Andrea Stella: Auf anderen Strecken wird unser Vorsprung nicht so groß sein

McLaren scheint nach den ersten Rennen der neuen Saison auf Titelkurs - Warum Teamchef Andrea Stella aber vorsichtig bleibt und wie mit Updates umgegangen wird

(Motorsport-Total.com) - McLaren ist in der Formel 1 momentan das Maß der Dinge. Zwar musste sich das britische Team beim Japan-GP noch gegen Red Bull geschlagen geben, doch in der Konstrukteurswertung liegt McLaren bereits 58 Punkte vor Mercedes. Dennoch warnt Teamchef Andrea Stella vor vorschnellem Optimismus.

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In Bahrain schien es, als würde McLaren in einer eigenen Liga fahren. Oscar Piastri kontrollierte das Geschehen an der Spitze scheinbar mühelos. Diesen Eindruck will Stella aber nicht stehen lassen: "Das ist keineswegs der Fall", betont er und widerspricht damit Aussagen, wonach McLaren das Rennen nach Belieben beherrscht habe.

"Solange wir auf denselben Reifen unterwegs waren, konnte [George] Russell durchaus Druck aufbauen", erinnert der Italiener, der sich vor dem Bahrain-GP sorgte. "Und es ist auch nicht so, dass Oscar großartig verwaltet hätte - er hat vielmehr versucht, eine Lücke herauszufahren."

Anders als im Vorjahr, als Max Verstappen (Red Bull) zeitweise bis zu einer Sekunde pro Runde schneller war als die Konkurrenz, sei McLaren 2025 deutlich näher an der Konkurrenz. "Unser aktueller Vorsprung ist nichts, was uns in aller Ruhe davonziehen lässt, ganz im Gegenteil", betont Stella.

McLaren spielt in Bahrain die Stärke aus

Beim Hitzerennen in der Wüste profitierte McLaren von einer der größten Stärken des MCL39, nämlich dem schonenden Umgang mit den Hinterreifen. "Wäre das Rennen unter wärmeren Bedingungen gefahren worden, hätten sich diese Eigenschaften möglicherweise stärker ausgewirkt", vermutet der Teamchef.

Teamchef Andrea Stella warnt: McLaren ist nicht überall im Vorteil

Teamchef Andrea Stella warnt: McLaren ist nicht überall im Vorteil Zoom

"Aber bei diesen Temperaturen waren es eher kleine Unterschiede." Stella verweist darauf, dass der Vorteil zudem stark streckenabhängig sei. Heißt: Gerade auf Kursen mit geringerem Reifenverschleiß könne sich das Kräfteverhältnis wieder verschieben.

"Wir haben das bereits in Japan gesehen: Sobald die Reifendegradation dort gering war, hatten wir im Grunde keinen nennenswerten Vorteil mehr", erklärt der McLaren-Teamchef rückblickend auf das dritte Saisonrennen, bei dem Oscar Piastri und Lando Norris hinter Rennsieger Verstappen ins Ziel kamen.

"Ich bin daher der Ansicht, dass es nicht ausschließlich am Abtrieb liegt", glaubt der McLaren-Teamchef, dass der MCL39 in Hinblick auf den Abtrieb keinen allgemeinen Vorteil habe. "Wir haben gezielt technische Investitionen getätigt, um die Fahrzeugkonstruktion in Hinblick auf das Zusammenspiel mit den Reifen zu verbessern."

Sorgen Updates für Spannungen im Team?

Diese Maßnahmen hätten bereits Wirkung gezeigt, weshalb Stella "dem technischen Team, das in diesem Bereich maßgeblich gearbeitet hat, ausdrücklich Anerkennung zollen" möchte. Zudem ist die Weiterentwicklung im vollen Gange, und schon zum zweiten Saisonrennen in China wurden die ersten Updates gebracht.


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Das Problem: McLaren bringt die neuen Teile meist nur für ein Auto mit, während der zweite Fahrer erst beim folgenden Grand Prix in den Genuss der Weiterentwicklungen kommt. Könnte diese Vorgehensweise mittelfristig zu Problemen führen, wenn die Fahrer leistungsmäßig so eng beieinanderliegen?

"Das wird sich zeigen", bleibt Stella gelassen. Der Italiener rechnet nicht damit, dass sich daraus ernsthafte Spannungen im Team ergeben werden. Zumal viele Updates ohne große Umstände an beiden Autos gleichzeitig umgesetzt werden könnten.

Könnten die Updates zu Spannungen zwischen Norris und Piastri führen?

Könnten die Updates zu Spannungen zwischen Norris und Piastri führen? Zoom

"Wenn es sich beispielsweise um einen neuen Front- oder Heckflügel handelt, muss man die Komponenten nicht unbedingt zwischen den beiden Autos aufteilen - denn in solchen Fällen handelt es sich nicht um tiefgreifende Veränderungen."

Große Updates nicht in naher Zukunft

"Der Grund, warum wir in der Vergangenheit immer nur ein Auto nach dem anderen getestet haben, war die große Veränderung, die auch Änderungen an der Mechanik, den Systemen unter der Karosserie, mit sich brachte", erklärt der erfahrene Formel-1-Ingenieur.

Stella verrät, dass die nächsten Entwicklungsschritte des MCL39 bereits in Vorbereitung sind. "Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Neuerungen schon in den nächsten Rennen zum Einsatz kommen - kurzfristig ist das nicht zu erwarten", stellt er klar.

"Außerdem wird es auch davon abhängen, wie wir uns aus leistungstechnischer Sicht weiterentwickeln", so Stella abschließend. "Wenn das Auto weiterhin so stark bleibt, müssen wir vielleicht rücksichtsvoller vorgehen und sicherstellen, dass wir die Fairness gegenüber den Fahrern nicht aus dem Gleichgewicht bringen."

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