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P3 mit neuem Chassis! Ist das der WEC-Durchbruch für Mick Schumacher?
Nach einem Tausch innerhalb des Teams Alpine zeigt sich Schumacher mit dem Fahrverhalten des Alpine A424 deutlich zufriedener - Das alte Gefühl ist zurück!
(Motorsport-Total.com) - Fast beiläufig lässt es Mick Schumacher im Interview in Autodromo Enzo e Dino Ferrari fallen: Der Alpine A424 #36, mit dem er gemeinsam mit Jules Gounon und Frederic Makowiecki bei den 6 Stunden von Imola auf Platz drei gefahren ist, war ein neues Chassis.

© AG Photo - Paglino
Der Alpine A424 von Jules Gounon, Frederic Makowiecki und Mick Schumacher ist ein anderes Chassis als bisher Zoom
Es handelt sich um einen teaminternen Ringtausch. Das bisherige Monocoque des Schwesterfahrzeugs #35 (Chatin/Habsburg/Milesi) wurde bei einem Reifentest unmittelbar nach dem Katar-Rennen irreparabel beschädigt.
Für Imola erhielten Paul-Loup Chatin, Ferdinand Habsburg und Charles Milesi das bisherige Einsatzchassis der #36. Mick Schumacher, Jules Gounon und Frederic Makowiecki bekamen ein neues Chassis, das bisher für Testfahrten verwendet wurde. Der Ringtausch gilt auch der Evaluierung des bisherigen Chassis der #36, mit dem vor allem Mick Schumacher zuletzt Probleme hatte
"Habe wieder das Gefühl, das ich kenne"
Für ihn ist das Chassis eine entscheidende Verbesserung: "Das Thema begleitet uns eigentlich schon seit vergangenem Jahr. Wir hatten immer wieder Probleme beim Fahrverhalten", sagt er. "Seit dem Wechsel ist das deutlich besser geworden, und ich habe wieder das Fahrgefühl, das ich kenne, wenn ich nicht in diesem Auto sitze."
Wann genau die Probleme mit dem vorherigen Chassis begannen, lässt sich nicht eindeutig sagen. "Sie traten etwa zur Saisonmitte auf, aber wir wissen nicht genau, wodurch. Jetzt wird das alte Chassis gründlich untersucht", erklärt Schumacher.
Schon in Katar hatte das Alpine-Team mit Elektronikproblemen zu kämpfen, die das Fahrzeug im Rennverlauf zunehmend langsamer machten.
Cleverer Strategieplan bringt Podium
Dass die #36 in Imola aufs Podium fuhr, war allerdings nicht nur dem verbesserten Fahrverhalten zu verdanken. Auch die Strategie des Signatech-Teams ging voll auf - und begann bereits in der Rennmitte mit einem mutigen Reifenkonzept: Man wechselte früher als andere auf Soft-Reifen, obwohl diese eigentlich für das Rennende vorgesehen waren. Viele Teams verwendeten den Soft gar nicht.
Jules Gounon musste im zweiten Stint damit umgehen, dass sich die Streckentemperatur plötzlich erhöhte. "Das war eine Herausforderung, weil die Reifendrücke durch die Decke gingen", so der Franzose im Gespräch mit Motorsport-Total.com. Zwischenzeitlich lagen die Drücke bei über 1,9 bar - ein kritischer Wert für Rennreifen.
Gounons Vorarbeit zahlte sich aus: Alpine wusste nun, wie man den optimalen Reifendruck einstellte, und gab Mick Schumacher so ein perfektes Auto für die letzten zwei Stunden. Und der 26-Jährige enttäuschte nicht. Er mischte nach dem letzten Restart fleißig in einem Pulk aus sechs Fahrzeugen mit, die um den zweiten Platz kämpften.
Beim vorletzten Boxenstopp entschloss sich Signatech zum "Short Filling". Der Tank wurde nicht vollgemacht, sondern nur zu etwa zwei Dritteln aufgetankt. Dadurch war der Stopp kürzer und Schumacher kam vor der Kampfgruppe wieder raus.
Das nutzte er mit bärenstarken Rundenzeiten, wobei er 7,5 Sekunden Vorsprung auf den Toyota #7 (Conway/Kobayashi/de Vries) herausfuhr, der das, was vom Kampfpaket noch übrig war, anführte. Das reichte, um den nun längeren letzten Boxenstopp zu kompensieren.
"Das waren Qualifying-Runden, eine nach der anderen", sagt Schumacher. "Die Strategie hat eine sehr große Rolle gespielt, speziell die letzten beiden Stints waren sehr stark - auch weil ich das Auto aus den Trainings gut kannte."
Gounon erklärt den Hintergedanken der Strategie: "Statt den Tank einmal vollzumachen und dann hinten heraus nur einmal kurz zu stoppen, haben wir uns für zwei kürzere Stints entschieden - 18 und 24 Runden. Damit hatten wir ein leichtes Fahrzeug über zwei Stints. Das hat sehr gut funktioniert, die Streckentemperatur kühlte auf 22 Grad ab, genau das richtige Fenster für den Soft."
Ein BMW schlüpft noch durch
Bis auf den BMW #20, der strategisch noch cleverer agierte, kam Schumacher an allen Gegnern vorbei und wurde Dritter hinter dem BMW und dem überragenden Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi), der an diesem Sonntag unschlagbar war und in einer eigenen Welt fuhr.
Eine weitere Hilfe: Der heftige Zweikampf zwischen Sebastien Buemi im Toyota #8 (Buemi/Hartley/Hirakawa) und Antonio Fuoco im Ferrari #50 (Fuoco/Molina/Nielsen), die auf einer noch anderen Strategie unterwegs waren. Beide waren ernstzunehmende Gegner im Kampf um das Podium, doch ihre Schlacht kostete beide so viel Zeit, dass der Alpine von dieser Seite nichts mehr zu befürchten hatte.
Und so feierte Mick Schumacher sein zweites WEC-Podium, für Gounon war es das erste Podium in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Frederic Makowiecki hat aus seiner Porsche-Zeit natürlich schon deutlich öfter oben gestanden.
Ein neuer Anfang - oder nur eine Momentaufnahme?
Ob das neue Chassis tatsächlich der Wendepunkt ist, bleibt abzuwarten. Teamkollege Gounon relativiert: "Zwischen Katar und Imola zu vergleichen ist sehr schwer. Wir fahren hier mit der weichsten möglichen Abstimmung, in Katar deutlich härter - das allein macht einen Vergleich fast unmöglich."
Gounon war bislang nur in Katar mit dem alten #36-Chassis unterwegs, Schumacher dagegen ausschließlich. Die #36 war das ganze Rennen über konkurrenzfähig, während die #35 nach einem Fehler bei einem Boxenstopp, als das Team für Chatin nicht bereit war, wichtige Zeit verlor und nur 13. wurde.
Ferdinand Habsburg bestreitet aber, dass es technische Probleme gegeben hätte wie in Katar: "Das Auto hat perfekt funktioniert und der Speed war da. Es war lediglich der Boxenstopp Das werden wir analysieren und dann in Spa zurückschlagen."


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