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Brands Hatch: Die Legende in Kent
Brands Hatch ist neben Silverstone das Motorsportherz Englands - Anfangs hatten die Rennfahrzeuge dort noch keinen Motor, das änderte sich aber schnell
(Motorsport-Total.com) - Die Rennstrecke Brands Hatch liegt in der englischen Graftschaft Kent in der Gemeinde Fawkham, südöstlich von London, direkt an der A2. Ihren Namen hat sie von der "Brands Hatch Farm", auf deren Gelände die Strecke in den 1920er Jahren ihren Ursprung hatte. Der Name Brands Hatch wurde vermutlich vom gälischen "Brondehach" abgeleitet. "Bron" bedeutet soviel wie "bewaldeter Abhang" und "hach" steht für "Eingang in den Wald".

© xpb.cc
Auch diese Herren gehören natürlich bei einem Rennen in England dazu
Die Felder rund um die "Brands Hatch Farm" wurden ursprünglich als militärisches Trainingsgelände genutzt. In den 1920er Jahren bildete sich um Ron Argent eine Gruppe begeisterter Radfahrer. Sie fanden in dem Tal mit den von landwirtschaftlichen Maschinen ausgefahrenen Feldwegen ideale Bedingungen vor und bald trafen sich dort Radler aus dem gesamten Großraum London. Sie trainierten dort und lieferten sich erste Rennen.#w1#
Ab 1926 sprach man schon von der "Rennstrecke" Brands Hatch, auch wenn es sich damals nur um eine Grasbahn handelte. Das erste offizielle Rennen fand 1928 statt und führte über vier Meilen (6,4 Kilometer). Bei diesem Rennen traten Radfahrer gegen Querfeldein-Läufer an.
Bald kamen die Motorradfahrer
Es dauerte nur ein paar Jahre, dann hatten auch die Motorradfahrer Brands Hatch für sich entdeckt. Sie schufen in dem Tal eine 1,2 Kilometer lange Rundstrecke, auf der gegen den Uhrzeigersinn gefahren wurde. So wurde Brands Hatch während der 1930er Jahre weiter genutzt. Dann aber wurde das Gelände zum Parkplatz für Militärfahrzeuge umgewandelt und durch unzählige Bomberangriffe im Zweiten Weltkrieg erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Bis Brands Hatch eine richtige professionelle Rennstrecke werden konnte, musste also noch einiges getan werden.
1947 wurde die "Brands Hatch Stadium Ltd." gegründet, 1950 wurde der Kurs asphaltiert. Dadurch entstand ein 1,6 Kilometer langes Oval, auf dem auch Rennwagen fahren konnten. Die ersten Autorennen wurden noch in diesem Jahr mit Formel-3-Autos gefahren. 1953 wurde der "Universal Motor Racing Club" gegründet und in Brands Hatch entstand eine Rennsportschule.
Unterdessen wurde der Kurs erweitert: 1953 und 1954 wurde die Strecke mit der "Druids Bend" auf 1,984 Kilometer verlängert, eine Boxengasse und Wälle für die Zuschauer wurden gebaut. Dabei wurde auch die Fahrtrichtung auf den Uhrzeigersinn umgedreht. Nach der Tragödie von Le Mans, bei der 1955 80 Zuschauer ums Leben gekommen waren, wurden die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal überarbeitet und so konnte 1956 das erste Formel-2-Rennen in "Brands" stattfinden.
August 1960: Das erste Formel-1-Rennen
Im Jahr 1959 entstand zusätzlich der 4,24 Kilometer lange Grand-Prix-Kurs. Auf ihm fand dann im August 1960 die erste große Motorsportveranstaltung statt, das Silver City Trophy Formel 1 Rennen, das allerdings nicht zur Weltmeisterschaft zählte. Der Sieger hieß damals Jack Brabham.
Kurze Zeit später wurde die Rennstrecke an Grovewood Securities verkauft, John Webb wurde mit Motor Racing Developments beauftragt, den Kurs zu leiten. Die neuen Besitzer führten mit dem RAC erfolgreiche Verhandlungen und man einigte sich darauf, den Britischen Grand Prix im jährlichen Wechsel mit Silverstone auszutragen. Und so gab es am 11. Juli 1964 das erste zur Weltmeisterschaft zählende Formel-1-Rennen in Brands Hatch, gewonnen hat es Jim Clark.
Tödliche Unfälle überschatten die Geschichte
Doch auch Brands Hatch blieb nicht verschont von tragischen tödlichen Unfällen. Mitte der 1960er Jahre kamen George Crossman, Tony Flory und Stuart Duncan ums Leben, im Oktober 1971 verunglückte Jo Siffert. Danach wurde der Kurs mit umfangreichen Umbaumaßnahmen an neue Sicherheitsstandards angepasst. Doch das reichte nicht aus. In den 1980er Jahren konnte der Kurs nicht mehr den Anforderungen der Formel 1 genügen, auch die Boxenanlagen galten als veraltet. Der letzte Formel-1-Grand-Prix in Brands Hatch wurde 1986 gefahren, der letzte Sieger hieß Nigel Mansell.
In diesem Jahr 1986 wechselte auch der Besitzer der Rennstrecke. John Foulston kaufte den Kurs und gründete Brands Hatch Leisure (BHL). Die Firma erwarb ein Jahr später auch die Rennstrecke Cadwell Park in Lincolnshire. Dann verunglückte Foulston tödlich, als er in Silverstone ein McLaren IndyCar testete. BHL ging über in den Besitz seiner Ehefrau Mary, doch die Geschäfte führte weiter John Webb, bis 1990 Tochter Nicola Foulston das Management übernahm.
Seit dieser Zeit gastieren andere internationale Rennserien in Brands Hatch, wie die Formel 3000 und die Superbike-Weltmeisterschaft. Und auch gebaut wurde wieder: 1988 wurde die "Dingle Bell Corner" um eine Schikane ergänzt, "Westfield Bend" und "Graham Hill Bend" wurden verengt. Mitte der 1990er Jahre entstanden außerdem neue Boxen und Entertainment-Einrichtungen.
Die Besitzverhältnisse im Tal haben sich seitdem auch noch ein paarmal geändert: Zunächst verkaufte Foulston die BHL an Octagon, dieses Unternehmen musste die Gruppe, die mittlerweile vier Rennstrecken umfasste, wegen finanzieller Engpässe aber wieder abstoßen. Neuer Besitzer ist seit 2004 die Unternehmensgruppe Motorsport Vision, an deren Spitze der ehemalige Formel-1-Pilot Jonathan Palmer steht.
Das DTM-Debüt 2006: Vorentscheidung in der Meisterschaft
Die DTM gastierte im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Brands Hatch. Es war das Rennen, nach dem die Meisterschaft für Audi-Pilot Tom Kristensen mehr oder weniger gelaufen war. Lange Zeit sah es so aus, als ob Kristensen nach seinem Erfolg in Oschersleben auch in England als Sieger das Rennen beenden würde. 16 Runden vor Rennende musste der Däne sein Fahrzeug mit Problemen an der vorderen linken Radaufhängung abstellen. Diese Nullrunde warf ihn im Titelkampf gegen Bernd Schneider entscheidend zurück.
Lokalmatador Jamie Green in der AMG Mercedes C-Klasse nutzte im Rennen nach Kristensens Aus seine Chance und übernahm die Führung. Nach fünf Runden an der Spitze unterlief dem Briten ein Fahrfehler, Mattias Ekström überholte und sah wenig später als Sieger die vom Ex-Formel-1-Weltmeister Damon Hill geschwenkte Zielflagge. "Das ist ein großartiges Comeback der DTM in Großbritannien. Ich bin sehr beeindruckt von dieser großartigen Serie", schwärmte Hill damals.
Anwohner haben "Sperrstunde" durchgesetzt
Ruhig und verlassen liegt die Rennstrecke in Brands Hatch während der Rennsaison übrigens nie in ihrem Tal: An jedem Wochenende ist hier etwas los, von internationalen Rennserien über die verschiedensten nationalen Meisterschaften bis hin zu Motorsportfestivals, der Kurs ist immer ausgebucht.
Das hat auch zu einer Besonderheit geführt: Brands Hatch hat um 18:30 Uhr "Sperrstunde". Denn in der Nähe von "Clearways Bend" wurde ein neues Wohngebiet gebaut, und einigen Anwohner war der Lärm, dem sie sich jedes Wochenende wieder ausgesetzt sahen, zu viel. Deshalb dürfen Rennmotoren in Brands Hatch erst nach 08:30 Uhr am Morgen gestartet werden, ab 18:30 Uhr am Abend muss dann wieder Ruhe herrschen.
Bisherige DTM-Sieger in Brands Hatch:
02.07.2006: Mattias Ekström (Audi)

