Schickt ausgerechnet Verstappen Kumpel Alonso bei Aston Martin in Rente?

Max Verstappen wird weiter mit Aston Martin in Verbindung gebracht: Fernando Alonso fürchtet das nicht, sondern bringt eine neue Perspektive für sich ins Spiel

(Motorsport-Total.com) - Aus seiner Bewunderung für Max Verstappen macht Fernando Alonso bekanntlich keinen Hehl, in der Pressekonferenz vor dem Großen Preis von Saudi-Arabien gibt es vom Altmeister aber einen besonderen Ritterschlag für den Niederländer, vergleicht er doch Verstappens aktuelle Leistungen mit den besten, die er in seiner eigenen Karriere wohl abgeliefert hat:

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso, Max Verstappen

Fernando Alonso und Max Verstappen verstehen sich bekanntlich bestens ... Zoom

"Es erinnert mich an meine Zeit bei Ferrari, speziell 2010 und 2012, als ich bis zum letzten Rennen um den Titel gekämpft habe - mit dem dritt- oder viertschnellsten Auto", sagt Alonso zu Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport-Network: "Manchmal kamen wir nicht mal ins Q3, haben aber trotzdem Rennen gewonnen. Das sind Ausnahmesituationen, keine Normalität." Und solche Ausnahmen, die produziert auch Verstappen immer mal wieder, zuletzt etwa bei seinem Sieg in Suzuka:

"Ich denke, ich habe damals Anerkennung für meine Leistung bekommen - und Max bekommt sie heute auch. Niemand zweifelt daran, dass er aktuell auf höchstem Niveau fährt", sagt der Spanier, der nur zu gut weiß, wie schwer das ist: "Man darf sich keinen Fehler erlauben, kein schlechtes Qualifying, keine ungünstige Runde im Verkehr, kein Aufhalten. Jeder kleine Rückschlag kann alles zunichtemachen. Es ist extrem - aber auch eine Herausforderung."

Alonso neben Verstappen? "Sehr unwahrscheinlich"

Allein: Vor dem Hintergrund der Probleme bei Red Bull wird dieser Tage auch immer wieder über einen Verstappen-Abgang spekuliert - und ausgerechnet Alonsos Aston-Martin-Team wird dabei als heißester Kandidat auf eine Verpflichtung gehandelt. Auf die Frage, ob er Verstappen denn als Teamkollegen begrüßen würde, sagt Alonso am Donnerstag: "Ja, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass das passiert." Mit einem Grinsen wiederholt er: "Sehr unwahrscheinlich."

Wer hat Angst ums Cockpit? Alonso glaubt an seinen Platz bei Aston Martin

Wer hat Angst ums Cockpit? Alonso glaubt an seinen Platz bei Aston Martin Zoom

Hintergrund: Dass Teambesitzer Lawrence Stroll seinen eigenen Sohn Lance aus dem zweiten Cockpit schmeißt, gilt im Fahrerlager als so gut wie ausgeschlossen. Sprich: Aston Martin hat neben Stroll stets nur ein Cockpit zu besetzen, eine Traumpaarung mit Alonso und Verstappen ist daher äußerst unrealistisch. Was in weiterer Folge natürlich den Schluss zulässt, dass der Platz des Spaniers durch die Gerüchte um den Weltmeister in Gefahr ist.

Doch Alonso sieht das anders, sagt dazu: "Ich denke nicht, denn ich habe einen Vertrag für das nächste Jahr." Vielmehr lässt der Altmeister aufhorchen: "Ich sehe diese Gerüchte aber durchaus als positiv für das Team. Der amtierende Weltmeister wird immer mal wieder mit anderen Teams in Verbindung gebracht. Und wenn man hört, dass es dabei um Mercedes, Aston Martin und Ferrari geht, zeigt das nur, welches Potenzial unser Projekt hat und welche Zukunftsperspektiven."

Alonso-Vertrag "geht weit über aktive Karriere hinaus"

Alonso gibt zu bedenken: "Ich habe schon bei meiner Vertragsverlängerung im letzten Jahr gesagt: Solange ich mich schnell und wettbewerbsfähig fühle, und das Team mich am Steuer haben möchte, werde ich fahren. Aber mein Vertrag geht aber weit über meine aktive Karriere hinaus." Interessant: Damit macht sich der Spanier indirekt die Hintertür für eine mögliche Verstappen-Verpflichtung auf: "Ich werde noch viele Jahre Teil dieses Teams sein - aber vielleicht in anderer Rolle."

Die Erfolge eines potenziellen Nachfolgers würde er, quasi nach gelungener Übergabe des Staffelstabs, also genauso mitgenießen, erklärt Alonso vorsorglich: "Wenn wir eines Tages die Weltmeisterschaft gewinnen, selbst wenn ich dann nicht mehr hinter dem Lenkrad sitze, werde ich dennoch sehr stolz auf dieses Projekt sein", lässt er keinen Zweifel an seinem langfristigen Engagement bei den Grünen.


Denn mit Blick auf seine aktive Formel-1-Laufbahn ist auch Alonso bewusst, dass die Uhr unermüdlich tickt. Der Spanier wird im Sommer bereits 44 Jahre alt. Bis 50 werde er jedenfalls "eher nicht" mehr in der Königsklasse fahren, sagt der zweimalige Weltmeister, und verrät mit Blick auf seine Pläne: "Wir haben ja bewusst eine gewisse Offenheit vereinbart. Ich wollte dieses Jahr und auch 2026 unbedingt fahren, um das neue Reglement zu erleben und den Einstieg von Honda mitzuerleben."

"Dann kam auch noch die überraschende Nachricht, dass Adrian Newey zum Team stößt - das war bei den Vertragsgesprächen im letzten Jahr natürlich auch ein Faktor", sagt der Aston-Martin-Pilot: "Aber was nach 2026 passiert, weiß ich nicht. Ich werde von Jahr zu Jahr entscheiden - je nachdem, wie ich mich fühle, wie motiviert ich bin. Im Moment bin ich sehr motiviert, aber ich kann das nicht für die nächsten drei oder vier Jahre garantieren."

(Beide) Strolls entscheiden über Zukunft

Dabei verweist Alonso auch auf sein vertrauensvolles Verhältnis zu - wohlgemerkt - beiden Strolls: "Wir haben aus diesen Gründen gesagt: Bis Ende 2026 - und danach setzen wir uns gemeinsam - mit Lawrence und Lance - ehrlich zusammen und schauen, was das Beste fürs Team ist."

Gut möglich also, dass Alonso Ende nächster Saison ins zweite Glied rückt - und ein möglicher Nachfolger wie Verstappen erst ein Jahr später zum Rennstall stößt, wenn nach der Reglementsänderung auch alle Beteiligten Klarheit über das dann herrschende Kräfteverhältnis unter den Rennställen haben.

Alonso und Verstappen: Als Teamkollegen wird man beide wohl eher nicht sehen

Alonso und Verstappen: Als Teamkollegen wird man beide wohl eher nicht sehen Zoom

Alonso jedenfalls stellt klar: "Ich werde immer bereit sein, das Team in jeder Rolle zu unterstützen. Wenn ich noch schnell genug bin und man mich weiter fahren lassen möchte, verlängern wir den Vertrag. Wenn nicht - oder wenn ich selbst das Gefühl habe, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein - werde ich der Erste sein, der das offen anspricht."

Seinen Wechsel zu Aston Martin bewertet er aber so oder so positiv, egal was jetzt noch kommen mag: "Als ich Alpine verlassen habe, hatte ich nicht das Gefühl, mit ihnen um den Titel kämpfen zu können. Vielleicht gelingt ihnen das in Zukunft, aber meine Rennkarriere wird nicht ewig dauern", erinnert Alonso nochmal an seine Beweggründe, die ihn 2022 Entscheidung zur Unterschrift bei den Grünen veranlassten: "Zum damaligen Zeitpunkt erschien mir Aston Martin als der bessere Ort."

Aston Martin "ein Team der Zukunft - nicht der Gegenwart"

Und Alonso sollte Recht behalten, sein Wechsel machte sich direkt bezahlt: "Ich habe die Saison 2023 sehr genossen, weil wir konkurrenzfähig waren", blickt er auf seinen starken Einstand im Team mit einer Reihe an Podestplätzen zurück. Wenngleich Aston Martin aktuelle wieder kleinere Brötchen backen muss, sagt der Spanier: "Ich genieße aber auch jetzt diesen Aufbauprozess - wir sind ein Team der Zukunft, nicht unbedingt der Gegenwart."

Alonso räumt ein: "Das hätte ich zwar gerne, weil ich wie gesagt nicht weiß, wie lange ich selbst noch hinter dem Lenkrad sitze. Aber ich werde mein Bestes geben, damit Aston möglichst bald die bestmöglichen Ergebnisse erzielt." Und falls die Früchte seiner Arbeit in Zukunft dann ein anderer Fahrer ernten sollte, dann dürfte Alonso es wohl noch am ehesten verschmerzen können, wenn dieser den Namen Verstappen trägt...