Abts großer Ingenieurs-Coup: Wie sich die DTM-Teams für 2025 neu aufstellen

Alle zwölf DTM-Team der Saison 2025 im Check: Welche Schlüsselpersonalien gab es im Winter und welche Piloten müssen sich an neue Renningenieure gewöhnen?

(Motorsport-Total.com) - Kommendes Wochenende startet die DTM in Oschersleben nach fast einem halben Jahr Pause in die neue Saison. Und viel hat sich seitdem auch bei den Teams getan: Die Lamborghini-Meistertruppe SSR Performance hat die DTM verlassen, weshalb Toppersonal auf den Markt kam. Diese Chancen haben einige Teams genutzt.

Titel-Bild zur News: Franco Chiocchetti

Franco Chiocchetti kehrt nach großen Formel-E-Erfolgen in die DTM zurück Zoom

Motorsport-Total.com hat die Teams wie jedes Jahr vor dem Saisonauftakt gebeten, die wichtigsten Angaben zu ihren DTM-Schlüsselpersonen und deren Aufgaben abzugeben. Alle Infos finden Sie in unserer Übersicht der Teams und Fahrer für die DTM-Saison 2025, deren Steckbriefe nun rechtzeitig vor dem Auftakt in der Magdeburger Börde auf dem aktuellen Stand sind.

Außerdem haben wir die Angaben genutzt, um alle zwölf Teams im Vergleich zu 2024 auf Abgänge und Neuzugänge beim Personal zu analysieren. Welcher Rennstall hat im Winter groß zugeschlagen? Welche Ingenieure aus der Hersteller-Ära der DTM feiern ein Comeback? Und welche Fahrer müssen sich an neue Renningenieure gewöhnen? Die Antworten finden Sie hier.

Winward-Mercedes: Technikchef wird Gounons Renningenieur

Maro Engel

Kann Maro Engel 2025 im Winward-Mercedes seinen Titeltraum verwirklichen? Zoom

Steckbrief mit den wichtigsten Personen und Infos
Winward-Teamporträt

Das deutsch-texanische Team unter der Leitung von Ex-Rennfahrer Christian Hohenadel setzt auf Konstanz: Der Portugiese Mauricio Moreira, der seit 2021 für Lucas Auer als Renningenieur diente, wechselte im Vorjahr zu Neuankömmling Maro Engel und kämpfte mit dem Mercedes-AMG-Routinier um den Titel. Kein Wunder, dass er weiter mit ihm arbeitet.

Thomas Gleibs, der wie Hohenadel auch Anteile am Team besitzt, agiert weiterhin in einer Doppelrolle als Technikchef und Renningenieur bei der "Mamba". Nach Auers Abgang zum Landgraf-Team arbeitet Gleibs jetzt mit Teamneuling Jules Gounon zusammen.

Landgraf-Mercedes: "Mr. DTM" als Teamberater und Manager

Lucas Auer

Routinier Lucas Auer sitzt beim Landgraf-Comeback in der DTM am Steuer Zoom

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Landgraf-Teamporträt

Das Team von Klaus Landgraf, das bereits 2023 in der DTM am Start war, gibt mit neuer Struktur sein Comeback in der DTM: Teamchef ist nun Nicolas Heinz, Sohn des früheren Nick-Heidfeld-Managers Werner Heinz. Mit "Mr. DTM" Bernd Schneider hat man einen prominenten Berater, der zudem Manager von Teamneuling Tom Kalender ist.

Als Renningenieur und Chefingenieur hat das Team mit Marius Avemarg einen äußerst erfahrenen Mann gewonnen, der jahrelang bei Toksport WRT den Technikbereich leitete und im Vorjahr bei HRT Arjun Maini als Renningenieur zu seiner erfolgreichsten DTM-Saison dirigierte. Der Mercedes-AMG-Spezialist betreut 2025 Teamneuling Lucas Auer. Kalender wird wie im Vorjahr bei seinem ADAC-GT-Masters-Titel mit Dirk Martin arbeiten.

Abt-Lamborghini: Architekt des Mercedes-Titels in der Formel E kommt!

Nicki Thiim

Alles neu bei Abt: Lamborghini, Meister Bortolotti und ein Formel-E-Hochkaräter! Zoom

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Abt-Teamporträt

Der Rennstall der Kemptener Tuning-Schmiede Abt wechselt nach 25 Audi-Jahren zu Lamborghini und hat beim Personal einen interessanten Coup gelandet: Mit Franco Chiocchetti arbeitet Martin Tomczyks erster DTM-Renningenieur aus dem Jahr 2001 wieder für das Team. Der Südafrikaner führte später Lucas di Grassi in der Formel E in als Renningenieur zum Titel und baute 2018 das Formel-E-Projekt von Mercedes-AMG auf und wurde mit der Truppe 2022 Champion.

Jetzt kehrt der Mann, der in der Nähe von Kempten lebt, zu Abt zurück und wird dort Renningenieur von Nicki Thiim. Mirko Bortolotti arbeitet mit Leon Wippersteg, der bislang Renningenieur seines Erzrivalen Kelvin van der Linde war. Auch als Chefmechaniker konnte man für Bortolottis Auto mit Pascal Finkbeiner einen erfahrenen Mann gewinnen: Er war jahrelang bei HWA in der Hersteller-DTM tätig.

Grasser-Lamborghini: Dank Meister-Renningenieur stärker?

Luca Engstler

Das Grasser-Team hat mit Luca Engstler und Jordan Pepper nicht nur starke Fahrer Zoom

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Grasser-Teamporträt

Die Truppe des österreichischen Ingenieurs Gottfried Grasser, die in den vergangenen Jahren neben dem hervorragend finanzierten SSR-Team bei Lamborghini eher in der Underdog-Rolle war, hat sich für 2025 stark aufgestellt: Mit David Grabengießer engagierte man den Renningenieur, der Mirko Bortolotti bei SSR zum DTM-Titel führte. Er ersetzt den Italiener Giulio di Lorenzo, der direkt vom Lamborghini-Werk kam.

Zudem landeten auch einige SSR-Mechaniker bei Grasser, weshalb die Boxenstopps dieses Jahr besser klappen sollten. Grabengießer wird nun Renningenieur von Teamneuling Jordan Pepper, während Luca Engstler von Teamchef Grasser, der in zahlreichen Rollen agiert, persönlich betreut wird. Neuer Technikchef ist Noah Folie, der sich nach dem Boxenstopp-Unglück mit Luca Engstler im Vorjahr in Zandvoort wieder erholt hat.

Paul-Lamborghini: Etwas Entlastung für Pilot Maximilian Paul?

Maximilian Paul

Im Vorjahr war Pilot Maximilian Paul in zahlreichen Rollen aktiv Zoom

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Paul-Teamporträt

Das Dresdner Familienteam rund um Lamborghini-Pilot Maximilian Paul und seinen Vater Tobias Paul, der bereits Teil des Ex-DTM-Teams T3 Motorsport war, geht 2025 in die zweite DTM-Saison. Bei kaum einem Team arbeitet der Pilot so intensiv am Fahrzeug mit wie bei Paul Motorsport: Im Vorjahr war Maximilian Paul im Grunde sein eigener Renningenieur, zudem hatte er die Rolle des Teammanagers inne.

Dieses Jahr hat Paul mit dem Griechen Pavlos Votzakis einen eigenen Renningenieur. Mit Tom Schuster kehrt ein ehemaliger T3-Mann zurück, der zuletzt beim aus der DTM ausgestiegenen Meisterteam SSR Performance als Performance-Ingenieur diente und nun bei Paul neuer Chefingenieur ist. Am Ende läuft aber nichts ohne Boss Tobias Paul, der auch die Technikverantwortung trägt.

Schubert-BMW: Neues Top-Ingenieursduo bei Wittmann

Marco Wittmann

Das BMW-Team Schubert macht mit der Evoversion des M4 GT3 Jagd auf den Titel Zoom

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Schubert-Teamporträt

Teamboss Torsten Schubert hat beim DTM-Team aus Oschersleben Personal reduziert, weil man nur noch zwei statt drei BMW M4 GT3 einsetzt. Dadurch benötigt man den erfahrenen BMW-Mann Olaf Bulgrin nicht mehr, der im Vorjahr Chefingenieur war und als Koordinator zwischen den drei Fahrzeugen agierte. Während Rene Rast weiterhin mit seinem langjährigen Rosberg-Erfolgsingenieur Florian Rinkes arbeitet, der nun auch Chefingenieur ist, gibt es bei Marco Wittmann einen Wechsel.

Der Spanier Juan Rodriguez Montejano ist nicht mehr dabei, dafür erhält Wittmann mit Raphael Hess den bisherigen Renningenieur von Sheldon van der Linde. Hess hat Erfahrung von WRT und gilt als guter Mann. Er wird von Andreas Gräfer als Performance-Ingenieur unterstützt, mit dem Wittmann schon in der Class-1-Zeit bei RMG arbeitete und den er 2023 zu Project 1 holte.

Land-Audi: Feller holt ehemalige Abt-Leute zum Audi-Projekt

Ricardo Feller

Was geht mit dem Land-Audi? Feller und sein Team stiegen im letzten Moment ein Zoom

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Land-Teamporträt

Wolfang und Christian Land mussten durch Ricardo Fellers Notsituation in Windeseile ein DTM-Projekt mit dem Audi R8 LMS GT3 Evo II auf die Beine stellen. Während der langjährige Land-Mann Achim Becker den Technikbereich leitet, wird Feller mit Fabio Waser als Renningenieur arbeiten. Waser war bereits 2023 bei Abt für den Schweizer zuständig, als dieser um den Titel fuhr, ehe sich die Wege trennten.

Auch Florian Gresser, der schon im Vorjahr beim Abt-Audi als Dateningenieur arbeitete, ist für Feller ein vertrauter Mann. Er half 2024 bereits beim Land-Team aus und ist nun für die gesamte Saison an Bord.

Manthey-Porsche: "Grello"-Team angelt sich Ex-BMW-Mann

Morris Schuring

Dritter Porsche! Das Manthey-Team schickt 2025 mehr Personal in die DTM Zoom

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Manthey-Teamporträt

Das "Grello"-Porsche-Team aus Meuspath musste für den DTM-Einsatz 2025 die Truppe vergrößern, weil man durch Morris Schuring einen dritten Porsche an den Start bringt. 2024 waren es noch 21 Teammitglieder, jetzt sind es 30. Als Chefingenieur agiert weiterhin Patrick Arkenau - und auch Thomas Preining arbeitet nun das dritte Jahr mit seinem Meister-Renningenieur Kai Störling zusammen.

Ayhancan Güven, der im Vorjahr mit dem Deutschen Jan Weiler arbeitete, erhält mit dem Belgier Mathieu Pinchart einen neuen Renningenieur. Er arbeitete beim Ex-BMW-Werksteam RBM in der Hersteller-Ära der DTM bereits mit Piloten wie Bruno Spengler, Joey Hand, Tom Blomqvist oder Joel Eriksson. Schuring wird vom Deutschen Bartholomäus Pasionek betreut.

Emil-Frey-Ferrari: Viel F1-Know-how und mehr Personal

Jack Aitken

Mit etwas mehr Konstanz ist Jack Aitken 2025 ein klarer Titelkandidat Zoom

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Emil-Frey-Teamporträt

Die Emil-Frey-Truppe aus Safenwil musste das DTM-Projekt wegen des dritten Ferrari 296 GT3 von Ben Green von 26 auf 32 Leute vergrößern. Bei den Schlüsselpersonen setzt man aber auf Konstanz: Als Technikchef agiert weiterhin Jürg Flach, der Formel-1-Erfahrung von Sauber als Einsatzleiter hat.

Und auch bei den Ingenieuren setzt das Team auf Formel-1-Know-how: Renningenieur für Jack Aitken ist der Schweizer Marco Schüpbach, der bei Sauber mit Piloten wie Robert Kubica, Sebastian Vettel oder Sergio Perez arbeitete. Und auch der italienische Chefingenieur Graziano Michelacci war vor 20 Jahren zunächst bei Minardi und dann bei Toro Rosso bei den F1-Tests Teil der Ingenieurstruppe.

Dörr-McLaren: Jamie Greens Rosberg-Renningenieur zurück

Timo Glock

Timo Glock ist nicht der einzige Neuzugang beim McLaren-Team Dörr Motorsport Zoom

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Dörr-Teamporträt

Die McLaren-Truppe von Rainer Dörr hat sich für die zweite DTM-Saison in der Geschichte des Teams deutlich verstärkt: Abgesehen von Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock ist dessen ehemaliger GP2-Meisterrenningenieur Richard Selwin aus iSport-Zeiten an Bord, der durch das BMW-Projekt von Project 1 auch GT3-Erfahrung hat und als Chefingenieur agiert.

Glock hat selbst dafür gesorgt, dass Ex-Rennfahrer Kevin Mirocha als sein neuer Renningenieur zum Team stößt. Vor allem Teamkollege Ben Dörr darf sich aber dieses Jahr auf einen erfahrenen Mann freuen: Erich Baumgärtner war in der Class-1-Ära der DTM beim Rosberg-Team für Jamie Green zuständig und arbeitet nun mit dem Team-Youngster.

HRT-Ford: Stolz-Renningenieur arbeitet jetzt mit Maini

Arjun Maini

Der Ford Mustang GT3 mit Arjun Maini am Steuer beim DTM-Test in Oschersleben Zoom

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HRT-Teamporträt

Das HRT-Team hat nicht nur die Marke gewechselt und setzt 2025 statt dem erprobten Mercedes-AMG GT3 auf den neuen Ford Mustang, auch beim Personal gibt es Veränderungen: Nach dem Abgang von Arjun Mainis Renningenieur Marius Avemarg zu Landgraf, arbeitet der Inder nun mit Luca Stolz' ehemaligem Renningenieur Dennis Nägele.

Der Schwabe fungierte schon in der Hersteller-Ära der DTM jahrelang für HWA als Renningenieur. Der Schweizer Fabio Scherer wird 2025 vom Franzosen Clement Fay betreut, der davor jahrelang als Performance-Ingenieur aktiv war und auch beim belgischen WRT-Team arbeitete. Chefingenieur ist weiterhin Laurent Fedacou, der schon in der Class-1-Ära beim Audi-Team Phoenix Renningenieur war.

Comtoyou-Aston-Martin: Nissen neuer Motorsport-Leiter

Gilles Magnus

Spannende Neulinge: Das Comtoyou-Team bringt den Aston Martin in die DTM Zoom

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Comtoyou-Teamporträt

Die belgischen Aston-Martin-Neueinsteiger betreten mit der DTM unbekanntes Terrain, weshalb man mit Ex-Volkswagen-Motorsportchef Kris Nissen, der selbst DTM-Pilot war, einen Deutschland-Kenner an Bord holte. Der Däne leitet nun beim Team den Motorsportbereich.

Renningenieur von Gilles Magnus wird der Franzose Adrien Guyomard, der im Vorjahr zu Saisonbeginn beim Grasser-Team Renningenieur von Luca Engstler war, ehe der Teamchef das Auto selbst übernahm. Jetzt arbeitet er für Prodrive und feiert sein DTM-Comeback. Nicolas Baerts Renningenieur ist der Italiener Pietro Speronello, der seit 2023 beim Team ist und auch die Rolle des Chefingenieurs innehat. Technikchef ist der Deutsche Patrick Suita.