Tost: 20 Rennen nicht das Maximum
Während es als Konsens gilt, dass 20 Rennen pro Saison das Maximum sind, können sich Teams wie Toro Rosso und Caterham auch mehr Events vorstellen
(Motorsport-Total.com) - Während sich die Topteams darüber einig sind, dass der Formel-1-Kalender die magische Marke von 20 Saisonrennen nicht überschreiten sollte, scheint die Bereitschaft zu mehr Grand-Prix-Events bei den kleineren Teams durchaus vorhanden zu sein. Zumindest für Toro-Rosso-Boss Franz Tost müssen 20 Rennen nicht zwangsläufig das Maximum sein.
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Franz Tost kann sich auch 22 oder 24 Rennen pro Saison durchaus vorstellen Zoom
"Ich freue mich über so viele Rennen, wie Bernie organisieren kann, denn wir sind ein Rennteam", sagt der Österreicher. "Wenn es 22 sind, sind es eben 22, und wenn es 24 sind, sind es 24. Ich fahre gerne überall." Der Hintergrund ist klar: Auf Basis der individuellen Verträge zwischen Bernie Ecclestone und den Teams verdienen diese in unterschiedlichem Ausmaß an allen Einnahmen der Formel 1 mit - und die Gebühren, die Veranstalter jährlich an Ecclestone überweisen müssen, wandern in eben diesen Topf.
Sprich: Bezahlt ein zusätzlicher Grand Prix wie zum Beispiel Österreich 20 Millionen Euro, wandert davon knapp die Hälfte an die Teams. Ein Team wie Toro Rosso nascht also - Pi mal Daumen - mit gut einer halben Million an so einem Event mit. Bezahlt ein Veranstalter wie Abu Dhabi sogar das Doppelte an Ecclestone, bleibt auch bei den Teams entsprechend mehr hängen. Also: Mehr Rennen bedeuten mehr Geld - nicht nur für Ecclestone, sondern auch für Toro Rosso & Co.
Mehr Einnahmen, aber auch höhere Kosten
Doch weil mehr als 20 Rennen auch höhere Kosten verursachen, geht die Rechnung nicht für alle auf: "Mehr als 20 wären für ein kleines Team sehr schwierig zu managen", meint etwa Marussia-Boss John Booth. "Wir kämen dann in den Bereich mit Backup-Crews, müssten Personal rotieren - und dann wird es sehr teuer." Zustimmung findet der Brite bei Mercedes-Sportchef Toto Wolff: "20 ist eine gute Zahl. Dabei sollten wir bleiben." Darauf hat man sich auch am Hungaroring bei einem Teamchef-Meeting verständigt.
Cyril Abiteboul ist "eher bei Franz", was dieses Thema angeht: "Wenn man sich andere Modelle anschaut, etwa Nordamerika, dann ist dort die Anzahl der Rennen fast irrelevant." Die populärste nordamerikanische Rennserie, NASCAR, trägt zum Beispiel 38 Rennwochenenden pro Jahr aus. Aus Sicht des Caterham-Teamchefs müsse man aber darauf achten, dass zu viele Rennen nicht den Markt übersättigen und an der Exklusivität der Formel 1 kratzen. Hier gelte es einen Kompromiss zu finden.
Mit den geplanten neuen Rennen in Sotschi (Russland), New Jersey (USA) und Spielberg (Österreich) müssen 2014 zwei Grands Prix gestrichen werden, wenn es beim Maximum von 20 bleiben soll. Als Wackelkandidaten gelten Südkorea und Indien - im schlimmsten Fall schon dieses Jahr. Besonders akut ist die Boykott-Drohung für den indischen Grand Prix, weil die indischen Behörden ein 19tel der Gesamteinnahmen der Teams besteuern wollen - und nicht nur den Gewinn, wie das in vielen anderen Ländern üblich ist.
Indien: Bürokraten lassen nicht locker
Das wirkt sich bei Jahresbudgets von jenseits der 200 Millionen Euro spürbar aus: "Indien", erklärt Experte Alexander Wurz im 'ORF', "ist ein sehr bürokratisches Land, die Behörden lassen da nicht locker. Es gab schon ganz extreme Diskussionen über die Fahrergehälter und das hat sich jetzt auf einmal ausgeweitet auf die Teams. Die Art der Besteuerung ist ganz extrem: nicht nur auf Gewinn, sondern auch auf Einnahmen, auf den Umsatz des Teams."
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Der NASCAR-Zirkus trägt doppelt so viele Rennen aus wie die Formel 1 Zoom
Nicht zur Diskussion steht der deutsche Grand Prix, trotz des drohenden Prozesses gegen Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone. Aber für Mercedes ist der Heim-Grand-Prix "ultrawichtig", streicht etwa Sportchef Wolff hervor, und auch andere Teams und Sponsoren würden den deutschen Markt nur ungern aus dem Kalender streichen. "Alle europäischen Rennen sind wichtig", meint Marussia-Teamchef Booth. "Das ist, wo die Grands Prix geboren wurden, und da müssen wir so lang wie möglich bleiben."
Zustimmung bei Tost: "Deutschland ist wichtig", betont der Toro-Rosso-Teamchef. "Der Nürburgring natürlich, wegen seiner Geschichte, aber auch der Hockenheimring. Das sind die klassischen Rennen, die wir in Europa brauchen. Ein Rennen in Deutschland, dann Monaco, Silverstone, Monza, natürlich Österreich - nächstes Jahr ein neues Rennen im Kalender. Wir brauchen mehr Rennen in Europa, nicht nur in Übersee."