MotoGP-Paddock inside: Jerez auf dem Prüfstand - Sicherheit und Rennaction

Motorräder und Fahrer, die nach Stürzen in Airfences einschlagen - Im Rennen ist überholen praktisch unmöglich - Ist die Jerez-Rennstrecke noch zeitgemäß?

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Nach Quartararos Sturz ist im Sprint nicht mehr viel passiert Zoom

die tolle Stimmung in Jerez ist immer ein Highlight! Auch in diesem Jahr sollen die Tribünen ausverkauft sein. Jerez ist ein großer Klassiker, bei dem wir schon so viele unglaublich tolle Rennen und unvergessene Zweikämpfe gesehen haben. (In diesem Video sind die tollen Szenen der Vergangenheit zu sehen!)

Leider muss man dennoch die Frage in den Raum stellen, ob die Rennstrecke für die aktuelle MotoGP noch zeitgemäß ist. Das betrifft zwei Aspekte. Erstens die Sicherheit und zweitens kann kaum überholt werden. Der Sprint war abgesehen von den ersten beiden Runden langweilig.

Vor allem in den Trainings gab es einige Stürze, bei denen die Motorräder und die Fahrer bei hohem Tempo in die Airfences geknallt sind. Zum Glück ist nichts passiert und es ist gut, dass es die Airfences gibt. Aber solche Situationen in dieser Häufung sind kein gutes Zeichen.

Die MotoGP-Bikes sind für diese Strecke eigentlich schon zu schnell geworden. 2001, dem letzten Jahr der 500er-Zweitakter, lautete die Poleposition-Zeit 1:42.739 Minuten. 2010 lag sie bei 1:39.202 Minuten. Nun lautet der Rundenrekord 1:35.610 Minuten.

Zum Vergleich fuhr heute Manuel Gonzalez mit 1:39.858 Minuten in der Moto2-Klasse auf die Poleposition. Die schweren Stürze sind in der MotoGP in den schnellen Kurven passiert. Die Heftigkeit ist auch darauf zurückzuführen, dass die Kurvengeschwindigkeiten gestiegen sind.

Franco Morbidelli hat bei seinem Sturz im Vormittagstraining in Kurve 4 auch noch einen Handschuh verloren. "Ja, wir haben darüber gesprochen, welche unglaublich hohen Geschwindigkeiten wir mit diesen MotoGP-Maschinen erreichen", sagt der Italiener.

"Dadurch ist Jerez zu einer engen Strecke mit knappen Auslaufzonen geworden. Wir machen Fortschritte, die Auslaufzonen werden verbessert. Für die Zukunft gibt es noch weitere Bereiche, die optimiert werden müssen, wie etwa in Kurve 4 und Kurve 7. Daran wird gearbeitet."

Auch Alex Rins ist im Vormittagstraining nach einem Sturz in Kurve 4 heftig in einen Airfence geschleudert worden. Er schildert: "Als ich in den Airfence einschlug, war alles schwarz, und das hat mir ein wenig Angst gemacht. Es war nicht ideal."

"Ich habe nach meinem Sturz Loris Capirossi geschrieben. Er sagte mir, dass der Plan in Jerez darin besteht, die Bedingungen Jahr für Jahr zu verbessern. Für dieses Jahr haben wir in Kurve 1 und Kurve 2 mehr Platz geschaffen, sie haben dort wirklich gute Arbeit geleistet."

"Für das nächste Jahr ist geplant, die Auslaufzone in Kurve 4 zu vergrößern." Das Thema wird also von der Strecke und der FIM ernst genommen. Aber natürlich kann man die Auslaufzonen nicht endlos vergrößern.

In Jerez kann nicht mehr überholt werden

Um wie viel die Motorräder mit dem neuen Reglement 2027 tatsächlich langsamer werden, bleibt abzuwarten. Auch, ob damit wieder besser überholt werden kann. Denn der Jerez-Sprint war praktisch so wie die Formel 1 in Monte Carlo - überholen unmöglich.

Für die einzige Würze hat Fabio Quartararo gesorgt. Das war eine der besten Qualifying-Runden, die ich je gesehen habe. Chapeau! Schade, dass er sich im Sprint nur eineinhalb Runden an der Spitze behaupten konnte und dann unglücklich stürzte.

Nach dieser Situation hätte man den Fernseher eigentlich abdrehen können. Denn das Überholmanöver von Marc Marquez gegen Quartararo war praktisch fast das einzige im ganzen Rennen, wenn man kleinere Duelle außerhalb der Top 10 ausklammert.


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"Ich habe Fabio überholt, aber nur, weil er auf einer Yamaha sitzt. Eine Ducati zu überholen, gestaltet sich deutlich schwieriger", sagt Marc Marquez klipp und klar. Zwischen den Fahrern hat sich ein Abstand von rund einer Sekunde gebildet.

Näher an den Vordermann heranzufahren war kaum möglich. Einerseits wegen der Aerodynamik, andererseits wegen der Reifendruckregel. Außerdem fuhren im Sprint alle bis auf Johann Zarco mit dem weichen Hinterreifen. Dies führte zu einem insgesamt hohen Tempo.

Sprints nicht mehr so turbulent wie zu Beginn

Als 2023 die Sprintrennen eingeführt wurden, ging es oft sehr turbulent zu. Mittlerweile hat sich das geändert. "Die Fahrer haben sich mittlerweile an die Sprintrennen gewöhnt", sagt Luca Marini. "Sie haben verstanden, dass das Risiko hoch ist, der Punktegewinn jedoch gering."

"Vergangenes Jahr hat 'Pecco' die Meisterschaft unter anderem durch Stürze in den Sprintrennen verloren. Ich glaube, das hat die Denkweise jedes Fahrers ein wenig verändert. Jetzt versuchen alle Fahrer zwar weiterhin, die bestmögliche Position zu erreichen und auf das Podium zu fahren."

Alex Marquez, Francesco Bagnaia, Franco Morbidelli

Die Fahrer drehten mit etwas Abstand ihre Runden Zoom

"Aber man weiß, dass ein Punkt mehr oft nicht den großen Unterschied macht. Ein Ausfall hingegen ist ein erheblicher Rückschlag. Auch die Strafen, die wir erhalten, wenn wir etwas Unvernünftiges tun, helfen dabei, jeden Fahrer etwas zu zügeln."

Auch die Herangehensweise der Teams an den Sprint hat sich verändert. Denn in einem Rennen können mehr Informationen gesammelt werden als in einem Training. Das hat zur Folge, dass die Set-ups für den Grand Prix noch perfekter werden können.

Und das kann schließlich zu langweiligen Rennen am Sonntag führen. Das könnte uns auch am Sonntag drohen. "Wir werden morgen dasselbe Rennen sehen", macht uns Alex Marquez keine Hoffnungen auf einen Thriller. "Es wird ein wenig wie ein Zug sein."

"Der Start und die erste Runde sind der Schlüssel. Wenn man versucht, sehr nah an einen anderen Fahrer heranzukommen, wird es extrem heiß, und man hat große Schwierigkeiten - insbesondere hier, wo es viele harte Bremspunkte gibt, etwa in den Kurven 1, 2, 6 und der letzten Kurve."

"Dadurch beginnt man auch in den schnellen Kurven querzufahren. Es ist äußerst schwierig, das unter Kontrolle zu halten." Laut Alex Marquez ist genau das das Erfolgsgeheimnis seines Bruders Marc in Jerez. Er glaubt nicht, dass ihn jemand am Sonntag besiegen kann.

Marc Marquez dominiert: Diese "Langeweile" kümmert ihn nicht

Bei Außenstehenden, die die MotoGP nicht so intensiv wie wir verfolgen und reihenweise die Schlagzeilen vom nächsten Sieg für Marc Marquez lesen, kann sich auch der Eindruck verfestigen, dass es aus sportlicher Sicht im WM-Kampf eine "langweilige" Saison wird.

"Das ist nicht meine Schuld", sagt Marc Marquez nach dem Sprint selbst zu diesem Thema. "Meine Gegner müssen sich Sorgen machen. Sie müssen mich in Schwierigkeiten bringen - und das werden sie auch tun. Nicht jedes Sprintrennen wird so verlaufen wie heute."

Marc Marquez, Jose Maria Lopez

Kann sich Marc Marquez in diesem Jahr nur noch selbst schlagen? Zoom

"Es sieht leicht aus: Jeder erwartete heute einen Sieg, jeder erwartet morgen einen Sieg, jeder erwartet einen unglaublichen Marc. Aber es ist nicht einfach! Wir sind in der MotoGP, ich bin ein Mensch - wie wir zum Beispiel in Austin gesehen haben - und jeder kann Fehler machen."

Kann sich Marc Marquez im WM-Kampf nur selbst besiegen? Ich würde Francesco Bagnaia für das Rennen am Sonntag noch nicht komplett abschreiben. Denn auch heute hatte er im Sprint wieder sein schlechtes Gefühl mit dem kleineren Tank.

Da voraussichtlich alle im Grand Prix den Medium-Hinterreifen verwenden und das Reifenmanagement eine Rolle spielen wird, könnten sich Optionen ergeben. Sollte Bagnaia auch auf einer für ihn sehr günstigen Strecke nicht dagegenhalten können, wäre die Tendenz eindeutig.

Euer,


Gerald Dirnbeck

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