GP Österreich

Spielberg-Sonntag in der Analyse: Muss Verstappen härter bestraft werden?

Formel-1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Kollision zwischen Verstappen und Norris +++ Verstappen findet Strafe "lächerlich" +++ Marko: Crash war "völlig unnötig" +++

20:45 Uhr

Feierabend

Wir atmen erst einmal durch und ziehen nach diesem ereignisreichen Tag einen Strich unter unserem Ticker. Morgen sind wir dann wie versprochen wieder mit einer neuen Ausgabe da, um die weiteren Themen aus Spielberg aufzuarbeiten.

Und für euch geht es um 21:45 Uhr auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de ja auch noch mit der großen Videoanalyse zum Rennen weiter. Auch dort steht der Crash zwischen Verstappen und Norris natürlich wieder im Mittelpunkt.

Viel Spaß nachher mit den Kollegen Nimmervoll und Scheuren und bis dann!



20:38 Uhr

Schaden auch bei Perez

Obwohl Verstappen eine Zeitstrafe bekam und einen zusätzlichen Boxenstopp nach dem Crash einlegen musste, kam er trotzdem noch zwei Positionen vor seinem Teamkollegen ins Ziel. Der kämpfte allerdings mit stumpfen Waffen.

Denn das Perez-Auto wurde gleich zu Beginn im Duell mit Piastri beschädigt. "Er hat ziemlich an Downforce verloren, hat das ganze Rennen ein Untersteuern gehabt", berichtet Helmut Marko bei ServusTV.

"Wir wussten, wir können da nichts ändern, haben gesagt: Mach das Beste daraus. Und das ist unter diesen Umständen geschehen", so Marko, und auch Christian Horner bestätigt, dass Perez "ein ziemlich großes Loch im Seitenkasten" hatte.

Dadurch habe er unter anderem Speed auf den Geraden verloren. Und so war das Überholen natürlich fast unmöglich, weshalb er am Ende bis zur Zieldurchfahrt hinter Nico Hülkenberg im Haas feststeckte.


20:27 Uhr

Verstappen: Auto war am Ende "unfahrbar"

Und damit noch einmal zurück zum Weltmeister, der glaubt, dass mit seinem Auto bereits vor dem Norris-Crash irgendetwas nicht mehr stimmte. "Heute war es einfach sehr schlecht", berichtet er.

"Ich habe ehrlich gesagt keine Erklärung dafür, warum sich das Auto plötzlich von einer anfänglich guten Balance in ein unfahrbares Verhalten verwandelt hat, was normalerweise darauf hindeutet, dass auch etwas nicht stimmte", so Verstappen.

"Es muss irgendetwas mit dem Auto passiert sein, denn es war plötzlich nicht mehr fahrbar", betont der Weltmeister. "Aber selbst damit hätten wir heute gewinnen können, wenn wir nicht so viele Fehler bei den Boxenstopps gemacht hätten", ärgert er sich.

Für die Konkurrenz ist das natürlich kein gutes Zeichen, wenn Verstappen selbst mit einem "unfahrbaren" Auto fast noch gewonnen hätte ...


20:17 Uhr

Hamilton: Schaden am Unterboden

Weil wir gerade bei Mercedes sind, wollen wir auch noch schnell auflösen, warum Hamilton im Ziel 23 Sekunden auf seinen Teamkollegen fehlten. "Ich habe mir früh eine Beschädigung eingefangen", berichtet er selbst.

Andrew Shovlin präzisiert: "Lewis hatte einen schwierigeren Nachmittag. Er hat sich früh im Rennen eine Beschädigung am Unterboden zugezogen, und das hat ihn zusammen mit der Zeitstrafe [...] aus dem Rennen um die Spitzenpositionen genommen."

Woher er den Schaden hatte, das weiß Hamilton übrigens nicht. "Ich bin mir nicht ganz sicher", grübelt er und erklärt, er habe sich vermutlich in Kurve 1 ein bisschen Schaden eingehandelt. Und danach sei der Unterboden "auseinandergefallen".

Möglicherweise hat er sich den Unterboden selbst kaputtgemacht, als er in Kurve 1 neben der Strecke war und über den Randstein gefahren ist.


20:06 Uhr

Russell: Anfangsphase entscheidend für Sieg

Natürlich wollen wir auch den Sieger selbst noch zu Wort kommen lassen. "Wir hatten in der Anfangsphase einen harten Kampf, um uns auf Platz 3 zu halten. Das sollte sich am Ende als entscheidend erweisen", betont der Brite.

"Ich konnte sehen, dass Max und Lando sich einen harten Kampf lieferten. Wir lagen nur etwas mehr als zehn Sekunden hinter den beiden, was von der Pace her wirklich ermutigend ist."

"Ich wusste, dass die Möglichkeit bestand, dass sie sich berühren könnten, obwohl es nur eine kleine Chance war. Aber in solchen Situationen muss am Ende da sein, und genau das ist uns gelungen", erklärt er zufrieden.

Wir wissen, dass wir alle anderen Themen neben dem Crash heute so ein bisschen ausgeblendet haben. Aber keine Sorge: In den kommenden Tagen haben wir noch genug Zeit, auch die anderen Aspekte des Rennens aufzuarbeiten.


19:56 Uhr

Piastri: Verpasster Sieg "tut ein bisschen weh"

Letztendlich staubte George Russell den Sieg heute ab, doch auch Oscar Piastri hätte wohl beste Chancen dazu gehabt - wenn seine Q3-Runde gestern nicht gestrichen worden und er weiter vorne von P3 gestartet wäre.

So fehlten ihm im Ziel knapp zwei Sekunden auf Russell. "Ich weiß, dass es erst mein viertes Podium in der Formel 1 ist, aber so knapp vor einem Sieg tut es schon ein bisschen weh", gesteht der Australier.

"Ich denke, dass wir in der zweiten Hälfte des Rennens ziemlich stark waren", betont er und erklärt, dass es am Ende auch wichtige Punkte für das Team seien. "Aber wenn es so knapp ist, tut es einfach ein bisschen weh", so Piastri.

Zumal man bei McLaren ja immer noch nicht davon überzeugt ist, dass er gestern in Q3 wirklich komplett neben der Strecke war ...


19:45 Uhr

Stella: Wollen nicht noch ein 2021

Auch über seinen Vergleich zur Saison 2021 hat der McLaren-Teamchef noch einmal gesprochen. Er erklärt, man müsse jetzt über einige Dinge nachdenken, "denn wir wollen kein weiteres 2021 erleben."

Über das damalige Duell zwischen Hamilton und Verstappen sagt er: "Ich denke, das war kein guter Zeitpunkt in der Formel 1. Es mag unterhaltsam gewesen sein, aber nicht aus den richtigen Gründen."

In diesem Zusammenhang müsse man sich auch noch einmal anschauen, ob man heute die richtige Strafe gegen Verstappen gewählt habe. Denn die Zehn-Sekunden-Strafe hatte am Ende überhaupt keine Auswirkung.

Und gleichzeitig habe Verstappen seinen Vorsprung in der WM sogar noch ausgebaut.


19:36 Uhr

Stella bleibt bei seiner Kritik

In seiner Medienrunde hat der McLaren-Teamchef noch einmal betont, dass man die Situation heute seiner Meinung nach nicht richtig gehandhabt habe. Zu dem Crash sei es gekommen, "weil die Regeln einfach nicht durchgesetzt wurden."

"Es hätte gereicht, Max eine Verwarnung zu geben", glaubt er. Dann wäre der Weltmeister seiner Meinung nach vorsichtiger gewesen. Stattdessen habe Norris eine Strafe bekommen, weil er beim Überholversuch von der Strecke abkam.

Wenn man einen Überholversuch so hart bestrafe, "dann frage ich mich, welche Art von Rennen wir haben werden", zuckt Stella die Schultern. Seiner Meinung nach führe das dazu, dass die Fahrer dann gar nicht mehr attackieren.

"Wir sind nicht verärgert darüber. Wir denken nur, es ist falsch", stellt er klar und betont, man müsse in Zukunft Lösungen dafür finden.


19:27 Uhr

Für Alonso wird es langsam eng

Max Verstappen steht nach dem heutigen Zwischenfall jetzt bei vier Strafpunkten. Das ist aber (noch) kein großes Thema, denn eine Rennsperre gibt es erst bei zwölf Punkten innerhalb eines Jahres.

Ein Problem bekommt dagegen langsam Fernando Alonso. Der Spanier kassierte heute nämlich ebenfalls zwei Strafpunkte für seinen Crash mit Guanyu Zhou. Damit steht er jetzt schon bei acht Zählern.

Und von denen verfallen in diesem Jahr auch keine mehr. Heißt: Sammelt Alonso in diesem Jahr noch vier weitere Strafpunkte, dann muss er ein Rennen aussetzen.

Die Übersicht über alle Strafpunkte findet ihr hier!


19:19 Uhr

Horner: Hätte vermutlich gereicht

Auch Teamchef Christian Horner glaubt, dass der verpatzte Boxenstopp Red Bull heute um den Sieg gebracht hat. Er erklärt: "Wären sie mit einem Abstand von sechs Sekunden aus der Box gekommen, hätte [Lando] die Lücke wahrscheinlich geschlossen."

"Aber wir hätten es wahrscheinlich hinbekommen, es in den letzten Runden zu managen", so Horner. Doch weil der Stopp von Verstappen 6,5 Sekunden dauerte, kam Norris nur rund zwei Sekunden hinter Verstappen wieder aus der Box.

Zur Strafe sagt Horner, dass diese "etwas hart" sei. Letztendlich sei die ganze Situation "sehr frustrierend" gewesen, erklärt er. Seiner Meinung nach sei der Crash "ein Rennunfall" gewesen.

Mit einem besseren Stopp wäre es aber wohl gar nicht erst zu diesem gekommen.


19:09 Uhr

Red Bull: Rennen schon vorher verloren

Laut Helmut Marko war der Norris-Crash zumindest nicht alleine dafür verantwortlich, dass man das Rennen heute nicht gewonnen hat. Bei ServusTV erklärt er: "Den Sieg gekostet haben mehrere Faktoren."

Entscheidend sei zum Beispiel gewesen, "dass der Boxenstopp daneben gegangen ist, dadurch ist Lando ins DRS-Fenster reingerutscht", erklärt Marko. Zudem habe man sich bei den Reifen vertan.

"Unsere Vermutung, dass bei heißem Wetter der harte Reifen die bessere Wahl sein wird, das war nicht der Fall", gesteht Marko. So musste Verstappen am Ende einen gebrauchten Medium nehmen.

Norris dagegen hatte noch einen frischen. "Das war auch so ein Faktor", so Marko. "Aber sehen wir es positiv. Wir haben die WM-Führung ausgebaut, sowohl in der Konstrukteurs-WM als auch in der Fahrer-WM", erinnert er.


18:57 Uhr

Wolff widerspricht Stella

Toto Wolff ist übrigens nicht der Meinung, dass es nicht zum heutigen Crash gekommen wäre, wenn die FIA früher schon härtere Strafen gegen Verstappen ausgesprochen hätte. Das glaubt ja bekanntlich Andrea Stella.

"Ich glaube nicht, dass man diese Schlussfolgerung ziehen kann", grübelt er und erklärt: "Es braucht zwei, um Tango zu tanzen. Ich habe das Rennen von Lando und Max nicht gesehen, ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist."

"Also muss ich es erst sehen, bevor ich mir eine Meinung bilden kann", betont Wolff noch einmal. Aber er glaube nicht, dass es "eine Korrelation" zwischen dem heutigen Unfall und Vorfällen aus 2021 gebe.


18:43 Uhr

Die Bilder zum Unfall ...

... haben wir in dieser Fotostrecke einmal für euch zusammengestellt:


Fotostrecke: Der Unfall von Lando Norris und Max Verstappen in Spielberg


18:34 Uhr

Verstappen vs. Norris

Die wichtigsten Aussagen der beiden Protagonisten haben wir ja bereits im Ticker zusammengefasst. Mein Kollege Norman Fischer hat in diesem Artikel aber jetzt noch einmal ganz genau aufgearbeitet, was sich die beiden nach Rennende gegenseitig an den Kopf geworfen haben.


18:28 Uhr

Warum es keine unsichere Freigabe war

Bereits beim ersten Boxenstopp zuvor gab es eine knifflige Szene, als Red Bull Verstappen aus der Box ließ und dieser fast in Norris gekracht wäre, der gerade selbst in seine Box einbiegen wollte.

Die Stewards sahen sich das an, sprachen letztendlich aber keine Strafe aus. Im Urteil heißt es zwar, dass es "die Möglichkeit" gebe, dass Verstappen Norris bei der Anfahrt zum Boxenstopp behindert habe.

Eine Strafe gebe aber nur dann, wenn eine Aktion in der Boxengasse potenziell gefährlich für Teampersonal oder andere Fahrer sei. Und das sei hier nicht der Fall gewesen: Hier die Begründung im Wortlaut:

"Car 1 was released from its pit stop station when Car 4 was approaching. There is a possibility that Car 1 hindered Car 4 on its approach to the pit stop. However, Article 34.14 a) specifies that a car is considered to be released in an unsafe manner if it could endanger pit lane personnel or another driver. This was not the case and therefore no further action is taken."


18:19 Uhr

Wolff entschuldigt sich bei Russell

Der Mercedes-Teamchef bekam den Crash gar nicht mit und verrät bei Sky: "Ich habe es gar nicht gesehen. In meiner Aufregung habe ich nur gesehen, dass einer einen Reifenschaden hatte und der andere glaube ich auch."

"Wie es passiert ist, weiß ich nicht. Sie sind gute Freunde. Sie werden heute im Flieger nach Hause sicherlich einiges zu besprechen haben", so Wolff, der nach dem Unfall selbst etwas übermotiviert war.

Er funkte Russell in seiner Euphorie nämlich mitten in der Bremszone an, dass dieser das Rennen gewinnen könne. "Das war eines der dümmsten Dinge, die ich je gemacht habe, muss ich wirklich sagen", schmunzelt Wolff.

"Ich habe überhaupt nicht geschaut, wo er ist. Ich habe nur gesehen, dass die beiden sich in die Kiste fahren. Das ist mir zum ersten Mal in zwölf Jahren passiert. Er steht voll auf der Bremse aus 320 km/h und ich berichte ihm da, dass die beiden kollidiert sind."

Dafür entschuldigte er sich dann nach Rennende erst einmal.