Wie werde ich - Teamkoordinator?
'Motorsport-Total.com' stellt Berufe in der DTM vor: Aufgaben und Vorraussetzungen - Diesmal: Teamkoordinator, das "Mädchen für alles"
(Motorsport-Total.com) - Im Mittelpunkt stehen in der DTM wie in jeder anderen Sportart die Athleten, sprich die Fahrer. Doch was machen die anderen unzähligen Menschen, die zum DTM-Tross gehören? In der Rennserie sind die unterschiedlichsten Berufsbilder vertreten. In einer kleinen Serie möchte 'Motorsport-Total.com' verschiedene Berufe aus der DTM vorstellen. Was gehört zum genauen Aufgabengebiet, wie sind die betreffenden Mitarbeiter zu diesem Job gekommen und - besonders interessant für all jene, die mit einem Einstieg in den Motorsport liebäugeln - welche Qualifikationen sind nötig, um dem Weg in den Rennsport zu finden?

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Als Teamkoordinator ist man auch für die Boxenführungen zurständig
Diesmal beleuchten wir den Job des Teamkoordinators näher. Das ist beim Audi Sport Team Abt Sportsline Thorsten Töppler. "Ich bin in der Organisation tätig und aktuell für den gesamten Ablauf an der Rennstrecke zuständig", umschreibt Töppler seine Aufgaben. "Ich kümmere mich um den Aufbau, die Planung im Vorfeld, wer wann wohin fährt und um die Beklebung der Fahrzeuge." Wenn ein Pilot einen Unfall hat, muss Töppler das Auto notfalls selbst neu bekleben, "wenn es größere Schäden sind, muss ich die entsprechende Firma organisieren."#w1#
Als Teamkoordinator ist er auch zuständig für alle Boxenführungen, "sowohl für die Einteilung im Vorfeld als auch die Durchführung vor Ort an der Rennstrecke. Ich bin außerdem für den geregelten Ablauf der Taxifahrten verantwortlich."
Das "Mädchen für alles"
Damit nicht genug - Töppler ist sozusagen das "Mädchen für alles" beim Audi Sport Team Abt Sportsline: "Während des Rennens bin ich der so genannte Pitstop-Chef des Red-Bull-Teams", erklärt er weiter: "Ich sorge für die Kommunikation zwischen dem Kommandostand und dem Team. Beim Boxenstopp bin ich der Lollipop-Mann, also derjenige, der ganz vorn am Auto steht und hoffentlich nie gesehen wird. Wenn ich einschreiten muss, ist irgendetwas nicht in Ordnung."
Unabhängig von seinen umfangreichen Aufgaben vor und bei den DTM-Rennen ist Töppler bei Abt Sportsline generell für die Durchführung von Events zuständig: "Das hat mit dem Rennplatz nichts zu tun. Aber es ist fast das Gleiche: die Planung im Vorfeld, die Logistik, wer wann wohin fährt, wie viele Lkws und Personen wir brauchen. Dazu geht es auch noch um Teambekleidung und alle Kleinigkeiten, die anfallen, um alles am Leben zu erhalten. Auch die Bestellung von Verbrauchsmaterial gehört dazu - also alles Mögliche. Das im Detail aufzuzählen, wäre zu viel." Und deshalb fasst Töppler lachend zusammen: "Alles, worauf die anderen keine Lust haben, mache ich!"
Vom Zimmermann zum Teamkoordinator
Töppler ist ein klassischer Quereinsteiger: "Ich habe meine Ausbildung nicht direkt auf den Job hin gemacht", erklärt er. "Das klingt vielleicht blöd, aber ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung zum Zimmermann gemacht. Danach habe ich Bauingenieurwesen studiert und bin dann über Ecken an den Job gekommen."
Sein Weg in den Motorsport war dem vieler Anderer ähnlich. Neben dem Studium hat Töppler viel gejobbt. "Über Umwege bin ich dadurch an ein Rennteam gekommen, das im Jahr danach zwei Autos der Firma Abt betreut hat - das war 2003 zu TT-Zeiten. Ich habe das eigentlich auch nur als Nebenjob gemacht, Abt selbst hat mich dann aber gefragt, ob ich nicht für sie arbeiten möchte."
Und so begann Töpplers Werdegang beim Kemptner Rennstall: "Zunächst war ich nur dafür zuständig, die LKW zu fahren und zu entladen - das waren Tätigkeiten eher niedriger Art. Ein Jahr später bin ich gefragt worden, ob ich nicht die übergeordnete Organisation machen will. Von da aus ging es irgendwie immer weiter und es wurde irgendwie immer etwas mehr."
Bei der Fülle der Aufgaben muss man als Teamkoordinator eigentlich ein Organisations-Multitalent sein. Ob er das sei, wisse er nicht, so Töppler: "Ich versuche die Aufgaben, die man mir gibt, so gut wie es geht zu lösen." Dafür hat er sich ein richtiges Netzwerk aufgebaut: "Je größer der Aufgabenbereich wird, um so mehr Leute lernst du natürlich kennen. Damit hast du die Chance, deinen Aktionsradius zu vergrößern, weil du durch die anderen Leute noch einmal mehr Möglichkeiten hast. Wer viele kennt, kann viel organisieren."
Tipps für Motorsportbegeisterte
Viele planen ihren Weg in den Motorsport zielstrebig, bei ihm war das allerdings nicht der Fall, betont Töppler: "Motorsport war eine Faszination, die ganz weit weg war. Ein Teil davon zu sein, war für mich utopisch und ich habe auch nicht wirklich daran gedacht. 2002 war ich das erste Mal an einer Rennstrecke. Das war bei der DTM und ich habe als ganz normaler Gast einen Pitwalk mitgemacht. Ich habe von draußen in eine Box reingeschaut und selber gedacht, dass es cool wäre, das einmal von der anderen Seite aus zu sehen. Aber das war so weit weg, dass nicht einmal der Wunsch da war, zu sagen: 'Okay, ich möchte in diese Richtung.' Es hat sich durch einen Zufall ergeben, dass ich Schritt für Schritt da reingerutscht bin."
Denjenigen Motorsportbegeisterten, die ebenso wie er den Weg in den Rennsport finden möchten, rät Töppler aus eigener Erfahrung: "Man muss einfach nur die Sache, die man macht, gut machen. Und mit Freude machen - denn es gibt so viele Leute, die einen ständig beobachten und einen in irgendeiner Form bewerten. Wenn sie das Gefühl haben, dass man das kann, kommen sie von allein auf einen zu, um einen eine Position weiter nach oben zu befördern."

