ringradio, das ständig über das Geschehen auf der Strecke und in der Boxengasse informierte. Oft genug tanzten einige Leute um das Lagerfeuer und feierten das Rennen und die spezielle Atmosphäre, die die Nordschleife ausstrahlt.
Feuerwerkskörper erhellten die Nacht und strahlten den Charme einer Silvesternacht aus. Doch statt Donauwalzerklängen ertönte der kernige Sound von 250 Startern. Massenhaft Fans standen bis weit in die Nacht hinein beispielweise in den Steilkurven beim Karussell und dem Schwalbenschwanz und beobachteten die Lichtkegel der vorbeifahrenden Teilnehmer. Gut, dass bei den Topfahrzeugen die Startnummern an der Seite beleuchtet sind, sonst wäre ein Erkennen nur anhand der Scheinwerfern möglich.

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Rund um die Nordschleife werden jedes Jahr kleine Zeltstädte errichtet Zoom
Wird ein Auto nicht erkannt, ist es trotzdem egal, denn in der Nacht wird jedes vorbeikommende Fahrzeug gefeiert. Aber nicht von allen. Da wären einerseits diejenigen, die nach ausgiebigem Alkoholkonsum bereits im Land der Träume weilten, andererseits gibt es auch partywilliges Volk, das nur zum Feiern an die Strecke gekommen ist. Für Rennfans etwas Unglaubliches. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch.
Nach der langen Nacht und einem spannenden Rennverlauf zeigte der Morgen das Ausmaß des Getränkekonsums. Überall lagen leere Bierflaschen herum, Mauern aus Dosen wurden gesichtet. Überall schlafende Camper, die sich ein paar ruhige Minuten gönnten, um für den Zieleinlauf wieder in voller Frische die verbliebenen Fahrzeuge an der Strecke anfeuern zu können.
Die Plätze um die Nordschleife füllten sich am Vormittag wieder. Zum Frühstück wurden überall die Grills angeworfen. Mit dem dramatischen Finish, als der Hybrid-Porsche kurz vor Schluss die Führung verlor, wurde noch einiges geboten. Um 15 Uhr stand schließlich BMW als Sieger fest. Der Aufbruch begann. Auf einigen mitgebrachten Fernsehern lief der Formel-1-Grand-Prix aus Monaco, doch der Abbau der Zeltstädte hatte längst begonnen. Überall herrschte der Tenor: "Im nächsten Jahr kommen wir wieder". Und so wird sich das Spektakel abseits der Rennstrecke auch 2011 wiederholen.

