Nach Wirbel um Skid-Blocks: Betroffene Teams spielen Auswirkung herunter

Die FIA hat mit ihrer Technischen Direktive zum Unterboden nachgeschärft: Um welche Teams es geht, und warum Ferrari nicht weiter mit der FIA diskutieren wollte

(Motorsport-Total.com) - Die FIA hat das Schlupfloch im Regelwerk zu den Skid-Blocks vor dem Großen Preis von Las Vegas gestopft, das Thema beschäftigt am ersten Trainingstag in Nevada aber dennoch die Verantwortlichen:

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc

Funkenflug am Ferrari von Charles Leclerc in Las Vegas: Wer setzt wie stark auf? Zoom

So bestätigen etwa alle drei anwesenden Teamchefs in der Pressekonferenz, Ferraris Fred Vasseur, Mercedes' Toto Wolff und Alpines Oliver Oakes, dass ihre Mechaniker aufgrund der neuen Technischen Direktive die Autos ändern mussten.

Hintergrund: Die Regelhüter der Sportbehörde messen den Verschleiß der Bodenplatte nach dem Rennen mittels vier Löchern: Eines befindet sich vorne, eines hinten, und zwei nebeneinander in der Mitte der Planke. Rund um diese Löcher ist es den Teams erlaubt Skid-Blocks anzubringen, um den Abrieb durch das Aufsetzen der Autos zu minimieren.

Durch eine Grauzone im Reglement war es jedoch schon seit längerer Zeit möglich, auch an anderen Stellen des Unterbodens zusätzliche Blöcke anzubringen, wodurch sich die Hälfte der Teams im Feld einen Vorteil verschaffen, und ihr Auto in der Theorie etwas tiefer fahren konnte, ohne eine Bestrafung zu riskieren.

Vasseur: Statt auf Regeln lieber auf WM konzentrieren

Neben Ferrari, Mercedes, Alpine und Red Bull, soll laut Racing-Bulls-Technikdirektor Alan Permane auch der Haas-Rennstall dazugehören. Allerdings war beispielsweise Red Bull bemüht um einen proaktiven Diskurs mit der FIA, da man beim Weltmeisterteam offenbar davon ausgeht, dass WM-Konkurrent Ferrari viel mehr von der Nutzung des Schlupfloches profitiert hat als man selbst.

Alles eine Frage der Bodenfreiheit - die Theorie: Je tiefer, desto schneller wird's

Alles eine Frage der Bodenfreiheit - die Theorie: Je tiefer, desto schneller wird's Zoom

Nachdem die Causa erstmal auf der Agenda war, stimmte die FIA zu, dass die Auslegung bei einigen Teams nicht mehr im Sinne des Reglements stattfand, und schärfte deshalb mit der neusten Technischen Direktive nach. Dass die betroffenen Teams nun aber alle automatisch ihren Unterboden anheben müssen, bedeutet das nicht - aus Sicherheitsgründen, um einer möglichen Disqualifikation zu entgehen, wäre es allerdings die logische Konsequenz.

Unter anderem Ferrari hatte nach der Technischen Direktive um mehr Zeit für die Modifikation gebeten, ein Wunsch dem die FIA jedoch nicht nachkam. Dagegen vorgehen wollte die Scuderia nicht weiter: "Ich denke, es ist die richtige Einstellung von uns, nicht dagegen anzukämpfen. Ich will, dass wir auf die WM konzentriert bleiben, und nicht auf diese Diskussion", kommentiert Teamchef Vasseur.

Der Franzose räumt zwar ein: "Ja, wir mussten eine Änderung vornehmen. Aber wir hatten davor auch die Bestätigung von der FIA, dass unsere Planke legal war." Insgesamt zeigen sich die Ferrari-Verantwortlichen in Las Vegas aber darum bemüht, die Auswirkungen der neuen Technischen Direktive herunterzuspielen: "Es ist jetzt kein großes Drama, damit umzugehen", erklärt etwa Chefingenieur Jock Clear gegenüber Motorsport-Total.com.


"Ich glaube nicht, dass es super wichtig ist, weil es auch für alle gleich ist. Was die FIA und ihre Technische Direktive betrifft: Sie sind die Schiedsrichter, und Regeln sind Regeln. Sobald die also rauskommen, sind sie für alle gleich", sagt Clear, der darauf hinweist, dass die Teams einfach nur auf die neue Klarstellung reagieren würden.

Wolff: "Wenn du tatsächlich damit gespielt hast ..."

Mercedes-Teamchef Toto Wolff erklärt in Bezug auf die Funktionsweise der bisherigen Adaption der betroffenen Rennställe im ORF: "Es haben viele Teams Technologien gehabt, wo dieser Skid-Block, diese Titanplatte, sich mitbewegt hat und quasi in den Boden reingerutscht ist, und so war man dann legal, obwohl man es sonst nicht gewesen wäre."

Allerdings spielt auch der Österreicher die Signifikanz der Änderung nach dem Training in Las Vegas herunter: "Uns hat's nicht sehr betroffen, aber wir haben trotzdem unser Design anpassen müssen. Schauen wir jetzt, ob das dazu beigetragen hat, dass vielleicht das eine oder andere Team nicht so performt hat heute." Die zwei Trainingsbestzeiten für Lewis Hamilton erwecken jedenfalls nicht den Eindruck, als habe Mercedes die neue Vorschrift besonders eingebremst.

Mussten alle umbauen: Oliver Oakes, Fred Vasseur und Toto Wolff

Mussten alle umbauen: Oliver Oakes, Fred Vasseur und Toto Wolff Zoom

"Wie gesagt: Morgen am Nachmittag wissen wir mehr, im Qualifying, und dann erst im Rennen. Denn wenn du tatsächlich damit gespielt hast, musst du das Auto viel höher setzen, damit du am Sonntag legal durch das Rennen kommst", glaubt Wolff.

Dabei gehen die Experten im Fahrerlager vor allem davon aus, dass die Auswirkungen eher beim nächsten Rennen in Katar, in den Passagen, wo hohe Downforce und ein optimales Maß an Last und Aero-Balance gefragt sind, ins Gewicht fallen. Las Vegas ist von der Kurscharakteristik her diesbezüglich nicht ganz so sensibel: Vor allem die Bodenwellen auf dem Stadtkurs könnten einige Teams aber trotzdem dazu anregen, doch noch etwas Sicherheitsspielraum einzubauen.

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