Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Pedro Acosta

Pedro Acosta steht in Katar im Schatten von Maverick Vinales - Hat er weiterhin den Glauben an KTM, oder denkt er insgeheim schon an einen Wechsel?

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Pedro Acosta

Pedro Acosta ist mit der Gesamtsituation nicht zufrieden Zoom

zunächst möchte ich Jorge Martin alles Gute und eine rasche Genesung wünschen! Heute Morgen hat Aprilia ein weiteres Update geschickt. Er hat sich nicht sechs, sondern acht Rippen im Bereich des Rückens gebrochen. Martin wird noch einige Tage im Krankenhaus bleiben müssen, bis sich die Situation mit dem Pneumothorax gebessert hat.

Trotzdem hatte Martin großes Glück. Denn die Szene erinnerte an den Unfall von Shoya Tomizawa in Misano 2010, als er im Moto2-Rennen von nachfolgenden Fahrern überrollt wurde und an seinen Verletzungen verstarb.

Widmen wir uns nun unserer traditionellen Montagskolumne. Die starke Performance von Maverick Vinales kam aus dem Nichts. Die Disqualifikation wegen des Reifendrucks war natürlich sehr bitter, denn KTM hat so ein Ergebnis dringend gebraucht.

Aber das Team hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass er das Rennen sogar anführen würde. Wir wissen, was Vinales kann. Aber es kann durchaus auch sein, dass in den nächsten zehn Rennen nichts von ihm zu sehen sein wird. Es bleibt abzuwarten, ob das eine einmalige Show war.

Als Marc Marquez von Vinales überholt wurde, glaubte er zunächst, dass es Pedro Acosta sei. Denn üblicherweise ist er der schnellste KTM-Fahrer. Dass es dann Vinales war, hat auch Marc Marquez im ersten Moment überrascht.

Die übrigen KTM-Fahrer steckten in der Mittelfeldgruppe fest. Acosta kam als Neunter ins Ziel und rückte durch die Zeitstrafe gegen Vinales um einen Platz nach vorne. Klar, wenn man im Verkehr steckt, ist ein Rennen natürlich viel schwieriger, als wenn man in der Spitzengruppe mitfährt.

Maverick Vinales, Pedro Acosta

Überraschend führte Maverick Vinales das Rennen sogar kurzzeitig an Zoom

Prinzipiell war Acosta zufrieden, denn wie auch bei Vinales war das starke Chattering vom Samstag verschwunden. Warum das so war, wusste man bei KTM nicht. Eventuell lag es nur daran, dass man im Sprint mit dem weichen Hinterreifen gefahren ist und im Rennen mit Medium.

Bei KTM dreht man sich nach wie vor im Kreis. Die technischen Pakete unterscheiden sich bei den Fahrern. Acosta will bei seinem Paket aus dem Vorjahr bleiben, weil er sich damit in der Bremsphase deutlich wohler fühlt.

Er meinte, es war "genauso" wie im Vorjahr. Aber damals wurde Brad Binder in Katar Zweiter und auch Acosta fuhr gut, bis er den Hinterreifen zu sehr verheizt hatte. Zugegeben, Vinales war diesmal überraschend stark, aber ich habe das Gefühl, dass KTM keine Fortschritte gemacht hat.

Viele Spekulationen über Acostas Zukunft

Um die Zukunft von Acosta ranken sich derzeit viele Gerüchte und Spekulationen. Sein Vertrag mit KTM gilt auch für 2026. Im Fahrerlager wird gemunkelt, dass man rund sechs Millionen für ein vorzeitiges Vertragsende auf den Tisch legen müsste. Ob diese Summe stimmt, weiß ich nicht.

Bisher sind Acostas beste Ergebnisse zwei achte Plätze - in Argentinien und jetzt in Katar. Dazu kommt Rang sieben im Austin-Sprint. Es ist klar, dass er damit nicht zufrieden ist. Sein Unmut wurde bisher an jedem Rennwochenende größer.

Als ich mir die Aussagen von Acosta nach dem Sprint am Samstag angehört habe, hat mich erstmals das Gefühl beschlichen, dass er innerlich mit KTM abgeschlossen haben könnte. Ob ich richtig liege, weiß ich nicht. Das war nur mein persönliches Bauchgefühl.

Pedro Acosta

Mit den Ergebnissen ist Pedro Acosta bisher nicht zufrieden Zoom

Denn aufgrund des starken Chatterings - das am Sonntag eben auf wundersame Weise verschwunden war - war Acosta ratlos und frustriert. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass er das Vertrauen verloren hat, dass KTM tatsächlich in der Lage ist, die Probleme zu beheben.

"Sie müssen Analysen durchführen, eine manuelle Auswertung vornehmen und viele, viele andere Dinge. PDFs, PowerPoints - oder was auch immer", hat Acosta zum Beispiel am Samstag gesagt. Das klingt für mich nicht nach viel Glauben an die Technikabteilung in Österreich.

Welche theoretischen Alternativen gäbe es? Bei Ducati ist kein Platz und da im Motorsportprogramm gespart werden muss, würde Ducati bestimmt keine Ablösesumme bezahlen. Aprilia hat sich erst neu aufgestellt und hat auch nicht das größte Budget.

Bastelt Honda an einem "Superteam" für die Zukunft?

Blieben somit nur die beiden japanischen Marken, die viel Geld in die Hand nehmen, um wieder konkurrenzfähig zu werden. Yamaha steht perspektivisch mit dem V4-Motor vor einem komplett neuen Projekt. Wie sich das entwickeln wird, ist derzeit natürlich ein Unsicherheitsfaktor.

Bliebe Honda. Johann Zarco hat in Argentinien und in Katar gezeigt, welche Fortschritte die RC213V gemacht hat. Natürlich könnte man sich fragen, was ein Marc Marquez mit dieser Honda machen würde. Aber das werden wir nie erfahren.

Trotzdem zeigt Marc Marquez aktuell eindrucksvoll, wie wichtig ein Fahrer seiner Extraklasse ist. Wenn Honda wieder erfolgreich sein will, dann brauchen auch sie einen Fahrer mit außergewöhnlichem Talent. Denn dieser Fahrer macht letztendlich den entscheidenden Unterschied.

Johann Zarco

Johann Zarco hat in Katar einmal mehr die Fortschritte von Honda gezeigt Zoom

Macht Honda die Geldschatulle auf, um Acosta zu bekommen? Will er überhaupt zu Honda? Diese Fragen kann ich momentan nicht seriös beantworten. Ich glaube, Acosta wartet noch ab, ob KTM beim Montagstest nach dem Rennen in Jerez große Fortschritte erzielt.

Mein spanischer Kollege ist sehr eng mit Honda-Teammanager Alberto Puig und mit Acosta-Manager Albert Valera verbunden. Aus dieser Ecke habe ich bisher noch nichts gehört, ob sich im Hintergrund möglicherweise etwas anbahnt.

Das zweite Gerücht bezüglich Honda betrifft Toprak Razgatlioglu. Es heißt, er könnte 2026 für Honda in der Superbike-WM fahren und 2027, wenn das neue Reglement in Kraft tritt und auf Pirelli-Reifen gewechselt wird, in die MotoGP wechseln.

In Assen waren einige Topmanager von Honda vor Ort. Ein Zufall? Bastelt Honda tatsächlich an einem "Superteam" mit Acosta und Razgatlioglu? Derzeit handelt es sich noch um reine Spekulation. Aber die "Silly Season" ist eröffnet und kann noch sehr spannend werden!

Euer,


Gerald Dirnbeck

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