• 29.03.2010 13:12

  • von Britta Weddige

Johannes Stuck: Historisches auf der Nordschleife

Black-Falcon-Pilot Johannes Stuck über den perfekten VLN-Saisonauftakt, die Faszination Nordschleife und seinen berühmten Vater Hans-Joachim

(Motorsport-Total.com) - Johannes Stuck und das Team Black Falcon haben beim VLN-Saisonauftakt am vergangenen Wochenende mit dem Erreichen der Pole-Position im Audi R8 LMS gleich doppelt Geschichte geschrieben. Bei äußerst schwierigen Wetter- und somit auch Streckenbedingungen war es der Black-Falcon-Neuzugang Johannes Stuck, der mit einer Zeit von 8:37.102 Minuten zum ersten Mal in der Geschichte der VLN ein Fahrzeug mit der Startnummer 1 auf Startplatz 1 stellte.

Titel-Bild zur News: Black Falcon

Startnummer 1 und Startplatz 1: Johannes Stuck holte im Audi R8 LMS die Pole

Zugleich konnte Black Falcon die erste Pole-Position für Audi überhaupt in der Langstreckenmeisterschaft einfahren. "Ich bin natürlich schon auch ein bisschen stolz, dass ich der erste Audi-Fahrer war, der es geschafft hat, eine Pole zu holen", freut sich Stuck. "Ich habe eine gute Runde erwischt. Es war ein bisschen Poker, weil es noch leicht feucht war. Am Ende hat aber alles so gut geklappt und ich war selbst ein bisschen überrascht. Denn die Rundenzeit an sich war nicht so schnell, aber aufgrund der schwierigen Bedingungen war es eben die schnellste. Das war schon ein tolles Gefühl." Das breite Grinsen in seinem Gesicht war ihm "den ganzen Tag nicht mehr zu nehmen."#w1#

Die Pole-Position kam selbst für Black Falcon auch deshalb ein bisschen unerwartet, weil man das erste VLN-Rennwochenende im R8 LMS eigentlich eher als erweiterten Test gesehen hat. Entsprechend war auch Stucks Herangehensweise im Qualifying. "Ich bin einfach meine Runde gefahren und auch nicht sonderlich viel Risiko gegangen", erläutert der von Race-Management-Services betreute Pilot. "Aber ich bin halt auch ein Rennfahrer und setze mich nicht nur zum Spaß ins Auto. Deshalb war es am Ende doch eine ziemlich schnelle Rundenzeit."

"Am Ende hat aber alles so gut geklappt und ich war selbst ein bisschen überrascht." Johannes Stuck

Auch die äußerst spannende Startphase des Rennens konnte Stuck für sich entscheiden. Er unterstrich mit einer Rundenbestzeit von 8:27.650 Minuten noch einmal deutlich das Potenzial von Fahrzeug und Fahrer. Bei den Zweikämpfen der folgenden Runden hielt sich Stuck jedoch mehrfach bewusst zurück. Es war schon vor dem Rennen klar, dass man auf keinen Fall ein zu großes Risiko eingehen, sondern mit dem Audi R8 LMS so viel Erfahrung wie möglich sammeln wollte: "Denn wir testen auch noch heute und morgen und dafür sollte das Auto ganz bleiben", so Stuck.

Stuck gab das Auto nach seinen elf Runden immer noch in Führung liegend an seine Kollegen Sean-Paul Breslin und Christer Jöns ab. "Für mich ist im Prinzip schon alles nach Plan gelaufen", bilanziert Stuck. "Anschließend haben wir beschlossen, gar kein Risiko mehr zu gehen und sind auch im Verkehr ein bisschen langsamer gefahren. Am Ende haben die vorn schon ordentlich Gas gegeben und sind hohes Risiko gegangen. Somit sind wir am Ende Siebter gesamt und Fünfter in der Klasse geworden. Aber es ist extrem zufriedenstellend, denn damit hätte keiner gerechnet."

"Man macht geistig schon ein bisschen schlapp, wenn man aus dem Auto aussteigt." Johannes Stuck

Die Nordschleife übt auch auf den jungen Rennfahrer eine ganz besondere Faszination aus, auch wenn sie "an sich kein großes Geheimnis" hat: "Es ist einfach eine lange Rennstrecke. Und das Wichtige beim Rennfahren ist, dass man konstant dieselben Brems- und Schaltpunkte nimmt und an den gleichen Stellen aufs Gas geht, um möglich konstante Rundenzeiten zu fahren. Das ist auf einer Runde von 25 Kilometern natürlich wesentlich schwieriger als bei fünf Kilometern."

Dazu gibt es die verschiedenen wirklich schnellen Passagen, auf denen man laut Stuck "wirklich noch Eier braucht. Das ist für mich einfach ein geiles Gefühl. Das macht für mich den Reiz aus." Und in der VLN kommt die Herausforderung dazu, dass sehr viele Fahrzeuge mit extremen Tempounterschieden unterwegs sind. "Wenn man gut darin ist, den Verkehr ein bisschen einzuschätzen und darin Übung hat, dann kann man auch mit einem langsameren Auto etwas wettmachen", sagt er. "Aber das fordert einen mental schon extrem. Das merkt man: Man macht geistig schon ein bisschen schlapp, wenn man aus dem Auto aussteigt."


Fotos: VLN - 57. ADAC Westfalenfahrt


Stuck steht auf der Nordschleife natürlich auch ein bisschen mehr im Mittelpunkt des Interesses als andere Nachwuchsfahrer, denn schließlich ist er der Sohn von Hans-Joachim Stuck. Und da werden die Namen von Vater und Sohn immer wieder in einem Atemzug genannt. Stuck Junior stört das gar nicht: "Er ist ja doch irgendwo eine lebende Legende und hat da oben auch schon tolle Leistungen gebracht. Wenn ich da nicht nur aufgrund des Nachnamens, sondern vielleicht auch aufgrund meiner Leistungen mit meinem Vater in Zusammenhang gebracht werde, dann ist es schon eine große Ehre."

"Ich bin schon auf der ganzen Welt Rennen gefahren, in Asien, in den USA, in Europa - und es kam noch nie jemand zu mir und hat sich schlecht über meinen Vater geäußert. Deshalb bin ich immer froh, wenn ich mit ihm in Zusammenhang gebracht werde", so Johannes Stuck.

Hans-Joachim und Johannes Stuck

Familie mit Benzin im Blut: Hans-Joachim und Johannes Stuck Zoom

Besonderen Druck spürt er wegen seines berühmten Vaters jedoch nicht. Zudem macht er in Sachen Rennfahren ohnehin sein eigenes Ding. "Ich habe da schon eine andere Herangehensweise", so Stuck Junior. "Man sieht auch an der Telemetrie und auf Onboardmitschnitten, dass mein Vater aufgrund seiner Erfahrung in einigen Situationen noch ein bisschen entschlossener in Zweikämpfe hineingeht oder langsamere Autos überholt, wo ich vielleicht ein bisschen vorsichtiger bin. Es ist einfach generell meine Art, dass ich ein bisschen vorsichtiger bin oder ein bisschen überlegter - ohne ihm zu nahe treten zu wollen."

Und man könne Hans-Joachim und Johannes Stuck ohnehin nicht auf eine Stufe setzen, betont der Sohn: "Ich brauche mir nicht anzumaßen, in den nächsten Jahren jemals so erfolgreich sein zu wollen wie mein Vater. Von daher gibt es für mich keinen Druck. Vielleicht erwarten manche Leute von mir mehr als von anderen jungen Nachwuchsfahrern, ich aber nicht."

Gegen Erfolge auf der Rennstrecke hätte er aber natürlich nichts einzuwenden. Johannes Stuck startet mit dem Team Black Falcon auch noch in der FIA-GT3-Europameisterschaft und bis zum 24-Stunden-Rennen in der VLN. "Wir wollen bis dahin noch so viel Erfahrung wie möglich sammeln", formuliert er die Teamziele. "Wir haben auch eine gute Fahrerpaarung für das 24-Stunden-Rennen und sind da auf jeden Fall in Lauerposition. Vielleicht nicht auf den Sieg, aber ein zweiter oder dritter Platz ist immer drin. Und für die FIA-GT3-EM ist auch ganz klar, dass wir da mal auf dem Treppchen stehen wollen."