• 29.01.2025 13:37

  • von Tobias Kindermann

So werden die Einsätze des Lamborghini SC63 in der IMSA 2025 vorgenommen

Nach der Trennung von Iron-Lynx führt Lamborghini die diesjährigen IMSA-Einsätze gemeinsam mit Riley durch - Wie es mit einem WEC-Comeback in Zukunft aussieht

(Motorsport-Total.com) - Der Auftritt in Daytona fiel für den Lamborghini SC63 kurz aus. Nach nur einer Stunde wurde der LMDh-Prototyp von der Rennstrecke in die Box geschoben. Erste Analysen ergaben, dass es ein Problem mit dem Kühlsystem gegeben hat. Der Wagen sollte nicht mehr auf die Rennstrecke zurückkehren. Schade für die Fans, deren Herz für die Rennambitionen des kleinen italienischen Herstellers schlägt.

Titel-Bild zur News: Viele Fotos gibt es nicht: Für den Lamborghini SC63 war in Daytona früh Schluss

Nicht viele Fotos: Für den Lamborghini SC63 war in Daytona früh Schluss Zoom

2024 war das Werk mit jeweils einem Wagen in der Langstrecken-WM (WEC) und in der IMSA SportsCar Championsship vertreten - nur in Le Mans gingen zwei Wagen an den Start. Den erfreulichen zehnten Platz und 13. Platz dort lies Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann in Daytona nicht unerwähnt, als man vorstellte, wie es nun in diesem Jahr weitergehen wird.

Wenn man die etablierten Vertreter wie Porsche, BMW, Ferrari oder Cadillac als die Goliaths betrachten möchte, ist die Rolle von Lamborghini die eines Davids, der in dieser Saison allerdings noch mehr auf Hoffnung und Optimismus setzen muss als zuvor.

WEC 2025: Lamborghini-Bitte bleibt ungehört

Die WEC verlangt ab 2025 von jedem Hersteller den Einsatz von zwei Prototypen und Lamborghini stieß mit der Bitte um eine Übergangsregelung für diese Saison, um weiter nur mit einem Wagen vertreten zu sein, nicht auf Gehör.

"Die WEC hat die Regeln in der Art geändert, die für uns nicht im Einklang mit der Idee eines überschaubaren finanziellen Einsatzes steht." Deshalb habe man sich dazu entschlossen, das Engagement in der WEC einzustellen, sagt Winkelmann.

Der Lamborghini SC63 wird 2025 in Zusammenarbeit mit Riley eingesetzt

Der Lamborghini SC63 wird 2025 in Zusammenarbeit mit Riley eingesetzt Zoom

Dazu kam, dass es zur Trennung vom bisherigen Einsatzteam Iron Lynx, die nun in der WEC mit Mercedes-AMG in der LMGT3-Klasse antreten. Zu den Hintergründen gibt man sich bei Lamborghini diplomatisch. Man sei sich nicht einig gewesen, wie man die bisherigen Einsätze unter neuen Voraussetzungen habe weiterführen wollen, drückt es Lamborghini-Technikchef Rouven Mohr aus.

Er hatte nach dem Abgang von Giorgio Sanna im März 2024 auch die Rolle des Sportchefs übernommen. Daytona sollte auch der erste offizielle Auftritt des neuen Sportchefs Maurizio Leschiutta werden, der aus dem LMDh-Programm von BMW zu den Italienern gewechselt ist.

Nur fünf Lamborghini-Einsätze in der LMDh

Doch während sein alter Arbeitgeber keine Probleme hat, weiter jeweils zwei BMW M Hybrid V8 in WEC und IMSA einzusetzen, wird er bei Lamborghini im LMDh-Bereich nur fünf Einsätze im Jahr 2025 betreuen, neben Daytona nämlich alle noch folgenden IMSA-Langstreckenrennen in Sebring, Watkins Glen, Indianapolis und beim Petit Le Mans in Road Atlanta.

Bei Lamborghini schließt man schon jetzt aus, dass im Laufe der Saison doch noch andere IMSA-Rennen dazu kommen. Man wolle vor allem bei den Langstreckeneinsätzen Kilometer sammeln, sagt Maurizio Leschiutta, in Sebring will man zudem Testtage nutzen. "Wir würden unseren Fokus verlieren, träten wir auch außerhalb der Langstreckenrennen an."

Lamborghini ist 2025 nur in der IMSA vertreten, nicht in der WEC

Lamborghini ist 2025 nur in der IMSA vertreten, nicht in der WEC Zoom

Man wolle nicht auf zu viele Hochzeiten vertreten sein, ergänzt Rouven Mohr. Man sei auch zusätzlich gefordert, weil man viele operative Dinge nun selber in die Hand genommen habe. Innerhalb von nur wenigen Wochen suchte sich Lamborghini mit Riley einen Einsatzpartner in den USA.

Riley ist aber kein Ersatz für Iron Lynx. Riley stellt sozusagen Geräte und Logistik zur Verfügung. Mit dem Engagement in der IMSA ist man immerhin noch auf dem für Lamborghini wichtigsten Markt vertreten. Als Einsatzteam für die Huracan GT3 fungiert Pfaff Motorsport.

WEC-Rückkehr in der Zukunft noch offen

Ob man schon jetzt eine Rückkehr in die WEC in Betracht ziehe? Rouven Mohr macht das ganz klar davon abhängig, wie gut und schnell es Lamborghini gelingen wird, den SC63 weiterzuentwickeln. "Wir müssen auch mit dem SC63 dorthin kommen, wo wir bereits mit unseren GT3-Fahrzeugen stehen."

Dann werde man den Prototypen auch an ein Einsatzteam weitergeben. In der Mitte der Saison werde man sicher einschätzen können, wie gut man auf diesem Weg vorankomme. "Im Augenblick wollen wir aber noch nichts verspreche, was wir am Ende nicht halten können."

Mohr sieht darin, dass der SC63 künftig von der Squadra Corse betreut wird, auch Vorteile: "Damit können wir die Weiterentwicklung besser kontrollieren." Man habe aber nicht vor, dass sich aus dieser Konstellation ein firmeneigenes Rennteam entwickele. "Solche Ambitionen hegen wir nicht. Der SC63 soll konkurrenzfähig werden, dann schauen wir, wer ihn einsetzen kann, ähnlich wie bei den GT3-Fahrzeugen."

Das neue Design des Lamborghini SC63 greift die italienischen Farben auf

Das neue Design des Lamborghini SC63 brachte in Daytona kein Glück Zoom

Leschiutta möchte dabei seine Erfahrungen bei der Entwicklung von LMDh-Rennwagen einbringen, die er von BMW mitbringt. "Wir haben viele Ideen und gute Leute, müssen das aber alles kanalisieren." Speziell werfe man dabei einen Blick auf Aerodynamik und das Fahrwerk, hier wolle man schnell Fortschritte erreichen.

"Ein Rekordjahr nach dem anderen"

Einen Zeitpunkt, wann es Upgrades für den SC63 geben wird, wollte Leschiutta noch nicht nennen. "Aber wir haben einen Plan." Er sehe aktuell als eine der wichtigsten Aufgaben im Team an, die Zusammenarbeit untereinander zu verbessern: "Wenn man mit Menschen arbeitet, muss man immer kommunizieren. Rollen und Zuständigkeiten müssen exakt definiert werden. Das sehe ich als eine meiner Stärken an."

Finanziell werde man sich auch in Zukunft im Bereich Motorsport engagieren wie bisher. "Wir lagen bei unseren Ausgaben sogar über Plan, ich denke, daran wird sich auch 2025 nichts ändern", sagt Stephan Winkelmann. "Lamborghini befindet sich auf dem richtigen Weg."


Fotos: 24 Stunden von Daytona 2025


"Wir legen ein Rekordjahr nach dem anderen hin. Motorsport bleibt für uns essenziell, auch wenn wir nicht als Rennwagenhersteller geboren wurden." Man verfolge einen langfristigen Plan und lasse sich auch von kurzfristigen Schwierigkeiten nicht davon abbringen.

Bei Lamborghini habe man sich aber nicht allein aus finanziellen Gründen entschlossen, sich aus der WEC zurückzuziehen. "Wir müssen auch an unsere internen Kapazitäten denken, die man benötigt, um so etwas umzusetzen", ergänzt Rouven Mohr. Man habe nicht die Kapazitäten anderer Hersteller und müsse deshalb priorisieren.

Neues GT3-Auto steht aktuell im Fokus

Man dürfe die Entwicklung der neuen GT3-Version des Temerario nicht vernachlässigen: "Der Wagen bildet das Rückgrat unseres Sportprogrammes. Wir wollen nicht den Fehler machen, zwei Dinge in der Art parallel laufen zu lassen, dass wir weder beim einen noch beim anderen Projekt Erfolg haben."

Rouven Mohr gibt sich optimistisch, dass zum Ende der Saison hin ein Einsatzteam für den SC63 finden wird. "Wir haben sicher noch einen langen Weg vor uns, so ehrlich muss man sein. Aber wir haben das auch in der GT3-Klasse geschafft. Vor einigen Jahren hatte sicher niemand Lamborghini auf der Rechnung."

Auf Basis des Lamborghini Temerario entsteht ein neues GT3-Auto

Auf Basis des Lamborghini Temerario entsteht ein neues GT3-Auto Zoom

Mit dem neuen Temerario werde man aber im nächsten Jahr erst bei ausgewählten Rennen vertreten sein. "Wir stehen da nicht unter Druck, der Huracan ist weiterhin ein sehr wettbewerbsfähiges Auto", betont Rouven Mohr. "Wir werden da Schritt für Schritt vorgehen."

Es gäbe aktuell auch noch keinen fixen Termin, das neue Fahrzeug vorzustellen. "Da befinden wir uns noch in internen Abstimmungen." Mitte des Jahres werde man aber sicher erste Testfahrten sehen können. Man sehe sich zwar nicht unter Druck, aber die Nachfrage nach neuen GT3-Fahrzeugen sei hoch.

Die Produktion des Huracan ende bald. Künftig wolle man auch stärker darauf achten, welchen Teams man Unterstützung zukommen lasse. Hier will Lamborghini mehr Wert auf die Qualität der Arbeit legen. Damit spielt er nicht auf die DTM an: "Mit den Teams dort waren wir immer sehr zufrieden."