Red Bulls Überraschungsrookie: Wer ist Isack Hadjar?

Vom Pixar-Fan zum Formel-1-Überraschungsrookie: Isack Hadjar begeistert mit Speed und Persönlichkeit - Im Interview spricht er über Rückschläge und Lektionen

(Motorsport-Total.com) - Sein Weg in die Formel 1 war nicht ohne Hürden - aber jetzt, wo er angekommen ist, sorgt Isack Hadjar für Aufsehen. Der 20-jährige Franzose mit algerischen Wurzeln hat keine Zeit verloren, sich bei Racing Bulls in Szene zu setzen.

Titel-Bild zur News: Isack Hadjar

Hadjar hat sich in seinen ersten Formel-1-Rennen bereits einen Namen gemacht Zoom

Nach einem schwierigen Start in Melbourne, wo er in der Formationsrunde verunfallte, ist er mittlerweile einer der meistdiskutierten Rookies im Feld - mit Q3-Ergebnissen in China und Japan sowie Punkteplatzierungen in Japan und Saudi-Arabien. Seine Geschwindigkeit und Konstanz haben ihm bereits Lob von Red-Bull-Berater Helmut Marko eingebracht, der ihn "die Überraschung der Saison" nannte.

Angefangen hat alles mit einem Disney-Pixar-Klassiker. "Ich habe zu Hause den Film Cars gesehen", erzählt Hadjar im Gespräch mit Motorsport.com, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com, über den Moment, in dem seine Motorsport-Leidenschaft entbrannte. "Ich war vielleicht zwei Jahre alt."

"Ich erinnere mich noch daran, als wir die DVD gekauft haben. Verrückt, dass ich mich daran erinnern kann! Danach fing ich an, Formel 1 im Fernsehen zu schauen. So fing es an."

Erfolge, aber auch Frust im Kart

Mit sechs Jahren saß der in Paris geborene Hadjar schon im Kart. "Es gab eine Schule in der Nähe von Paris, eine Indoor-Kartbahn. Ich war mit meinem Vater dort, und schon beim ersten Mal war ich richtig gut", erinnert sich Hadjar.

Mit etwa acht Jahren begann er, wettbewerbsmäßig Kart zu fahren. "Meine ersten paar Jahre im Kartsport waren großartig - so die ersten zwei, drei Saisons." Doch mit dem Aufstieg wurde es zunehmend schwieriger für den Nachwuchsfahrer.

"Als wir zu den nationalen Meisterschaften gingen und es höher hinausging, wurde es frustrierend, weil ich weder die Kilometer noch das richtige Chassis noch den richtigen Motor hatte - also nicht das richtige Paket, um schnell zu sein. Meine Eltern waren damals mehr daran interessiert, dass ich mich aufs Lernen konzentriere. Zwischen zehn und dreizehn Jahren konnte ich daher nicht mit den anderen mithalten."


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Bei Hadjar machte sich zunehmend Frust darüber breit, dass Erfolg mehr vom Budget als vom Talent abhing. "Ich wollte immer bei den Europa- und Weltmeisterschaften fahren, was mir in meinem letzten Kartjahr auch gelungen ist."

"Aber das war alles, was wir uns leisten konnten. Eine volle Saison besteht aus über 20 Rennen - ich fuhr nur acht. Ich war also zu wenig vorbereitet und dadurch lief es nie richtig gut. Meine Kartkarriere war frustrierend, auch wenn die ersten Jahre viel Spaß gemacht haben", blickt der heute 20-Jährige zurück.

Beste Freunde und Rivalen

Gefragt nach seinem größten Rivalen im Kartsport, nennt Hadjar ohne Zögern Sami Meguetounif, heute in der Formel 2 aktiv. "Er ist ein guter Freund von mir - wahrscheinlich mein bester Freund im Motorsport. Wir hatten viele Duelle in den nationalen Meisterschaften. Aber immer faire und schöne Kämpfe."

Die Freundschaft begann 2015. "Es ist jetzt zehn Jahre her. Ich traf ihn und seinen Vater in Le Mans, und er fragte: 'Bist du Algerier?' Ich sagte: 'Ich bin Franzose, aber habe algerische Wurzeln.' Und er: 'Ich bin Algerier!' Das war echt lustig."

"Ich finde, das ist eine schöne Geschichte, die wir zusammen haben. Und ich warte darauf, dass er in die Formel 1 kommt." Denn Hadjar ist sicher, dass sie sich dort wiedersehen werden. "Er ist sehr schnell. Er hatte in seiner Karriere einfach weniger Glück als ich. Ich würde sagen - und er weiß das - ich habe bessere Entscheidungen getroffen. Und das Timing ist auch entscheidend. Aber er hat alles, was man braucht."

Besser im Auto als im Kart

Hadjars Karriere nahm Fahrt auf, als er vom Kart ins Auto wechselte. Er gewann Rennen in der französischen Formel 4 und stieg 2021 in die Formula Regional European Championship auf. "Im Auto kann man als Fahrer viel mehr bewirken", sagt er.

"Kartfahren ist einfach - wenn du das richtige Material hast, kannst du gewinnen. Im Auto gibt es viel mehr Faktoren. Außerdem habe ich mich im Formelauto wohler gefühlt."

Der Durchbruch kam in Monaco, wo er ein FRECA-Rennen von der Pole gewann. "Ich erinnere mich an alles. Es war viel Druck. Die Strecke war nass, wir waren auf Slicks. Es wurde schnell trocken und ich habe das Rennen dominiert - Runde für Runde die schnellste Zeit. Ich habe gewonnen. Das war mein schönstes Rennen."

Nach dem Rennen rief ihn seine Mutter an. "Sie sagte, Helmut Marko wolle mich im Monte Carlo Bay Hotel treffen." Es war das erste Gespräch mit Marko und Red Bull. "Er sagte, er schicke mir einen Vertrag. Das war's - ganz einfach. Ein richtig guter Tag!"

Schnelle Entwicklung dank Red Bull

Mit Red Bulls Unterstützung stieg Hadjar 2022 in die Formel 3 auf. Er gewann zwei Sprintrennen und ein Hauptrennen und wurde Vierter in der Gesamtwertung - damit stieg er 2023 in die Formel 2 auf. Im selben Jahr fuhr er auch Formel-1-Trainingssessions: in Mexiko für AlphaTauri und in Abu Dhabi für Red Bull.


Fotos: Isack Hadjar, F1: Grand Prix von Saudi-Arabien (Dschidda) 2025


In der Formel-2-Saison gewann er vier Hauptrennen und hatte beim Finale in Abu Dhabi noch immer Titelchancen - doch dann starb sein Auto am Start ab. "Schlimmster Moment meines Lebens", funkte er damals an sein Team.

"Aber eigentlich stimmt das nicht", sagt Hadjar heute. "Ich hatte schon schlimmere Momente. Klar, das tat weh. Aber ich wusste, was meine Zukunft bringt. Natürlich war es schmerzhaft, so zu verlieren, ja. Aber es war nicht der dramatischste Moment."

"Das Schlimmste war wahrscheinlich, dass ich nicht in der Lage war, um etwas zu kämpfen - das ist das schlimmste Gefühl. Aber ich hatte schon schlimmere Momente, in denen ich dachte: 'OK, ich schaffe es nicht in die Formel 1. Das ist groß, das ist wirklich schlimm.' Aber das hier hatte überhaupt keine Auswirkungen. Aber als Kämpfer, als jemand, der gewinnen will, tat das schon sehr weh."

Was den Schmerz linderte: Zwei Tage später saß er am Steuer des Red Bull RB20 für die Testfahrten nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi - nachdem er auch schon die ersten Freitagstrainings in Silverstone und Abu Dhabi gefahren war.

Seit Red Bull ihn aufgenommen hat, hat sich Hadjar stark entwickelt. "Der Isack von FRECA vor vier Jahren ist mit mir heute nicht vergleichbar - fahrerisch und auch mental. Ich merke den Fortschritt. Die technische Unterstützung im Red Bull Junior Team ist sehr stark. Ich hatte - und habe - alle Werkzeuge, um mich zu verbessern."

Isack Hadjar

Als Fahrer sieht sich Hadjar in den letzten Jahren bereits stark bereift Zoom

Bei seiner Entwicklung hat Hadjar eng mit Guillaume "Rocky" Rocquelin, früher Ingenieur von Sebastian Vettel bei Red Bull, zusammengearbeitet. "Er war wie mein persönlicher Ingenieur abseits der Strecke", erklärt er das Verhältnis.

"Ich konnte mit jeder Frage zu ihm kommen, wir sprachen über alles vom Wochenende. Und das mache ich immer noch." Obwohl beide Franzosen sind, sei das kein besonderer Vorteil. "Er spricht inzwischen besser Englisch als Französisch", lacht Hadjar.

Keine Anrufe am Montagmorgen

Als Red-Bull-Junior bekommt man normalerweise montags nach dem Rennwochenende einen Anruf von Helmut Marko. Nicht so Hadjar. "Ich bekam diese Anrufe nicht", verrät er. "Bei mir war es nicht so streng wie bei anderen. Unsere Beziehung ist ehrlich - und ich habe mehr mit ihm gelacht als alles andere."

Übrigens: Auch später in der Woche rief Marko nicht mehr an. "Er ruft mich manchmal überhaupt nicht an! Und er war nie unhöflich zu mir. Selbst als ich meine schlechte erste Formel-2-Saison hatte, hat er mich im Programm behalten."

Hadjar genoss den Moment, als ihm gesagt wurde, dass er 2025 in der Formel 1 fahren würde. "Die Formel 1 war immer das Ziel. Seit ich ein Kind bin. Ich habe nie an etwas anderes gedacht. Aber meine Eltern - meine Mutter ist auch meine Managerin - haben mir immer gesagt, ich solle mich auf das Jetzt konzentrieren und nicht auf das Danach. Mit diesem Ansatz haben sie einen fantastischen Job gemacht."

Viel wurde über Markos Kommentar im österreichischen Fernsehen nach Hadjars Crash in Melbourne gesagt. Er meinte, es sei "ein bisschen schmerzhaft" gewesen, wie Hadjar ins Paddock zurückkehrte. "Ja, es war schmerzhaft - da stimme ich ihm zu", sagt Hadjar. Was Marko ihm danach sagte?

"Er hat sich nicht für den Crash interessiert. So etwas kann jedem passieren. Er war nicht wütend. Er meinte nur: 'In China wird's besser.' Das war alles", verrät der Rookie.

Besonderer Spitzname "Le Petit Prost"

Hadjar trägt den Spitznamen "Le Petit Prost". "Woher der kommt? Alle fragen das - ich habe keine Ahnung", lacht der Franzose. "Ich glaube, es liegt daran, dass ich an meinen Nägeln kaue. Das hat Helmut mir gesagt - dass ich das wie Prost mache. Es hat also nichts mit Aussehen zu tun. Keine Ahnung, ob ich so aussehe oder spreche wie er. Keine Ahnung. Aber es kommt wahrscheinlich vom Nägelkauen."

"Aber ich bin sehr zufrieden mit dem Spitznamen, denn es ist Prost! Eine Legende", fügt Hadjar mit einem Lächeln hinzu. "Ich hoffe nur, dass es für ihn kein Problem ist, mit meinem Namen in Verbindung gebracht zu werden. Ich hoffe, er ist nicht sauer!"