Frage an Randy Mamola: Warum gibt es keine US-Piloten in der MotoGP?
Grand-Prix-Legende Randy Mamola spricht über die Gründe, warum die einst so erfolgreiche Nation komplett aus der MotoGP verschwunden ist
(Motorsport-Total.com) - Vor knapp 20 Jahren stellte Nicky Hayden den bisher letzten MotoGP-Titel für die USA sicher. Aktuell ist nicht absehbar, wann diese Serie endet. Dabei waren die USA einst die Nation, die das Geschehen in der Königsklasse des Motorradsports diktierte. Von Ende der 1970er bis Anfang der 1990er bescherten Kenny Roberts senior, Freddie Spencer, Eddie Lawson, Wayne Rainey und Kevin Schwantz in Summe 13 WM-Titel.

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Silverstone 2024: Randy Mamola posiert auf der Werks-Honda mit der Retro-Lackierung Zoom
Wir haben uns mit Randy Mamola, der in dieser Ära 13 Grand-Prix-Siege einfuhr, unterhalten. Warum gibt es aktuell keinen einzigen MotoGP-Piloten aus den USA? "Vielleicht ergibt sich in der Zukunft etwas durch die neuen Besitzer", bemerkt Mamola mit Blick auf die geplante Übernahme durch Liberty Media.
Dass die USA aus der MotoGP verschwunden sind, kann sich Mamola gut erklären und erkennt einige Parallelen zur Situation in Deutschland. "In der Vergangenheit gab es auch viele Fahrer aus Deutschland. Ich erinnere mich an Alex Hofmann oder Stefan Bradl. Ich fuhr früher gegen Anton Mang. Es gab viele deutsche Fahrer."
"Spanien übernahm von den USA, weil es Dirt-Track-Strecken zum Trainieren gab", begründet Mamola. Er erinnert sich, wie Jorge Lorenzo auf Kenny Roberts' Ranch trainierte. Doch mittlerweile gibt es in den USA immer weniger Strecken. In Europa, vor allem in Spanien und Italien, fällt es hingegen deutlich leichter, geeignete Trainingsstätten zu finden.

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Beliebtes Training: Dirt Track kam aus den USA nach Europa Zoom
"Früher gab es in meiner Heimat, Kalifornien, viele Rennstrecken. Ich musste nur 30 Minuten fahren, doch jetzt sind es zwei Stunden", vergleicht Mamola die Situation. "Wer kauft dann noch ein Motorrad für seinen Nachwuchs? Es hat sich komplett verändert. In Europa hingegen ist alles ziemlich offen."
"In Südeuropa scheint fast immer die Sonne. Deshalb greifen die Leute oft zum Motorrad oder einem Roller", erkennt Mamola. Komplett zum Erliegen gekommen ist der Motorradsport in den USA aber nicht.

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Randy Mamola erwartet keine Wunder beim US-Nachwuchs Zoom
Mamola lobt die Nachwuchsarbeit von John Hopkins, weiß aber auch, dass der ehemalige MotoGP-Pilot keine Wunder bewirken kann. "Es wird sich nicht über Nacht ändern. Es sei denn, man nimmt einen dieser Spanier, überzeugt ihn, seinen Pass abzugeben, und nimmt ihn in den USA auf", scherzt Mamola.
In der Ära, in der die US-Piloten die 500er-WM dominierten, waren auch einige Australier stark. Wayne Gardner und Mick Doohan gewannen WM-Titel. Später wirbelte Casey Stoner die MotoGP auf.

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Gut genug für den MotoGP-Aufstieg? Joe Roberts läuft die Zeit davon Zoom
"Auch für die Australier ist der Sprung in die WM nicht einfach", erkennt Mamola mit Blick auf die Piloten aus "Down Under" und verweist auf die Opfer, die gebracht werden müssen, um den Sprung in die WM zu meistern: "Die Familien von Stoner und Miller verkauften ihre Häuser, um nach Europa zu kommen."
Mit Joe Roberts gibt es einen US-Hoffnungsträger im Feld der Moto2-WM. Roberts gewann im Vorjahr ein Rennen und war zwischenzeitlich einer der potenziellen WM-Anwärter. In der zweiten Saisonhälfte musste Roberts aber einige Rückschläge hinnehmen. Im Juni feiert der US-Pilot bereits seinen 28. Geburtstag. Für einen Aufstieg in die Königsklasse wird die Zeit allmählich knapp. In der Moto3-WM wird es 2025 keinen US-Fahrer geben.


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