• 12.12.2010 10:35

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Verstellbarer Heckflügel: GPDA meldet Bedenken an

GPDA-Chef Rubens Barrichello blickt dem verstellbaren Heckflügel mit gemischten Gefühlen entgegen - Knöpfe am Lenkrad nehmen Überhand

(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Regeländerungen für 2011 wurde unter anderem auch der verstellbare Heckflügel verabschiedet, der das Überholen künftig erleichtern soll. Ähnlich wie dieses Jahr beim verstellbaren Heckflügel dürfen die Fahrer dann mittels Knopfdruck den Flügel flacher stellen, um kurzzeitig mehr Höchstgeschwindigkeit zu erreichen.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello findet, dass es langsam zu viele Knöpfe am Lenkrad gibt

Allerdings fehlt noch die genaue Definition der Heckflügel-Regel - angedacht ist zum Beispiel, dass der "Boost-Button" nur betätigt werden darf, wenn man innerhalb eines bestimmten Abstandes zum Vordermann fährt. Der Vordermann wiederum soll mit seinem eigenen "Boost-Button" überhaupt nicht kontern dürfen. Bei einem potenziellen Geschwindigkeitsunterschied von bis zu 15 km/h könnte das in Kombination mit KERS für eine erhebliche Veränderung der Formel 1 sorgen.

Barrichello hofft auf bessere Show

Einige finden, dass das Überholen auf diese Weise zu künstlich inszeniert wird: "Wir wollen ja mehr Überholmanöver in der Formel 1, aber es soll auch nicht zu einfach werden, denn dann geht das besondere Gefühl dabei verloren", sagt Rubens Barrichello. "Wir müssen abwarten. Ich glaube nicht, dass es Pseudomaßnahmen sind, sondern sie dienen dazu, die Show zu verbessern. Ob das klappt, müssen wir abwarten."

Skeptisch steht er der Tatsache gegenüber, dass das Überholen einfacher werden soll und den Fahrern damit die Befriedigung einer geglückten Attacke am Limit genommen wird: "Als Mensch mit Emotionen würde ich mich dabei nicht gut fühlen", sagt der Routinier, aber: "Als Rennfahrer will ich gewinnen und da ist mir egal, wie ich an den Gegnern vorbeikomme. Ich verstehe aber die Bedenken, möchte dazu jedoch erst etwas sagen, wenn ich selbst gesehen habe, wie es sich auswirken wird."

Denn Barrichello kann sich durchaus vorstellen, dass eine Herausforderung die andere ablöst und das Überholen durch den verstellbaren Heckflügel nicht grundsätzlich einfacher wird: "Wenn du zum Beispiel um zehn oder zwölf km/h schneller bist, hast du zwar den besseren Speed, aber vielleicht wird das Auto dadurch beim Bremsen unruhig. Da könnte das Überholen dann immer noch schwierig bleiben", gibt er zu Protokoll.

Immer mehr Knöpfe am Lenkrad

Rubens Barrichello überholt Michael Schumacher

Der verstellbare Heckflügel soll künftig das Überholen stark erleichtern Zoom

Und dann ist da noch ein weiterer Knopf im Cockpit, wo die Formel-1-Lenkräder heutzutage ohnehin schon mit verschiedensten Verstellmöglichkeiten und Anzeigen übersät sind. Diese bei teilweise über 300 km/h zu bedienen, erfordert eine hohe Gehirnkapazität. Barrichello: "Den Frontflügel haben wir nur manchmal betätigt, aber beim Heckflügel wird das viel öfter der Fall sein. Es hängt davon ab, wie oft es erlaubt sein wird."

Mit der Zeit könnte das sogar zum Sicherheitsthema werden: "Das ist ein Fragezeichen. Es gibt zu viele Knöpfe, die wir bedienen müssen, und diesen Einwand habe ich auch schon als GPDA-Vorsitzender angebracht", so der Williams-Pilot. "Wir müssen Gänge wechseln, wir haben KERS, den Funk, den Heckflügel, das Differenzial und viele andere Dinge. Noch dazu müssen wir KERS und den Heckflügel möglicherweise gleichzeitig aus den Kurven heraus betätigen."

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