Lance Stroll: Der Aston Martin besitzt überhaupt keine Stärken

Während Aston Martin die Formel-1-Saison 2025 irgendwie rumbekommen muss, ist Adrian Newey bereits zu 100 Prozent auf 2026 fokussiert

(Motorsport-Total.com) - Die zehn Punkte auf dem Konto von Aston Martin sind schmeichelhaft, das weiß Lance Stroll. Der Kanadier konnte bislang überraschend alle bisherigen Punkte seines Rennstalls einfahren, während sein erfahrener Teamkollege Fernando Alonso nach vier Rennen noch auf einen Zähler wartet.

Titel-Bild zur News: Lance Stroll (Aston Martin) nach dem Formel-1-Rennen in Bahrain 2025

Nach Bahrain war Lance Stroll ein bisschen ratlos Zoom

Unter normalen Umständen hätte auch Aston Martin noch ein leeres Punktekonto haben können - oder vielleicht sogar müssen. "Als Team waren wir nicht schnell genug", sagt Stroll - auch bei den Rennen, bei denen man in die Top 10 kam. Denn bislang profitierte der Rennstall ausschließlich von glücklichen Umständen.

"In Australien wären wir vor dem ganzen Chaos irgendwo auf Platz zwölf oder 13 gelandet", räumt Stroll ein, der in einem turbulenten Regenrennen auf Platz sechs gespült wurde. Und in China war Stroll ebenfalls nur auf Rang zwölf gelandet, bevor drei Fahrer vor ihm disqualifiziert wurden und er auf Rang neun rutschte.

Japan und Bahrain haben hingegen ein jämmerliches Bild gezeigt: Stroll startete jeweils aus der letzten Startreihe und wurde einmal als 20. und einmal als 17. gewertet - weit weg von den Punkten.

Vor allem Bahrain habe die Schwächen des AMR25 aufgedeckt. "Ich hoffe, es war das schlimmste Erlebnis, das wir dieses Jahr haben", sagt der Kanadier, der nicht glaubt, dass sein Auto echte Stärken hat.


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Schwächen kann er dafür viele aufzählen. Vor allem langsame Kurven bereiten dem Auto große Schwierigkeiten. Hinzu kommen Probleme mit der Traktion und mit Bouncing. "Vielleicht sind wir beim Geradeausbremsen ziemlich okay. Kurve 1 in Bahrain war unsere beste Kurve am letzten Wochenende", sagt er. "In Monza könnten wir also okay sein."

Das Problem: Es gibt noch 23 andere Strecken im Kalender, und auf wenigen scheint das Auto derzeit aus eigener Kraft top-10-fähig zu sein. Das zeigt sich auch im Qualifying, wo es noch keinen einzigen Q3-Einzug gab.

"Wir müssen einfach wettbewerbsfähiger sein, um wirklich regelmäßig konkrete Ergebnisse in den Top 10 zu erzielen", weiß Stroll. "Im Moment sind wir auf Umstände angewiesen, darauf, dass etwas passiert." Aston Martin brauche einen perfekten Samstag und einen perfekten Sonntag und müsse auf Fehler der Konkurrenz hoffen, um Punkte holen zu können.

Falsche Entscheidungen führen zu Totalabsturz

Der Absturz von Aston Martin ist schon dramatisch. Noch im Vorjahr war man in Bahrain als Neunter und Zehnter mit beiden Autos in die Punkte gekommen, vor zwei Jahren stand Alonso sogar auf dem Podest. Wo also ist der Rennstall falsch abgebogen?

"Ich denke, wenn wir die Antwort auf diese Frage hätten, wären wir nicht da, wo wir heute sind", meint Stroll. "Ich denke, es geht um Entscheidungen, welchen Weg man bei Upgrades einschlägt und auf welche Bereiche man sich konzentriert", sagt er. "Rückblickend waren einige dieser Dinge wohl nicht die richtigen Entscheidungen und hätten anders sein können."


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Wobei: Das Wort "wohl" möchte der 26-Jährige dabei streichen und angesichts der Performance durch "definitiv" ersetzen.

Er betont aber auch, dass Aston Martin jetzt "ein besseres Verständnis" dafür hätte, was mit dem Auto nicht stimmt und welche Bereiche verbessert werden müssen. Nur: "Zeit ist dabei unser Feind", sagt er.

Denn solche Dinge könne man nur mit Zeit beheben, doch die fehlt in der Formel 1. Das weiß auch Alonso: "In der Formel 1 gibt es nie eine schnelle Lösung für Probleme", sagt der Spanier. "Die Konkurrenz ist stark, sie verbessert ihre Autos und löst ihre Probleme auch. Es ist immer ein Rennen abseits der Strecke, das Auto besser und besser zu machen."

Stroll will Performance nicht hinnehmen

Die Frage ist, ob Aston Martin sein Auto für 2025 überhaupt besser machen möchte. Denn der Bolide ist entwicklungstechnisch eine Sackgasse, weil 2026 ein völlig neues Reglement Einzug hält. Und auf das setzt man große Hoffnungen, weil es 2025 nicht mehr viel zu gewinnen gibt und man mit Stardesigner Adrian Newey und weiteren hochkarätigen Verpflichtungen auf die Zukunft baut.


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"Natürlich behalten wir nächstes Jahr im Hinterkopf", sagt Stroll, betont aber auch, dass man die aktuelle Saison "nicht einfach wegwerfen" und nicht akzeptieren möchte, dass man einfach das zehntbeste Team ist.

"Ich denke, wir wollen dieses Jahr ein paar gute Rennen haben", meint er. "Wir sind nicht zufrieden mit dem, wo wir gerade stehen, und es sind noch 20 Rennen zu fahren. Also werden wir tun, was wir können, um das Auto wettbewerbsfähiger zu machen."

Adrian Newey "zu 100 Prozent" auf 2026 fokussiert

Das wird aber ohne die Hilfe von Newey passieren müssen, der sich laut Teamchef Andy Cowell zu 100 Prozent auf 2026 konzentriert - für 2025 habe er gar keine Zeit.

"Er ist im März zu uns gekommen, musste sich also erstmal mit dem Reglement vertraut machen und mit der Konzeptarbeit, die wir in den Monaten davor geleistet hatten", so Cowell. "Es gibt harte Deadlines - zum Beispiel für das Monocoque oder das Getriebe - und die Autos werden für die Saison 2026 früher getestet. Deshalb müssen wir früher Entscheidungen treffen."

Fotomontage: Der Aston Martin AMR25 und Formel-1-Designer Adrian Newey

Adrian Newey wird dem Team nicht beim 2025er-Auto helfen Zoom

"Und es ist alles komplett neu - es gibt keinerlei Übernahme von Teilen. Es gibt also viel zu tun, und Adrian ist voll auf diese Arbeit fokussiert", betont er - eine Entscheidung, die auch Alonso "voll und ganz" unterstützt.

Und doch hat Adrian Neweys Wirken auch auf 2025 schon einen Einfluss, wenn auch indirekt: "Die Herangehensweise, die Daten auszuwerten und zu interpretieren - und auch zu priorisieren, was man als Erstes verfolgen sollte, um ein schnelleres Auto zu bauen - das sind alles Dinge, die Adrian mit beeinflussen kann", sagt Cowell.

Newey bringt also die Werkzeuge mit, nicht die Performance.

Was das Team positiv stimmt

Zumindest der Blick in die Zukunft scheint Aston Martin Hoffnung zu machen. Der Rennstall ist erst vor wenigen Monaten in eine brandneue Fabrik gezogen und benutzt seit Melbourne ausschließlich seinen eigenen neuen Windkanal, nachdem das aktuelle Auto noch bei Mercedes in Brackley entwickelt wurde.

Die neuen Anlagen scheinen auch Newey zu imponieren: "Adrian ist sehr lobend über unseren Campus und positiv eingestellt gegenüber dem Windkanal und der Art, wie alles aufgesetzt ist", betont Cowell. "Natürlich treibt er uns an, die Arbeitsweise im Tunnel zu verbessern - genauso wie bei der CFD oder den Rundensimulationen."

"Adrian hat zu vielem Ideen, wie man es besser machen kann. Und das ist das Großartige an seinem Wettbewerbsgeist - er kann sehr gut abwägen, was in Ordnung ist und wo wir wirklich ansetzen müssen."


"Ich glaube, alle sind motiviert und gespannt auf die Zukunft", sagt auch Stroll. "Wir haben unglaubliche Einrichtungen. Wir haben einen neuen Windkanal. Wir haben neue Simulatoren. Wir haben alle Werkzeuge, um ein großartiges Team zu sein und das Auto zu entwickeln. Man spürt das definitiv - hier an der Strecke, aber auch in Silverstone."

Die Realität ist aber noch eine andere. Während man mit dem Kopf schon freudig an 2026 denkt, fährt man im Hier und Jetzt 18. und 19. Plätze ein

"Ja, das ist eben die Formel 1", meint Stroll. "Du hast gute Wochenenden, gute Jahre, schlechte Jahre. Alles, was ich weiß, ist, dass sich das Spiel schnell ändert. Ich bin schon Autos gefahren, mit denen wir Letzte waren, und ein paar Monate später war alles ganz anders - und umgekehrt. Das ist einfach die Natur des Geschäfts."

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