Nur acht Autos am Sachsenring: Wie geht es mit ADAC GT Masters weiter?

Am Sachsenring starteten nur acht Autos im ADAC GT Masters: Wie geht es mit der "Liga der Supersportwagen" weiter - und welche Lösungen gibt es?

(Motorsport-Total.com) - Das ADAC GT Masters kämpft aktuell mit geringen Teilnehmerzahlen: Beim letzten Event auf dem Sachsenring rollten nur acht Autos an den Start - ein neuer Negativ-Rekord für die GT3-Serie, die sich gerne als "Liga der Supersportwagen" bezeichnet. Fans, Fahrer und vor allem Teams fragen sich zu Recht, wie es mit dem ADAC GT Masters weitergeht und ob die Serie im kommenden Jahr noch eine Zukunft hat.

Titel-Bild zur News: Elias Seppänen, Salman Owega

Am Sachsenring gingen im ADAC GT Masters nur acht Autos an den Start Zoom

Immerhin gibt es nun positive Nachrichten: Auf dem Red-Bull-Ring schickt Joos einen weiteren Porsche 911 GT3 R ins Rennen. Auch FK Performance startet mit einem BMW M4 GT3, der unter anderem vom ehemaligen DTM-Champion Bruno Spengler pilotiert wird. An großen Namen mangelt es dem ADAC GT Masters also nicht. Und das Starterfeld wächst auf immerhin zehn Autos.

Was der ADAC zum kleinen Starterfeld sagt? "Das ist ein schlechtes Signal, aber das ist nicht der Rennserie oder dem Konzept geschuldet", glaubt ADAC-Motorsportchef Thomas Voss. Zumal auf dem Nürburgring noch 15 Autos am Start waren, darunter einige Gaststarter, und man wegen unglücklichen Umstände und des Timings auf nur acht Fahrzeuge abgerutscht sei.

"Wir werden weiter daran arbeiten, vor allem was die Zusammenstellung der Fahrerpaarungen angeht", kündigt Voss für 2024 an. "Wir sind auf einem guten Weg und haben schon gute Gespräche geführt. Wir wollen das nicht kampflos in die Tonne werfen, dafür haben wir das zu lange gemacht."

Schubert: Kosten geringer, bei gleicher Fahrzeit

Aber wie sehen die Teams die aktuelle Lage? "Wir brauchen Nachwuchs, darum müssen wir sehen, wie man das ADAC GT Masters wieder integriert", erklärt Torsten Schubert, Teamchef vom DTM-Meisterteam Schubert, im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Das ist ein Trauerspiel, wenn da sechs bis acht Autos herumfahren. Da muss einiges passieren."

Der erfahrene Teamchef spricht vor allem die Kosten an, um die Serie wieder interessant zu machen. "Wir müssen uns darüber unterhalten, mit welchen Fahrern und mit welchem Budget man sowas kalkulieren kann", sagt Schubert. "Es reicht aber nicht nur, die Veranstaltungen zu reduzieren, sondern vor allem die Einsatzkosten, denn die jungen Fahrer müssen viel fahren können, damit sie fit werden."


ADAC GT Masters 2023: Sachsenring

"Man muss also versuchen, die Rennen interessant zu machen", glaubt Schubert. Das wäre unter Umständen auch mit einem anderen Konzept möglich, etwa mit drei Fahrern, und vor allem ohne Profis, dafür maximal mit Silber-Fahrern. "In diese Richtung müsste man gehen, damit das Ganze funktioniert. Und eigentlich müsste man eine Altersbegrenzung einführen."

Jäger: DTM & GT Masters stärker abgrenzen

Auch Thomas Jäger, sportlicher Leiter des DTM-Projekts bei Mercedes-AMG, spricht die Problematik der Fahrerpaarungen an. "Man muss das konsequent als Bronze- oder Silber-Serie ausbauen", so Jäger. "Ich sehe das als gute Plattform an, um jungen Fahrern den Weg in die DTM zu entwickeln. Und auch für Bronze-Fahrer, die in einem wertigen Umfeld fahren möchten, ist das ebenfalls eine gute Möglichkeit."

"Man sollte nicht versuchen, wieder Profis ins GT Masters zu ziehen", glaubt der ehemalige Rennfahrer. "Die DTM sollte Profi-Niveau sein, aber man muss das GT Masters davon abgrenzen. Das darf nicht verschwimmen." Daher sei es wichtig, eine gute Regelung für die Fahrerpaarungen zu finden.

Elias Seppänen, Salman Owega

Das ADAC GT Masters sollte als Sprungbrett in die DTM dienen Zoom

"Wenn man sich den Zulauf in der GT-World-Challenge anschaut und wie viele Teams vom ADAC GT Masters dort herübergegangen sind, weil es hier diese Unsicherheiten gab, dann hat es durchaus Potenzial, wieder einen vernünftigen Unterbau zu kriegen", glaubt Jäger in Hinblick auf die Zukunft. Er sieht die Serie als Sprungbrett in die DTM: "Den Weg von der GT4 über das GT Masters in die DTM halte ich für schlüssig."

"Das sollte man früh kommunizieren und auch schauen, dass die Teams ihre Synergien nutzen können und diese Fahrer entsprechend entwickeln. Was gibt es Besseres, auch aus Herstellersicht, wenn mit gleichen Reifen, gleichen Autos, gleicher BoP gefahren wird", weiß Jäger die Vorteile des GT Masters zu schätzen. "Das ist eine gute Möglichkeit, um die Fahrerperformance einzuschätzen. Wir sind immer daran interessiert, gute Fahrer zu entwickeln!"

Ulrich Fritz: "Das Konzept ist gut!"

HRT ist in diesem Jahr mit zwei Mercedes-AMG GT3 dabei und stellte am Sachsenring somit ein Viertel des gesamten Starterfeldes. "Ich hoffe, dass noch mehr mitmachen, denn mit acht Autos ist es extrem albern", spricht HRT-Teamchef Ulrich Fritz gegenüber Motorsport-Total.com Klartext. "Da kann der ADAC sicherlich nochmal dran arbeiten und weiterentwickeln, aber das Konzept an sich ist gut!"

"Aber, und das ist der springende Punkt, wenn wir schon zwei oder drei Monate früher gewusst hätten, dass das stattfindet, dann wären wir wahrscheinlich gar nicht in die GT-World-Challenge eingestiegen", spielt Fritz auf das HRT-Mammutprogramm in den unterschiedlichen GT3-Serien an.

Zur Erinnerung: Nach der Übernahme der DTM durch den ADAC herrschte lange Unklarheit darüber, wie es mit dem ADAC GT Masters weitergehen wird. Dazu kam das angekündigte Szenario, die Serie mit den LMP3-Prototypen zu kombinieren, was dann wieder abgeblasen wurde.

ADAC GT Masters

Wie steigt das Interesse am ADAC GT Masters wieder an? Zoom

Das schreckte viele Teams offenbar ab. HRT ist groß genug, um das Programm nun doch zu stemmen, aber bei kleineren Teams sieht das anders aus. "Wir können das relativ schnell umsetzen, was wir nicht könnten, wenn wir viel kleiner wären", gibt Fritz ehrlich zu. "Irgendwann bekennst du dich für ein Projekt beziehungsweise ein Programm und dann kannst du das nicht beliebig groß skalieren. Und wenn du eh nur zwei Autos hast, dann bist du gefangen."

"Deswegen glaube ich, wenn sich der ADAC dazu bekennt, dass das wieder stattfindet, dann bin ich der Meinung, dass auch mehr kommen werden", hat Fritz die Hoffnung für 2024 nicht aufgegeben. "Das Konzept ist attraktiv, daher würde ich mir wünschen, dass es wieder stattfindet." Darauf deutet auch hin, dass trotz der Abgänge dieses Jahr unter den bisherigen elf Teilnehmer-Teams sieben Neuzugänge sind.

Weichenstellung für 2024 in den kommenden Tagen

Schon in den nächsten Tagen sollen übrigens die Weichen für die Zukunft gestellt werden, denn der ADAC arbeitet bereits intensiv an der Planung der Serie für 2024: Laut Informationen von Motorsport-Total.com will man den Teamchefs des ADAC GT Masters und der DTM bereits am Freitagabend des Spielberg-Wochenendes bei einem Meeting mitteilen, wohin die Reise gehen soll, um die Ideen dann zu diskutieren.

Wie von den Teilnehmer gefordert, sollen ADAC GT Masters und DTM stärker voneinander abgegrenzt werden und Werksfahrer der FIA-Kategorie Platin - wie zum Beispiel Maximilian Götz oder auch Spengler - nicht mehr zugelassen werden.

Außerdem soll auch der Kalender für 2024 Thema sein: Der ADAC will den Teamchefs zwei Versionen vorstellen und dann deren Präferenz abfragen.