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Das war 2008: Nico Rosberg
Abgesehen von zwei Podestplätzen erlebte Nico Rosberg eine mäßige Saison 2008, was jedoch weniger an ihm selbst als an seinem Auto lag
(Motorsport-Total.com) - Viele trauern den "goldenen Jahren" der Formel 1 nach, dabei war die Saison 2008 so spannend wie kaum eine andere zuvor. Speziell das packende Herzschlagfinale in Brasilien ging in die Grand-Prix-Geschichte ein. 'Motorsport-Total.com' rollt die zurückliegenden Ereignisse in Form einer Artikelserie noch einmal auf. Den Anfang machen die elf Teams, dann folgen die fünf Deutschen und zum Abschluss am 1. Januar Weltmeister Lewis Hamilton. Heute: Nico Rosberg.
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Zwei Podestplätze, ansonsten von seinem Material geschlagen: Nico Rosberg
Als zweiter Weltmeistersohn neben Nelson Piquet jun. ist Rosberg - Vater Keke wurde 1982 mit einem einzigen Sieg Champion der Königsklasse - quasi erblich dazu verpflichtet, früher oder später Erfolg zu haben. 2008 gelangen ihm zwar die ersten beiden Podestplätze in der Formel 1, doch gemessen an den Erwartungen war das zu wenig. Außerdem war es für ihn bereits die dritte Grand-Prix-Saison, trotz seines zarten Alters von 23 Jahren.#w1#
Mit 17 Punkten aus 18 Rennen belegte Rosberg im WM-Klassement den 13. Platz. 2007 war er mit 20 Punkten und Platz neun schon erfolgreicher, 2006 mit vier Punkten deutlich schlechter. Dabei hatte alles so gut angefangen: Der Williams-Toyota FW30 zählte bei den Wintertests zu den schnelleren Mittelfeldfahrzeugen und galt als Anwärter auf die eine oder andere Überraschung. Diesem Anspruch sollte das Team aus Grove zunächst auch gerecht werden.
Brillanter Saisonbeginn in Australien
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Endlich das erste Podium: In Australien wurde Nico Rosberg starker Dritter Zoom
Beim Saisonauftakt in Australien qualifizierte sich Rosberg für den siebenten Startplatz, zwei Sekunden hinter Polesetter Hamilton, aber deutlich vor seinem Teamkollegen Kazuki Nakajima (14.). Der Renntag begann mit einer Panne, als der Williams-Pilot schon in der Runde auf den Grid von der Strecke abkam, doch dann lief alles wie am Schnürchen - beginnend mit dem Start: Aus der ersten Runde kam Rosberg als Vierter zurück!
Durch eine fehlerfreie Fahrt und ein bisschen Glück mit dem Safety-Car wurde Rosbergs Duell mit Nick Heidfeld zum Kampf um Platz zwei. Die Entscheidung fiel jedoch in einem harten Duell in der Boxengasse zugunsten von "Quick Nick". Trotzdem: Rosberg hatte sich im 36. Grand Prix seiner Karriere endlich sein erstes Podium gesichert - und feierte dies mit einem ausgelassenen Tänzchen mit seinem alten Formel-3-Kumpel Hamilton, der den Opener souverän für sich entschieden hatte.
Australien war jedoch nicht der Auftakt zu einer Erfolgsserie, sondern eher ein Ausreißer, der sich nicht so schnell wiederholen sollte: Der für Deutschland startende Wahlmonegasse mit finnischem Vater holte nur zwei Punkte aus den nächsten vier Rennen, ging dann sechsmal hintereinander leer aus und sammelte erst als Achter beim Europa-Grand-Prix wieder einen Zähler. Dabei war er in Monaco als Sechster und in Kanada als Fünfter ins Rennen gestartet.
Sensationeller Speed in Monaco
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Toller Speed, kein Ergebnis: Das Rennen in Monaco endete in den Leitplanken Zoom
Beim Regenroulette in Monaco zeigte Rosberg speziell auf nasser Fahrbahn seinen Speed, aber seine Kugel fiel auf Zero: Unfall in der Tabakkurve - zu jenem Zeitpunkt bereits an aussichtsloser Stelle liegend. Peinlich war der Ausfall in Kanada, als Hamilton dem wegen einer roten Ampel an der Boxenausfahrt stehenden Ferrari von Kimi Räikkönen ins Heck krachte und Rosberg Sekunden später das gleiche Missgeschick passierte.
Auf zwei weitere Nullrunden in Belgien und Italien folgte dann Singapur, mit Platz zwei das beste Saisonergebnis des Williams-Piloten. Rosberg war während einer Safety-Car-Phase an die Box gekommen und hatte dadurch die Führung übernommen, allerdings für den Preis einer Stop-&-Go-Strafe. Mit zwei Einstoppern als Puffer hinter sich setzte er sich vom Feld ab, vergrößerte die Führung und fiel anschließend nicht allzu weit zurück. Nur Fernando Alonso pokerte noch besser.
Rosberg fuhr unter Flutlicht auch die fünftschnellste Rennrunde, sein zweiter Platz war also etwas glücklich, aber keineswegs völlig unverdient: "Nico hat 2008 speziell auf Stadtkursen alles rausgeholt, was er rausholen konnte", lobt 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer. Wie wahr: Dritter in Melbourne, extrem schnell, aber glücklos in Monte Carlo und Montréal, solider Achter in Valencia, Zweiter in Singapur.
Wann kommt endlich die große Chance?
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Beim Nachtrennen in Singapur hatte Nico Rosberg das Glück auf seiner Seite Zoom
Trotzdem fiel der Deutsche in Summe viel zu selten auf, was weniger an ihm selbst als am Auto lag - da tut es besonders weh, dass ein Wechsel zu McLaren-Mercedes im Winter nur am Veto von Frank Williams gescheitert ist. "Er war das Opfer eines mittelmäßigen Autos. Wenn Nico die Chance bekommt, dann setzt er es auch um", findet Surer. "Ich glaube, er macht das Maximum. Ich sehe keine Schwächen bei ihm."
"Nico hat sich sehr stark entwickelt", meint auch unser zweiter Formel-1-Experte, Nick Heidfelds Bruder Sven. "Er ist ein Sympathieträger, jung, hat einen Namen. Wichtig ist nur, dass er irgendwann in ein Topteam kommt, um nicht als ewiges Talent zu enden." Denn "wenn er jahrelang kein Topauto bekommt, könnte das Feuer in ihm erlöschen", befürchtet Heidfeld. Bis jetzt sei dies seiner Meinung noch nicht der Fall gewesen.
Trotzdem warnen unsere Experten vor einer Gefahr: "Man hat am Beispiel Jenson Button gesehen, dass sich ein guter Fahrer mit seiner Situation abfindet, wenn er zu lange ein schlechtes Auto hat", betont Surer. Rosberg wirkte in manchen Interviewrunden 2008 frustriert und niedergeschlagen, beschwerte sich auch schon mal über seinen Renningenieur, wenn am Funk Befehle wie "Push harder" kamen: "Glauben die etwa, dass ich nicht sowieso alles gebe?"
Undankbarer Teamkollege
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Noch hat Nico Rosberg seinen Teamkollegen Kazuki Nakajima im Griff Zoom
Unglücklich für Rosberg ist, dass er mit Nakajima einen Teamkollegen hat, der über keinen klingenden Namen verfügt, aber sehr schnell ist: "Gegen ihn kann er nicht gewinnen, sondern es fällt nur negativ auf, wenn er verliert. Dabei ist Nakajima vielleicht der beste Japaner, den wir je in der Formel 1 gesehen haben", sagt Surer. Heidfeld nickt zustimmend: "Nico kann nur verlieren, denn Nakajima ist ein guter Rennfahrer, der sich sehr weiterentwickelt hat."
Rein nach Zahlen hatte er die Nase klar vor dem Japaner, der genau wie Rosberg selbst aus der GP2 in die Formel 1 gekommen ist: 13:5 gewonnene Qualifyings, 17:9 Punkte, 2:0 Podestplätze. Aber genau das erwartet man von Rosberg gegen Nakajima. Sollte das Kräfteverhältnis zwischen den beiden im nächsten Jahr kippen, dann könnte dies für Rosbergs weiteren Karriereverlauf verheerende Auswirkungen haben.
Unabhängig vom Sportlichen hat sich der Deutsche im Fahrerlager als einer der Sympathieträger etabliert: "Nico ist ein guter Typ", findet etwa Heidfeld. Diese Meinung werden die meisten Journalisten unterschreiben: Der 23-Jährige spricht aus, was er denkt, hält seine Emotionen nicht zurück und gibt offen zu, wenn ihm vom Team ein Maulkorb verhängt wird. In der modernen Formel 1 sind solche Typen selten geworden.
Saisonstatistik:
Fahrerwertung: 13. (17 Punkte)
Siege: 0
Pole-Positions: 0
Schnellste Rennrunden: 0
Durchschnittlicher Startplatz: 12,1
Bestes Ergebnis Qualifying: 5.
Bestes Ergebnis Rennen: 2.
Ausfallsrate: 11,1 Prozent (3.)