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Das war 2008: Sebastian Vettel
"A star is born", hatte ihm Vater Norbert nach dem ersten Grand Prix prophezeit - 2008 war sein Jahr: Sebastian Vettels Performance in der Analyse
(Motorsport-Total.com) - Viele trauern den "goldenen Jahren" der Formel 1 nach, dabei war die Saison 2008 so spannend wie kaum eine andere zuvor. Speziell das packende Herzschlagfinale in Brasilien ging in die Grand-Prix-Geschichte ein. 'Motorsport-Total.com' rollt die zurückliegenden Ereignisse in Form einer Artikelserie noch einmal auf. Den Anfang machen die elf Teams, dann folgen die fünf Deutschen und zum Abschluss am 1. Januar Weltmeister Lewis Hamilton. Heute: Sebastian Vettel.
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Sebastian Vettel gilt als Hoffnungsträger der deutschen Formel-1-Szene
Dass mit dem Heppenheimer die nächste deutsche Grand-Prix-Erscheinung daherkommen könnte, wussten Insider schon lange: 2004 gewann er 18 von 20 Rennen der Formel BMW Deutschland, 2006 stieg er mit einer Trainingsbestzeit in der Türkei als Freitagsfahrer im BMW Sauber F1 Team in die Königsklasse ein und 2007 holte er als Ersatzmann von Robert Kubica in den USA gleich im ersten Grand Prix seinen ersten WM-Punkt - als jüngster Punktesammler der Formel-1-Geschichte.#w1#
Von der Schulbank auf das Podium
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Von der Schulbank ins Formel-1-Auto: Sebastian Vettel 2006 in der Türkei Zoom
"Als er nach seinem ersten Rennen für BMW in den USA 2007 sein erstes Interview gegeben hat, kam er im Prinzip gerade aus der Schule", erinnert sich 'Motorsport-Total.com'-Experte Sven Heidfeld. "Er ist aber schnell gereift und ist heute speziell für sein Team ein Zugpferd." Sogar noch mehr: 2008 begann zwar mit einer Pleiten-, Pech- und Pannenserie, doch in Italien bescherte er dem ehemaligen Minardi-Team Toro Rosso den ersten und möglicherweise einzigen Sieg seiner Geschichte.
Aber: "Am Anfang musste er manchmal mit dem Messer zwischen den Zähnen agieren. In dieser Phase kam sein Stallkollege Bourdais mit dem alten Auto fast besser zurecht als Sebastian", verweist unser zweiter Formel-1-Experte Marc Surer auf den katastrophalen Saisonauftakt. Schlimmer hätte es wirklich kaum laufen können: Vettel schaffte in den ersten vier Rennen gerade mal 39 Runden und sah erst in der Türkei als 17. erstmals die Zielflagge.
Die Wende kam mit der Einführung des neuen STR-03-Chassis, mit dem Toro Rosso endlich auf praktisch gleichem Stand war wie Red Bulls A-Team. Im Qualifying in Monaco musste sich der 21-Jährige noch mit Platz 18 zufrieden geben, doch im Regenrennen am Sonntag erwischte er einen guten Start, er hielt sich aus allen Problemen heraus, während seine Gegner reihenweise die Mauer küssten, und gewann auch noch zwei Positionen an der Box. Ergebnis: Platz fünf.
Nervenstärke in der Krise
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In den ersten vier Rennen schaffte Sebastian Vettel gerade mal 39 Runden Zoom
Nach dem immens schwierigen Saisonauftakt war das ein klares Zeichen seiner mentalen Stärke: "Dahinter muss man ein dickes Ausrufezeichen setzen, denn er hat nicht die Nerven weggeworfen", so Heidfeld, der weiß, dass es auch ganz anders hätte kommen können: "So etwas kann die Karriere eines jungen Rennfahrers beenden, wenn er nervös wird, in Panik verfällt und dadurch unsympathisch wird. Das hat er alles gut hinbekommen."
Vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der Vettel die mediale Kritik vor Monaco wegsteckte, war beeindruckend. Das sieht auch Surer, früher selbst Formel-1-Pilot und heute renommierter Experte, so: "Der Junge scheint einfach gut zu ticken. Es stimmt im Kopf und er hat das Talent. Ich glaube, er hat alle Voraussetzungen für eine große Karriere, auch wenn man gerade bei so jungen Fahrern nie zu euphorisch sein sollte."
Am Beginn der Sommerpause nach Ungarn lag Vettel mit sechs Punkten an 16. Stelle der Gesamtwertung. Mit dem Europa-Grand-Prix in Valencia begann jedoch eine neue Zeitrechnung: Der Toro-Rosso-Pilot deutete mit der Bestzeit im zweiten Qualifying an, dass sein Team einiges gefunden hatte, und im Rennen erzielte er als Sechster sein bis dahin zweitbestes Saisonergebnis. Zwei Wochen später wurde er im belgischen Regen guter Fünfter.
Fahrer des Jahres 2008
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Sternstunde: In Italien gewann Sebastian Vettel seinen ersten Grand Prix Zoom
Dann kam der Sieg in Italien, von uns als "Wunder von Monza" gefeiert und in letzter Konsequenz wohl hauptverantwortlich für Vettels Wahl zum Fahrer des Jahres 2008. Eine Sensation? Jein: "Er hat davor schon ein paar Highlights gesetzt, zum Beispiel die Bestzeit im zweiten Qualifying in Valencia. Man wusste also, dass er es auf eine Runde hinbekommt", meint Surer. "Dass er aber ein Rennen gewinnen kann, das hätte ich ihm ehrlich gesagt nicht zugetraut."
Dabei war es alles andere als ein Zufallstreffer: Vettel fuhr bereits im Freien Training am Samstagmorgen die zweitbeste Zeit, sicherte sich im Qualifying überraschend die Pole-Position. Trotzdem hatte ihn für den Sieg kaum jemand auf der Rechnung, schließlich ist es eine Sache, eine Runde perfekt hinzubekommen, aber eine ganz andere, ein 53-Runden-Rennen unter schwierigsten Bedingungen von der Spitze aus zu kontrollieren.
Zumal der Druck enorm war: Aufgrund der Pole-Position fieberte ganz Formel-1-Deutschland vor den TV-Schirmen mit, die Reporter und Journalisten vor Ort belagerten "Baby-Schumi", wie er anschließend von der 'Bild'-Zeitung wegen seiner Freundschaft mit Michael Schumacher getauft wurde. Erstmals in der Teamgeschichte sperrte Toro Rosso wegen des riesigen Andrangs sogar Medienvertreter aus der Box aus.
Dem Druck standgehalten
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Bei schwierigsten Bedingungen bewahrte Sebastian Vettel die Nerven Zoom
Doch all das brachte Vettel nicht aus der Ruhe. Seine Performance am Sonntag war makellos: "Es gab in Monza verschiedene Bedingungen - einmal hat es mehr geregnet, einmal weniger. Er ist nur einmal über den Randstein gefahren, ansonsten hat er eine perfekte Fahrt hingelegt. Heikki Kovalainen, den ich als Favorit gesehen habe, war nirgendwo. Dass Sebastian das hinbekommen hat, war eine Meisterleistung", lobt Surer.
"Das Besondere war", stimmt Heidfeld in den Monza-Erinnerungsreigen ein, "dass er nicht in den letzten Runden zufällig durch Regen nach vorne gekommen ist, sondern er hat das ganze Wochenende dominiert und dem Druck standgehalten. Er hatte an dem Wochenende ein Topauto und hat es nach Hause gefahren." Nur zwischen der 19. und 22. Runde lag Vettel wegen seines Boxenstopps kurzzeitig nicht in Führung; am Ende hatte er 12,5 Sekunden Vorsprung auf Kovalainen.
Nach dem Sieg in Italien hob der Youngster keineswegs ab, sondern er beendete insgesamt sechs der letzten sieben Rennen schlechtestenfalls auf dem sechsten Platz. Das bedeutete am Jahresende 35 Punkte und den achten WM-Rang. War er damit die Entdeckung der Saison? "Eindeutig", findet Surer. "Er hat das neue Auto vorwärts gebracht und er hat das Potenzial im Gegensatz zu Bourdais sofort umsetzen können. Er ist mit dem Auto gewachsen."
Bourdais als Messlatte
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Auch bei der schreibenden Zunft ist Sebastian Vettel seit jeher beliebt Zoom
"Nachdem er bei Toro Rosso doch ein hartes erstes Jahr hatte, kann man nun sehen: Das ist der Mann der Zukunft", sagt der Schweizer, der nicht glaubt, dass Vettel mit Bourdais nur einen dankbaren Teamkollegen hatte: "Bourdais ist eine gute Messlatte. Der kann Autofahren, vor allem auf Stadtkursen. Auf denen hätte er Sebastian eigentlich wegen seiner ChampCar-Erfahrung haushoch überlegen sein müssen, aber Sebastian war da immer der Schnellere."
Heidfeld betont aber auch: "Ohne Toro Rosso hätte er sich nicht so in Szene setzen können." Fakt bleibt: Vettel sammelte 35, Bourdais nur vier Punkte - was ihm den Weg in Red Bulls A-Team ebnete, wo er 2009 die Nachfolge von David Coulthard antreten wird. Das sieht nach der zurückliegenden Saison auf den ersten Blick nach einem fragwürdigen Schritt aus, doch langfristig ist er in Milton Keynes höchstwahrscheinlich besser aufgehoben als in Faenza.
Menschlich wird er wohl kaum Schwierigkeiten haben, sich ans neue Umfeld zu gewöhnen, denn trotz - oder gerade wegen - seiner Jugend gilt der 21-Jährige als höchst unkompliziert und charmant, eben als netter Zeitgenosse: "In der Öffentlichkeit ist er der nette Junge, der überall gut ankommt", hebt Surer die charakterlichen Qualitäten des Wahlschweizers hervor. "Im Auto habe ich nicht das Gefühl, dass er zu freundlich ist."
Der menschliche Faktor
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Familie zuerst: Große Party mit Vater Norbert nach dem "Wunder von Monza" Zoom
Heidfeld sieht das ähnlich: "Er nimmt sich für jeden Zeit, ist natürlich, kommt nicht gekünstelt rüber. Das hat es bei einem solchen Talent noch selten gegeben. Hoffentlich können sich damit junge Talente identifizieren, denn in der heutigen Zeit muss man angesichts der Wirtschaftskrise modern und offen sein. Ein Typ wie Sebastian passt zum Beispiel perfekt zu alternativen Antriebsformen. So sollte die Formel 1 auch sein."
Der Bruder von Grand-Prix-Star "Quick Nick" kann sich sogar vorstellen, dass Vettel über die deutschen Grenzen hinaus die Herzen im Sturm erobern wird: "Sebastian tut der ganzen Formel 1 gut. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der ihn unsympathisch findet. Er ist ein Zugpferd für die Formel 1 in Deutschland und auf der ganzen Welt. Er hat Gehirnschmalz, gibt gute Interviews - ein wirklich toller Kerl!"
Woher er das hat, weiß man seit dem ersten Sieg: Vater Norbert, der ihm schon nach der Formel-1-Premiere in den USA ein Fläschchen Indy-Siegermilch und einen Schnuller geschenkt hatte, brach nach der Zieldurchfahrt vor Freude in Tränen aus, fiel Gerhard Berger um den Hals, reckte ein großes Porträt seines Sohnes in die Höhe - ganz sympathisch, ohne sich in den Mittelpunkt zu drängen oder die TV-Kameras zu suchen. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm...
Saisonstatistik:
Fahrerwertung: 8. (35 Punkte)
Siege: 1
Pole-Positions: 1
Schnellste Rennrunden: 0
Durchschnittlicher Startplatz: 11,1
Bestes Ergebnis Qualifying: 1.
Bestes Ergebnis Rennen: 1.
Ausfallsrate: 33,3 Prozent (18.)