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Audi holt die Le-Mans-Krone zurück!
Audi profitiert an der Sarthe von der eigenen Zuverlässigkeit und dem Pech von Peugeot: Die Le-Mans-Trophäe kommt wieder nach Ingolstadt!
(Motorsport-Total.com) - Was für ein 24-Stunden-Rennen von Le Mans! Der Langstreckenklassiker hat 2010 wieder einmal alles gehalten, was Tradition und Mythos an der Sarthe seit 1923 versprechen. Es gab Unfälle, Dramen und einen ganz großen Verlierer: Peugeot. Die Franzosen waren mit dem weiterentwickelten 908 HDi FAP der Konkurrenz von Audi in Sachen Speed um Längen voraus. Aber Peugeot brachte nicht einen einzigen Wagen ins Ziel.
© Audi
Überglücklich: Sportchef Wolfgang Ullrich stemmt den Pokal in die Höhe!
Während man im Lager der Löwen nur Kopfschütteln und Fassungslosigkeit beobachten konnte, spulte Audi ein konsequent zuverlässiges und effizientes Programm ab. Die drei Werkswagen hielten sich aus nahezu allen Gefahrensituationen heraus, hatten nicht ein einziges technisches Gebrechen und kamen so am besten über die Runden.#w1#
Aber der Reihe nach: Beim Start setzt sich die gesamte Peugeot-Flotte inklusive dem Kundenfahrzeug von Oreca recht schnell ab. Sofort wird klar, dass die Franzosen in Sachen Rennspeed in einer eigenen Liga unterwegs sind. Audi lässt sich allerdings vom Höllentempo der 908 nicht aus der Reserve locken, man spult das für den R15 TDI optimale Programm ab und nimmt kleine Rückstände in Kauf. Doch dann durchkreuzt Nigel Mansell die Audi-Strategie gehörig.
Der ehemalige Formel-1-Weltmeister kommt bei seinem Le-Mans-Debüt gerade einmal vier Runden weit. Nach rund 50 Kilometern entweicht am hinteren linken Reifen langsam die Luft, Mansell kann seinen Ginetta-Zytek nicht mehr halten und kracht auf der Anfahrt zu den Porsche-Kurven heftig in die Leitplanken. Der Brite muss von Rettungskräften geborgen werden, aber eine halbe Stunde später geben Mansells Söhne Greg und Leo Entwarnung: Nur Prellungen, nichts Ernstes bei der "Red Five".
Mansell scheidet früh aus
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Nigel Mansell schied durch einen Unfall bereits nach vier Runden aus Zoom
Ernst wird es nun allerdings für Audi. Die Safety-Cars kommen wegen des Mansell-Unfalls auf die Bahn. Alle drei R15 TDI hängen hinter einem langsamen GT-Fahrzeug fest. Konsequenz: Audi muss sich in der zweiten Gruppe einreihen, verliert auf die vier Peugeots erheblich an Boden. "Es dauert Stunden, dies wieder aufzuholen", sagt Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich. Es sollte nicht der einzige Anlass sein, der den Rennleiter zur Weißglut bringt.
Vorne hat sich unterdessen Pedro Lamy mit schnellen Runden einen feinen Vorsprung herausfahren können. Doch dann der erste Schock: Der Portugiese schleppt einen beschädigten Wagen zurück an die Box. Die Techniker winken sofort ab. Eine defekte Aufhängung hat die Karbon-Struktur des Chassis irreparabel beschädigt. Sébastien Bourdais steht fassungslos an der Box. Der berühmte Sohn der Stadt Le Mans darf beim Heimspiel nicht eine einzige Rennrunde drehen.
Kristensen muss Priaulx ausweichen
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Das BMW Art Car mutierte schon während des Rennens zum Ausstellungsstück Zoom
Am frühen Abend kommt auch Audi ernsthaft in Bedrängnis. Tom Kristensen muss dem langsam fahrenden BMW Art Car von Andy Priaulx ausweichen. Der Däne kommt von der Strecke ab und kracht rückwärts in die Reifenstapel. De fällige Reparatur dauert lang und wirft den Le-Mans-Rekordsieger und seine Teamkollegen Dindo Capello und Allan McNish weit zurück. Der Kampf um den neunten Le-Mans-Sieg ist für Kristensen damit vorzeitig verloren.
In der Nacht die ersten Vorentscheidungen in Reihen von Peugeot. Der führende Vorjahressieger Marc Gené steuert gegen Mitternacht unplanmäßig die Box an. Die Lichtmaschine muss getauscht werden, Gené/Wurz/Davidson fallen zurück. Am frühen Morgen wird auch der Oreca-Peugeot durch einen technischen Defekt zurückgeworfen. Montagny/Sarrazin/Minassian steuern den dritten 908 ohne Probleme in Führung liegend in die Morgendämmerung.
Drei Motorschäden bei Peugeot
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Franck Montagny musste seinen Peugeot 908 am Sonntagmorgen abstellen Zoom
Um kurz nach sieben Uhr der nationale Schock in Frankreich. Montagny rollt mit einer heftigen Rauchfahne an seinem Dieselboliden aus. "Ich habe keine Ahnung, was passiert ist", so der Ex-Formel-1-Pilot gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Die Audis von Rockenfeller/Bernhard/Dumas und Treluyer/Lotterer/Fässler gehen nach problemlosen Stunden aufgrund der Peugeot-Patzer in Führung.
Wütend startet zunächst Alexander Wurz eine Aufholjagd nach dem Motto "Alles oder Nichts". Doch auch der Motor seines 908 haucht mit einer Rauchfahne sein Leben aus. Alle Werkswagen sind somit aus dem Rennen. Der Oreca-Peugeot ist somit Frankreichs letzte Hoffnung. "Wir versuchen es nochmal", versprcht Teamchef Hugues de Chaunac. Sein Pilot Nicolas Lapierre endet jedoch ebenfalls mit rauchendem Heck am Streckenrand.
Dreifachtriumph für Audi
Plötzlich ist Audi ohne echte Gegner. Die Benzinerfraktion in der LMP1 hat meilenweiten Abstand. Die Audianer nehmen das Tempo heraus, halten die Positionen und bringen alle drei Werkswagen auf den ersten drei Plätzen ins Ziel. "Es war unheimlich hart. Ich bin stolz darauf, dass Peugeot-Sportchef Quesnel zu uns herüber gekommen ist, um zu gratulieren", sagt Ullrich bei der Ziedurchfahrt der Sieger Mike Rockenfeller, Timo Bernhard und Romain Dumas.
Für Stefan Mücke endet ein an sich erfolgreicher Tag an der Spitze der LMP1-Benziner mit technischen Problemen, der zweite Aston Martin fällt kurz vor Schluss mit Motorschaden aus. Auch die deutsche Kolles-Mannschaft bringt keine der beiden Audi R10 TDI ins Ziel. Am Ende sind nur noch sechs der großen Prototypen auf der Strecke.
Strakka feiert mit Diskokugel
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Das Strakka-Team setzte sich bei den "kleinen" Prototypen wie erwartet durch Zoom
In der kleineren LMP2-Klasse setzte sich favorisierte Strakka-Mannschaft (Leventis/Watts/Kane) mit dem schnellen Acura durch. Lange Zeit konnten sich David Brabham, Marco Werner und Marino Franchitti mit dem Highcroft-Auto in etwa auf dem gleichen Niveau halten, aber das Trio fiel wegen technischer weit zurück. Bei Strakka installierte man in diesem Moment eine Diskokugel an der Decke der Garage, um für die Siegesfeier gerüstet zu sein.
Die weiteren Podestplätze in der Kategorie gingen an Lahaye/Moreau/Charouz im OAK-Pescarolo und Erdos/Newton/Wallace im Lola-HPD von Ray Mallock. In der GT1-Klasse schieden die schnellen Ford GT allesamt frühzeitig aus. Spektakulär war vor allem der Ausfall der Damenmannschaft von Matech. Das Auto von Natacha Gachnang, Rahel Frey und Cyndie Allemann fing Feuer. Gachnang konnte sich schnell in Sicherheit bringen.
"Favoritensterben" in der GT2-Klasse
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Die Ford GT des Matech-Teams kamen ebenfalls nicht ins Ziel Zoom
In der GT1-Klasse siegte der Larbre-Saleen vor einer Corvette von Luc Alphand (Gregoire/Policand/Hart) und dem Aston Martin DBR9 des Paderborner Teams Young Driver AMR. Viel Spannung und ein großes "Favoritensterben" gab es in der heiß umkämpften GT2-Klasse. Zunächst sah alles nach einem sicheren Doppelerfolg der favorisierten Corvettes aus, doch die Amerikaner fielen aus. Auch der Risi-Ferrari von Bruni/Melo/Kaffer und der hoch eingeschätzte Porsche von Flying Lizard blieben auf der Strecke.
Bei BMW gab es mit dem neuen M3 ebenfalls viele Probleme. Das bunte BMW Art Car wurde von hartnäckigen Aufhängungssorgen befallen. Man zog den Wagen früh aus dem Rennen und stellte ihn fortan als Showcar an der Teamhospitality aus. Der zweite BMW wurde ebenfalls immer wieder durch technische Probleme zurückgeworfen. Am Ende wurde es für Jörg Müller, Uwe Alzen und Augusto Farfus Rang sechs.
Farnbacher auf Platz zwei
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Sieg in der GT2-Klasse: Wolf Henzler, Marc Lieb und Richard Lietz Zoom
Den Sieg sicherten sich letztlich Marc Lieb, Richard Lietz und Wolf Henzler im Felbermayr-Porsche. Mit einer strategisch klugen Fahrt holte sich die Farnbacher-Mannschaft mit dem Ferrari F430 den zweiten Rang. Die Le-Mans-Neulinge Timo Scheider, Richard Westbrook und Marco Holzer fuhren sich im Porsche sensationell auf das Podium. Jean Alesi, Giancarlo Fisichella und Toni Vilander fielen kurz vor Schluss auf den vierten Rang zurück.
"Wir lagen auf Rang zwei, mussten dann aber einen Reparaturstopp einlegen", sagt Alesi, der den aktuellen Ferrari-Testpiloten in den Reifenstapeln sah. "Nach dem Abflug von Fisi hatten wir einen recht heftigen Schaden. Das Auto lief später aber wieder", berichtet Alesi halb glücklich und und ganz erschöpft. "Ob wir 2011 zurückkehren, werden wir sehen. Ich hatte 2010 jedenfalls viel Spaß!"