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Datenanalyse: Wird Lewis Hamilton überbewertet?
Großer Name, schwacher Start: Lewis Hamilton kommt bei Ferrari bislang nicht auf Touren - Hat sich die Scuderia mit der Verpflichtung einen Gefallen getan?
(Motorsport-Total.com) - So hatte sich Lewis Hamilton seinen Einstieg bei Ferrari wohl nicht vorgestellt. Nach fünf Rennwochenenden steht zwar ein Sieg im Sprintrennen von China zu Buche, doch die Zweifel an der Pace des siebenfachen Formel-1-Weltmeisters wachsen. Der bisherige Tiefpunkt: das Rennwochenende in Saudi-Arabien.

© LAT Images
Lewis Hamilton konnte bei Ferrari bislang noch nicht überzeugen Zoom
Hamilton schrammte mit nur 0,007 Sekunden Vorsprung knapp an einem Aus in Q2 vorbei - in Q3 fehlten dann satte 0,531 Sekunden auf Teamkollege Charles Leclerc. Laut den Rennpacedaten unseres Technologiepartners PACETEQ, die verschiedene Rennstrategien bereinigt, war Hamilton im Rennen rund sieben Zehntel langsamer als der Monegasse. Eine derart große Differenz zwischen Teamkollegen gab es an diesem Wochenende nur noch bei Red Bull und Alpine.
Hat Ferrari mit dem Sainz-Rauswurf einen Fehler gemacht?
Es ist zweifellos zu früh, um Hamilton nach nur fünf Rennen abzuschreiben - dennoch zeichnet sich ein klarer Trend ab. Im Qualifying fehlen ihm im bisherigen Saisonverlauf im Schnitt 0,282 Sekunden auf Leclerc, im Rennen beträgt der Rückstand durchschnittlich 0,384 Sekunden. Zum Vergleich: Carlos Sainz war in den vier Jahren bei Ferrari deutlich näher an Leclerc dran.
Sainz lag zwischen 2021 und 2024 im Durchschnitt nur 0,120 Sekunden hinter Leclerc - und war damit statistisch gesehen der beste Teamkollege, den er je hatte. Sebastian Vettel kam in den Jahren 2019 und 2020 auf ein Defizit von 0,226 Sekunden, Marcus Ericsson 2018 bei Sauber sogar auf durchschnittlich 0,620 Sekunden. Hamilton reiht sich mit einem Abstand von 0,282 Sekunden damit aktuell auf Platz drei der Leclerc-Teamkollegen ein.
Woran liegt Hamiltons Pace-Defizit?
Ferrari-Oberboss John Elkann wird Hamilton nicht für einen hohen Preis verpflichtet haben, um im Ergebnis langsamer zu sein als zuvor. Doch der Brite tut sich bislang schwer mit dem SF-25. Nach dem Rennen in Saudi-Arabien zeigte er sich ratlos: "Das Auto ist eindeutig in der Lage, Dritter zu werden, und Charles hat heute einen großartigen Job gemacht, also kann ich es nicht auf das Auto schieben."
Zwar gehört Hamilton mit seinen 40 Jahren zur älteren Fahrergeneration, doch Fernando Alonso ist bereits 43 - und der Spanier zeigt keine Anzeichen von nachlassender Pace. Der Abstand zu Lance Stroll lag 2023, 2024 und auch an den bisherigen fünf Rennwochenenden 2025 konstant bei drei bis fünf Zehnteln. Das zeigt: Alonsos Alter hat seiner Leistungsfähigkeit bislang nicht geschadet. Auch für Hamilton sollte das also kein erheblicher Faktor sein.
Die Einführung der Ground-Effect-Autos im Jahr 2022 scheint Hamilton nicht in die Karten gespielt zu haben. Nach dem dramatisch verlorenen WM-Finale 2021 in Abu Dhabi folgte ein Bruch - Mercedes erwischte mit dem neuen Reglement einen Fehlstart, und mit George Russell kam ein schneller Teamkollege ins Team, der demonstrierte, dass auch ein siebenfacher Weltmeister schlagbar ist.
Mercedes-Teamduelle: War Hamilton jemals dominant?
Ein Blick in die Daten bestätigt diesen Eindruck: In den gemeinsamen Mercedes-Jahren von 2022 bis 2024 war George Russell im Schnitt 0,089 Sekunden schneller als Hamilton. Auch in früheren Teamduellen war Hamilton nicht immer deutlich überlegen: Gegen Valtteri Bottas (2017 bis 2021) lag er im Durchschnitt 0,156 Sekunden vorn, gegen Nico Rosberg (2013 bis 2016) betrug der Vorsprung gerade einmal 0,032 Sekunden.
Hamilton gilt statistisch mit seinen 104 Polepositions als bester Qualifier der Formel-1-Geschichte, doch zur Wahrheit gehört auch, dass seine Teamkollegen ihn regelmäßig geschlagen haben. Zwischen 2013 und 2016 holte Hamilton 35 Polepositions, Rosberg immerhin 29. Das Qualifyingduell ging mit 42:36 nur knapp an Hamilton. Gegen Bottas war das Ergebnis mit 70:30 und 42:20 Polepositions klarer. Das anschließende Duell gegen Russell verlor Hamilton mit 29:39 sowie 1:5 bei den Polepositions.
Insgesamt holte Hamilton in seiner Mercedes-Zeit 78 Polepositions - seine Teamkollegen kamen zusammen auf 54. Das Gesamtduell im Qualifying endete mit 141:105 - also lag Hamilton in 57 Prozent der Fälle vorne.
Stärker im Rennen als im Qualifying?
Ein weiteres Muster zeigt sich in den Renndaten: Hamilton scheint im Renntrimm tendenziell etwas stärker zu sein als im Qualifying. Die Abstände zu Rosberg und Russell sind im Rennen leicht besser, wenn auch nicht signifikant. Dafür hatte Hamilton Bottas an den Sonntagen klarer im Griff - vor allem durch den besseren Umgang mit dem Reifenverschleiß.
Der Finne hatte mit diesem Thema auch später bei Sauber gegen Guanyu Zhou zu kämpfen: Im Qualifying oft vorn, im Rennen meist auf Augenhöhe. Insgesamt lag Hamilton in den Rennen bei Mercedes in etwa 70 Prozent der Fälle vorn und damit deutlich öfter als im Qualifying.
Rein statistisch ist Lewis Hamilton der erfolgreichste Fahrer der Formel-1-Geschichte. Doch die Zahlen belegen auch: Seine Teamkollegen waren in den gemeinsamen Jahren nie allzu weit entfernt - vor allem nicht Rosberg oder Russell. Leclerc könnte der nächste sein, der den Mythos Hamilton ins Wanken bringt, denn die Zahlen stellen seine vermeintliche Unantastbarkeit zunehmend infrage. Ein abschließendes Urteil wäre zum jetzigen Zeitpunkt jedoch verfrüht - vielleicht ist der Durchbruch mit Ferrari näher, als es den Anschein hat.
Eine umfassende Datenanalyse zum Großen Preis von Saudi-Arabien gibt es übrigens auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Dort erklärt PACETEQ-Datenexperte Kevin Hermann auch, ob es für Max Verstappen strategisch klüger gewesen wäre, Oscar Piastri direkt nach dem Start vorbeizulassen - und sich so die Fünf-Sekunden-Strafe zu ersparen.


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