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Ralf Schumacher über Fallows-Aus: "Da trennt sich die Spreu vom Weizen"
Lag es auch ein bisschen an der Budgetobergrenze? Das Ausscheiden von Dan Fallows bei Aston Martin hinterlässt einige Fragezeichen ...
(Motorsport-Total.com) - Die Pressemitteilung war ziemlich kurz und knapp: Dan Fallows sei ab sofort nicht mehr Technischer Direktor des Formel-1-Teams von Aston Martin, werde aber in der Aston-Martin-Gruppe bleiben. Eine Begründung für diesen Schritt wurde in der offiziellen Aussendung am 12. November ebenso wenig mitgeliefert wie eine genaue Beschreibung, was Fallows denn in Zukunft machen werde.
© Motorsport Images
Dan Fallows war nur zwei Jahre lang Technischer Direktor bei Aston Martin Zoom
Zitiert wurde in der Pressemitteilung nicht etwa Teamchef Mike Krack, sondern der neue CEO Andy Cowell, also jener Mann, der einst die Entwicklung der erfolgreichen Mercedes-Hybridmotoren verantwortet hat. Er ist jetzt in Wahrheit der oberste Chef bei Aston Martin - und von Teameigentümer Lawrence Stroll beauftragt, die bestmögliche Struktur zu schaffen.
Über die Gründe, die Fallows den Job gekostet haben, kann nur spekuliert werden. Vielleicht wollte er sogar selbst gehen? Das gilt als unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass die Entscheider im Team für ihn keinen Platz mehr gesehen haben, und dass die magere Erfolgsbilanz der vergangenen zwölf Monate mit ausschlaggebend war.
Fallows: Am Anfang war der Erfolg noch da
Fallows kam im April 2022 von Red Bull, wo er die Aerodynamikabteilung geleitet hatte, zu Aston Martin. Aston Martin hatte in den ersten drei Saisonrennen keinen einzigen Punkt gesammelt. Dann kam Fallows, mit frischem Know-how vom Weltmeisterteam Red Bull, und es ging aufwärts. Am Saisonende war das Team immerhin Sechster in der Konstrukteurs-WM.
2023 begann Aston Martin die Saison erstmals mit einem Auto, das unter Fallows' technischer Verantwortung entwickelt wurde, und es stellte sich prompt Erfolg ein: acht Podestplätze, 280 Punkte - und beinahe Platz 4 in der Konstrukteurs-WM, nur 22 Punkte hinter McLaren. Phasenweise war das Team sogar zweite Kraft.
Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Aston Martin war nur in der ersten Saisonhälfte 2023, als Fallows' technisches Konzept mit starken optischen Anleihen bei Red Bull punktete, durchschlagend erfolgreich. An den ersten neun Rennwochenende sammelten Fernando Alonso und Lance Stroll 175 Punkte (Schnitt: 19,4 pro Grand Prix). An den letzten 13 nur noch 105 (Schnitt: 8,1).
Was Ralf Schumacher vermutet
Ralf Schumacher vermutet in einem Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, dass man sich bei Aston Martin von Fallows "viel mehr versprochen" habe, insbesondere nach dem starken Saisonbeginn 2023, in dem der ehemalige Red-Bull-Aerodynamiker "sehr viel Einfluss genommen" habe: "Das Auto war ja auf einmal eine Rakete, zumindest mal am Anfang."
Die Theorie dazu geht so: Fallows habe bei Red Bull jahrelang von Adrian Newey gelernt und dessen Konzepte, mit denen Red Bull seit 2021 so erfolgreich war, in- und auswendig gekannt. Diese zu Aston Martin zu transferieren, erkläre die erste Saisonhälfte 2023. Doch als es notwendig wurde, eigene Konzepte zu entwickeln, soll Fallows an die Grenzen seiner Kompetenz gestoßen sein.
"Da trennt sich die Spreu vom Weizen", analysiert Schumacher. "Dieser Geist, dieses Weiterdenken, dieses Erfinden, sich jedes Mal neu zu orientieren und Probleme zu lösen - da scheint Adrian Newey einfach unglaublich zu sein." Und das sei Fallows als Technischem Direktor in oberster Verantwortung "nicht so gelungen".
Schumacher sagt: "Das Auto hat sich nicht mehr wirklich weiterentwickelt. Ganz im Gegenteil, es ist stagniert, oder ging ja rückwärts zwischendrin." Das seien Phasen gewesen, in denen der Druck auch auf Fallows gewachsen sei. "Vor allem auch die Investoren und Sponsoren erwarten ja mehr." Und natürlich der ehrgeizige Teameigentümer.
Spielte auch die Budgetgrenze eine Rolle?
Dazu kommt: Fallows hat Red Bull im Juni 2021, also noch vor dem ersten WM-Gewinn von Red Bull mit Max Verstappen, auch deswegen verlassen, weil er nicht mehr als "rechte Hand" von Newey wahrgenommen werden und endlich selbst Verantwortung tragen wollte. Jetzt wieder Newey vor die Nase gesetzt zu bekommen, könnte ihm missfallen haben. Das ist aber Stand heute reine Spekulation.
Der Platz wurde jedenfalls eng in der technischen Führung des Aston-Martin-Teams. Stroll sen. hat zuerst Newey verpflichtet, als inspirierende Figur als Managing Technical Partner und Shareholder, der weiterhin selbst Hand ans Zeichenbrett legen wird. Und Enrico Cardile, den ehemaligen Technischen Direktor von Ferrari.
Letztendlich wäre Fallows womöglich wieder in eine vergleichbare Rolle wie bei Red Bull gerückt, als Nummer 3 in der Technikabteilung. Was im Übrigen auch in Sachen Budgetgrenze Probleme schaffen hätte können. Die Gehälter der drei bestbezahlten Mitarbeiter eines Teams fallen nicht ins Cap. Alle außerhalb der Top 3 sind in ihren Verdienstmöglichkeiten limitiert.
Dazu kommt, dass Neweys möglich scheinender Wechsel zu Ferrari auch deswegen gescheitert sei, "weil er zu viel eigene Vorstellung hatte, ein ganzes Team um sich herum mitbringen wollte", berichtet Schumacher. Stroll sen. habe ihm hingegen zugesichert, dass er sich das Team so zusammensetzen kann, wie er möchte. "Und deshalb muss Fallows gehen."
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