KTM-Sanierungsprozess: Produktion erneut gestoppt, Verpfändung von Aktien

Ab kommender Woche steht die KTM-Produktion erneut für drei Monate still - Pierer Mobility beschließt Verpfändung von Aktien, um Fremdkapital aufnehmen zu können

(Motorsport-Total.com) - Ende April hat das Sanierungsverfahren der KTM AG in Österreich wieder für Schlagzeilen gesorgt. Die Produktion der Motorräder muss erneut unterbrochen werden. Außerdem wurde beschlossen, dass die Pierer Mobility AG Fremdkapital über die Verpfändung von Aktien aufnehmen darf.

Titel-Bild zur News: KTM Gebäude

Der 23. Mai wird für die Zukunft der KTM AG entscheidend werden Zoom

Bereits im Vorfeld der außerordentlichen Hauptversammlung der Pierer Mobility AG, die Freitagvormittag stattfand, wurden zwei Punkte von der Tagesordnung gestrichen. Dabei ging es um eine Kapitalerhöhung von 350 Millionen Euro, um den Sanierungsplan einzuhalten.

Am Dienstagabend wurde in einer Ad-hoc-Meldung dazu erklärt, dass die Kapitalmaßnahmen "nicht unter den vorgeschlagenen Konditionen und innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens" umgesetzt werden können.

Der entscheidende Stichtag für die Zukunft des Unternehmens ist der 23. Mai. Bis dahin muss die Sanierungsquote von 30 Prozent auf einem Treuhandkonto des Insolvenzverwalters eingelangt sein. Es handelt sich um rund 600 Millionen Euro.

Dafür braucht es Investoren. Laut Aussendung der Pierer Mobility AG von Dienstagabend befindet man sich "in der Finalisierungsphase der Verhandlungen mit Eigen- beziehungsweise Fremdkapitalinvestoren". 150 Millionen kamen bereits von KTM-Partner Bajaj.

Weil es noch keine verbindliche Finanzierungszusage für das restliche Geld gibt, wurde die Veröffentlichung des Jahresberichts für 2024 auf Ende Mai verschoben. Vorläufige Zahlen sollen Ende April bekannt gegeben werden.

Bei der Hauptversammlung blieb ein Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat auf der Tagesordnung. Es wurde darüber abgestimmt, die Verpfändung von KTM-Aktien zu erlauben, um bis zu 500 Millionen Euro an Fremdkapital zur Zahlung der Quote aufnehmen zu können.

40 Aktionäre waren am Freitag bei der außerordentlichen Hauptversammlung der KTM-Mutter Pierer Mobility im "House of Brands" in Munderfing anwesend. Einige ließen sich vertreten, sodass die Stimmen von insgesamt 110 Aktionären zählten.

Insgesamt wurden für 27,31 Millionen Aktien Stimmen abgegeben, was einem Anteil von 80,80 Prozent des Grundkapitals entspricht. Damit wurde die vorgeschlagene Verpfändung der KTM-Aktien mit überwältigender Mehrheit von den Aktionären genehmigt.

Produktionsstopp aufgrund von Lieferengpässen

Am Donnerstag wurde bekannt, dass die Produktion in Mattighofen erneut unterbrochen werden muss. Die Bänder werden vom 28. April bis 27. Juli stillstehen. Danach soll wieder im Vollbetrieb auf vier Linien produziert werden, so der derzeitige Plan.

Grund für den Produktionsstopp sind Lieferengpässe. Seit Insolvenzeröffnung hat KTM noch auf eigene Lagerbestände zurückgegriffen. Diese sind nun aufgebraucht. Seit Mitte März, als die Produktion wiederaufgenommen wurde, konnten rund 4.200 Motorräder gebaut werden.

Im Zuge des insolvenzrechtlichen Sanierungsverfahrens durfte KTM keine finanziellen Verpflichtungen eingehen. Deshalb kam es laut KTM-CEO Gottfried Neumeister "nicht überraschend", dass sich die Lager leeren würden.

Gottfried Neumeister

Gottfried Neumeister musste einen erneuten Produktionsstopp beschließen Zoom

"Es ist den Lieferanten nicht zu verübeln, dass sie in dieser Zeit, dieser 90-tägigen Insolvenz, keine Verpflichtungen eingegangen sind, um weitere Materialien zu ordern", sagt Neumeister im ORF. "Es gibt Lieferteile, die 20 Wochen Lieferzeit haben."

"Und jetzt ist es so, dass wir einfach warten müssen, bis wir den nächsten Schub an Materialien bekommen. Es war für uns nicht überraschend, es ist einfach eine Folge dieses 90-tägigen Insolvenzverfahren, sodass wir keine Verpflichtungen eingehen konnten."

Im Rahmen einer neuen Betriebsvereinbarung, die der Vorstand mit dem Betriebsrat geschlossen hat, wird die Arbeitszeit vom 1. Mai bis 31. Juli auf 30 Wochenstunden reduziert. Löhne und Gehälter werden um rund 20 Prozent gekürzt. Kündigungen soll es nicht geben.

"Auch das stand im Raum und wir haben gesagt, das kommt auf gar keinen Fall für uns in Frage", bekräftigt Neumeister. "Deswegen möchte ich mich bei allen Mitarbeitern und allen Beteiligten für diese Solidarität bedanken."

In der Produktion sind rund 1.200 Mitarbeiter beschäftigt. Vertreter der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer betonen diesmal das gute Gesprächsklima. Auch die Gewerkschaft zeigt sich zufrieden. Die Kosten für den Produktionsausfall trägt KTM ohne staatliche Unterstützung.