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"Regeln müssen vereinfacht werden": Rennleiter Webb zum Austin-Startchaos
MotoGP-Rennleiter Mike Webb nimmt Stellung zur chaotischen Startphase in Austin - Für die Zukunft will man das Reglement überarbeiten und verständlicher machen
(Motorsport-Total.com) - Die chaotischen Abläufe vor der Aufwärmrunde beim Grand Prix von Amerika werden noch einige Diskussionen nach sich ziehen und eventuell zu Anpassungen im Reglement führen. Aus Sicherheitsgründen brach die Rennleitung die komplette Prozedur ab.

© Gold and Goose
Renndirektor Mike Webb kündigt eine Überarbeitung der Regeln an Zoom
Damit begann alles neu. Die Fahrer konnten auf ihre Motorräder mit Trockenabstimmung und auf Slicks wechseln. Mit dem Quick-Restart wurde der Grand Prix in Austin schließlich nach rund zehn Minuten Verspätung regulär gestartet.
Ausgelöst wurde das Chaos von Marc Marquez, der kurz vor dem Start in die Aufwärmrunde Richtung Boxengasse gelaufen ist, um das Motorrad zu wechseln. Neun Fahrer folgten ihm und sprinteten ebenfalls los.
Marquez und seine Ducati-Crew hatten das Reglement aber in zwei Aspekten falsch interpretiert. Einerseits war man davon ausgegangen, dass, wenn ihm mehr als zehn Fahrer folgen würden, die Startprozedur abgebrochen wird.
Sollten ihm weniger Fahrer folgen, dann waren sie andererseits davon ausgegangen, dass Marquez nach dem Motorradwechsel und der Aufwärmrunde als Letzter in der Startaufstellung starten würde. Beide Annahmen sind falsch.
Hätte die Rennleitung nicht aus Sicherheitsgründen abgebrochen, dann hätten alle Fahrer, die in die Boxengasse gelaufen sind, nach der Aufwärmrunde ihre ursprüngliche Startposition einnehmen müssen. Im Rennen hätte dann jeder eine Durchfahrtsstrafe durch die Boxengasse erhalten.
Auf dem Circuit of The Americas betrug der Zeitverlust einer Durchfahrtsstrafe rund eine halbe Minute. Das ist ungefähr das Äquivalent eines Flag-to-Flag-Motorradwechsels. Diese Regel wurde als Folge des Grand Prix von Argentinien 2018 eingeführt.
Während Jack Miller damals mit den richtigen Reifen auf der Poleposition stand, entschieden sich alle anderen Fahrer kurz vor dem Start für einen Wechsel des Motorrads. Hinter Miller blieben schließlich mehrere Reihen frei, bis alle anderen Fahrer im Grid aufgestellt wurden.
Hintergrund: Regeländerung nach Argentinien 2018
MotoGP-Renndirektor Mike Webb erklärt gegenüber Motorsport.com Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network, warum man als Folge von Argentinien 2018 die Regeln geändert hat.
"Es wurde angepasst, weil weder die Organisation noch die Infrastruktur darauf vorbereitet sind, dass eine große Zahl von Fahrern kurz vor dem Rennen die Motorräder wechselt und sich dann am Ende des Startfeldes aufstellt", so Webb.
"Aus diesem Grund wurde entschieden, dass jeder Fahrer von seiner ursprünglichen Position startet und die Strafe anschließend erfolgt." Austin hat aber die Schwäche dieser Regel gezeigt, denn die chaotischen Szenen sorgten für Sicherheitsbedenken.
So hat Marc Marquez den Startabbruch geplant!
Marc Marquez hat vor dem Start in Austin bewusst einen Startabbruch provoziert! Das hat er mit seiner Crew besprochen, aber niemand hat das Reglement im Detail gekannt! Weitere Motorrad-Videos
Denn es liefen viele Leute in der Boxengasse herum, darunter auch Grid-Girls. Motorräder wurden kreuz und quer herumgeschoben, einige Fahrer rollten nach dem Wechsel bereits mit dem Slick-Motorrad wieder die Boxengasse entlang und wichen Personen aus.
Deshalb brach die Rennleitung komplett ab. "Die Rote Flagge wurde aus Sicherheitsgründen gezeigt", hält Renndirektor Webb fest. "Als Marc zu seiner Box lief, folgte ihm nahezu die Hälfte des Startfeldes."
"Unter diesen Bedingungen, mit so vielen Personen und Motorrädern, die sich auf dem Grid und in der Boxengasse bewegten, war ein Rennstart schlichtweg nicht sicher. Wir konnten nicht einmal die Boxenmauertore schließen, weil sich dort zu viele Menschen aufhielten."
Warum "Start delayed" in Austin keine Option war
Drei Fahrer hatten sich in der ursprünglichen Startaufstellung für Slicks, also den schlussendlich richtigen Reifen, entschieden. Das waren Aprilia-Fahrer Ai Ogura sowie das KTM-Duo Brad Binder und Enea Bastianini.
Durch den kompletten Abbruch wurden sie ihres Vorteils beraubt. Hätte die Rennleitung statt der roten Flagge auch das Schild "Start delayed" zeigen können, also Start verzögert? Denn das hätte einen etwas anderen Ablauf zur Folge haben können.

© Trackhouse
Ai OGura war einer der drei Fahrer mit Slicks in der Startaufstellung Zoom
Webb sagt dazu: "Hätten wir 'Start delayed' gewählt, hätten wir laut Reglement die Fahrer, die die Boxengasse verlassen hatten, ans Ende des Startfeldes versetzen müssen - was uns zurück zu Argentinien 2018 geführt hätte, wo sich dieses Vorgehen als undurchführbar erwiesen hat."
Deswegen war es die sicherste und einfachste Methode, die komplette Startprozedur neu zu starten. "Wir entschieden uns, die rote Flagge zu zeigen und den Ablauf neu zu starten, weil wir dies für die sicherste und klarste Option hielten", ist der Renndirektor überzeugt.
Trotzdem will man aus Austin 2025 Lehren für die Zukunft ziehen: "Was in Austin passiert ist, ist beispiellos, aber es wird dazu führen, dass wir Teile des Reglements überarbeiten - hauptsächlich mit dem Ziel, die Regeln zu vereinfachen, damit sie für alle Beteiligten eindeutig verständlich sind."


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