Monaco: Überragende Schulnoten für Daniel Ricciardo
Experte Mark Webber überrascht mit teilweise stark abweichenden Noten zu den Usern - Daniel Ricciardo erhält mit großem Abstand das beste Zeugnis
(Motorsport-Total.com) - Daniel Ricciardo war der beste Fahrer des Grand Prix von Monaco 2016. Das besagt zumindest unser ultimatives Fahrer-Ranking, das - analog zu Spielerbewertungen in Fußballmagazinen - die Meinungen hunderter Leser ebenso berücksichtigt wie jene unserer Redaktion und die eines Experten. Diese Aufgabe übernahm diesmal der ehemalige Formel-1-Pilot Mark Webber.
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Für Mark Webber war sein Landsmann Daniel Ricciardo der Mann des Rennens Zoom
Webber vergab nur einmal die Bestnote 1 (1 = Sehr gut, 6 = Ungenügend): für seinen australischen Landsmann Daniel Ricciardo. "Daniel war der Mann des Rennens, der Mann des gesamten Wochenendes", findet der Porsche-Werksfahrer, der sich gerade mitten in seinen Vorbereitungen auf die 24 Stunden von Le Mans befindet. Kritik übt Webber aber an Red Bull, bereits zum zweiten Mal schuld daran, dass der Sieger am Ende nicht Ricciardo heißt: "In Monaco darfst du deine Streckenposition halt nicht opfern."
"Auf einer anderen Strecke", argumentiert Webber, "hätte er Lewis wahrscheinlich überholt und gewonnen, aber in Monaco bringt dir DRS nichts." Auch der verpatzte Boxenstopp sei vermeidbar gewesen: "Verstappen kam in der gleichen Runde rein. Vielleicht hätten sie ihn eine Runde länger draußen lassen sollen, um die Boxencrew nicht so einem Druck auszusetzen. So kamen die zwei Autos nur durch 40 Sekunden getrennt rein. Das ist machbar, aber es macht Druck. Der Fokus hätte auf Daniel sein müssen."
Top 3 identisch mit dem Rennausgang
Ricciardo erhielt auch von den Lesern eine durchschnittliche Benotung von 1,4 und eine hervorragende Gesamtnote von 1,1. Damit hatte er am Ende der Zeugnisverteilung einen komfortablen Vorsprung auf Grand-Prix-Sieger Lewis Hamilton. Für den gab's 1,9 von den Lesern, eine 2 von Webber und eine 1 von der Redaktion. Ergibt unterm Strich mit 1,6 Platz zwei.
Für Webber war "rennentscheidend", dass der Mercedes-Fahrer (anders als all seine direkten Gegner) nicht von Full-Wets auf Intermediates wechselte, sondern sich einen Boxenstopp sparte und direkt auf Slicks ging. Aber: "Das zeigt, wie schlecht der Pirelli-Intermediate ist. Normalerweise muss Daniel mit dem Intermediate einfach durch Lewis durchfahren, weil er viel mehr Traktion haben sollte. Aber es war eine mutige Entscheidung von Lewis, die funktioniert hat."
Das umstrittene Manöver ausgangs Hafenschikane, bei dem Hamilton Ricciardo in Runde 37 die Tür vor der Nase zugeschlagen hat, findet Webber "okay", denn: "2010 ist Hülkenberg in der Schikane vor meiner Nase viermal geradeaus gefahren, aber nichts ist passiert. Lewis hat Daniel dann auf den nassen Teil der Strecke gezwungen. Das ist ganz normal." Zustimmung also für die Entscheidung der Rennleitung, die gestern lautete: No further action.
Warum so eine schlechte Note für Perez?
Eine interessante Diskrepanz in der Benotung gibt es bei Sergio Perez, der sowohl im Rennen als auch in unserem Ranking den dritten Platz belegte. Aber während der Force-India-Fahrer von der Redaktion eine 1 und von den Lesern eine 1,5 bekam, erhielt er von Webber nur eine 3. Begründung: "Er ist gut gefahren, hat seine Erfahrung ausgespielt. Aber er hat auch davon profitiert, dass Massa Vettel und Hülkenberg aufgehalten hat."
Auch bei Fernando Alonso, dem Fünften des Grand Prix von Monaco, gibt es eine Abweichung: 1,7 von den Lesern, 2 von der Redaktion, 3 von Webber. Dabei findet der, dass der McLaren-Star "gut gefahren" sei und "die richtigen Entscheidungen getroffen" habe. Alonso, Jenson Button und Carlos Sainz fuhren gestern übrigens hinter Sebastian Vettel über die Ziellinie, bekamen heute aber das bessere Zeugnis.
Von Webber gibt's für den ehemaligen Red-Bull-Teamkollegen eine 3: "Wenn er nach dem Stopp nicht Massa vor der Nase gehabt hätte, wäre sein Rennen ganz anders verlaufen." Was man wohl auch über Hamilton sagen kann, wenn nicht Rosberg auf Teamorder hin artig Platz gemacht hätte. "Lewis 30 Runden hinter dir zu haben, mit dem viel langsameren Auto, ist auch nicht einfach. Es war die richtige Entscheidung", behauptet Webber, dass er genauso gehandelt hätte.
Webber über Stallorder: Hätte es genauso gemacht
"Nico wusste, dass die Situation für Lewis' Rennen der totale Selbstmord war. Natürlich fällt es dir in so einer Situation schwer, die Anweisung zu befolgen, aber es ist das einzig Richtige. Es war eine ungewöhnliche Situation, denn Daniel fuhr vorne auf und davon", analysiert Webber. Dass er auf den letzten Metern noch von Hülkenberg überholt wurde, sei verzeihbar: "Er hatte keinen Grip mehr." Zumal die beiden eineinhalb Minuten nach Hamilton über die Ziellinie fuhren, als der Regen schon wesentlich stärker war und der Nachteil verschlissener Reifen größer.
Die Höchststrafe 6 verteilt Webber kein einziges Mal, die Redaktion allerdings schon: für Marcus Ericsson, Jolyon Palmer und Barcelona-Sieger Max Verstappen. "Bis zum Unfall ist Max gut gefahren", findet unser Experte. Aber: "Er wurde auf den Boden der Realität zurückgeholt. Monaco war mental gesehen die schlimmste Strecke, auf die du nach so einem Ergebnis kommen kannst. Dort wird jeder kleine Fehler sofort bestraft. Und genau die sind ihm das ganze Wochenende passiert. Er wird daraus lernen, denn er lernt schnell."
Mit Kopfschütteln reagiert Webber auf die Sauber-interne Kollision: "Ein sauberes Überholmanöver in Rascasse ist extrem schwierig. Und dann gegen den eigenen Teamkollegen? Sehr optimistisch." Wofür Felipe Nasr und Marcus Ericsson auch mit den Plätzen 19 und 21 in unserem Monaco-Ranking abgestraft wurden. Noch schlechter steigt nur Jolyon Palmer aus - bei gleichen Noten von uns und Webber aufgrund der schlechteren Bewertung durch die Leser.
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Das ultimative Fahrer-Ranking Monte Carlo 2016:
01. Daniel Ricciardo, Note 1,1 (Leser 1,4 - Webber 1 - Redaktion 1)
02. Lewis Hamilton, Note 1,6 (Leser 1,9 - Webber 2 - Redaktion 1)
03. Sergio Perez, Note 1,8 (Leser 1,5 - Webber 3 - Redaktion 1)
04. Fernando Alonso, Note 2,2 (Leser 1,7 - Webber 3 - Redaktion 2)
05. Jenson Button, Note 2,9 (Leser 2,8 - Webber 3 - Redaktion 3)
06. Carlos Sainz, Note 3,0 (Leser 2,9 - Webber 3 - Redaktion 3)
07. Sebastian Vettel, Note 3,1 (Leser 3,2 - Webber 3 - Redaktion 3)
08. Esteban Gutierrez, Note 3,2 (Leser 3,5 - Webber 3 - Redaktion 3)
09. Nico Hülkenberg, Note 3,2 (Leser 2,5 - Webber 4 - Redaktion 3)
10. Felipe Massa, Note 3,3 (Leser 3,9 - Webber 3 - Redaktion 3)
11. Romain Grosjean, Note 3,5 (Leser 3,6 - Webber 3 - Redaktion 4)
12. Nico Rosberg, Note 4,0 (Leser 4,0 - Webber 4 - Redaktion 4)
13. Kevin Magnussen, Note 4,2 (Leser 4,5 - Webber 4 - Redaktion 4)
14. Valtteri Bottas, Note 4,3 (Leser 4,0 - Webber 5 - Redaktion 4)
15. Daniil Kwjat, Note 4,5 (Leser 4,5 - Webber 4 - Redaktion 5)
16. Kimi Räikkönen, Note 4,6 (Leser 4,8 - Webber 4 - Redaktion 5)
17. Rio Haryanto, Note 4,7 (Leser 4,0 - Webber 5 - Redaktion 5)
18. Pascal Wehrlein, Note 4,7 (Leser 4,1 - Webber 5 - Redaktion 5)
19. Felipe Nasr, Note 5,0 (Leser 5,0 - Webber 5 - Redaktion 5)
20. Max Verstappen, Note 5,3 (Leser 4,8 - Webber 5 - Redaktion 6)
21. Marcus Ericsson, Note 5,3 (Leser 5,0 - Webber 5 - Redaktion 6)
22. Jolyon Palmer, Note 5,3 (Leser 5,0 - Webber 5 - Redaktion 6)
Und so berechnen wir:
Die durchschnittliche Benotung der Motorsport-Total.com-User, die Benotung durch unseren Experten und die Benotung durch unsere Redaktion werden addiert. Daraus ermitteln wir den Durchschnitt. Aus diesem Durchschnittswert ergibt sich unser ultimatives Fahrer-Ranking. Wir bilden nur eine Kommastelle ab, für die Berechnung ziehen wir aber alle Kommastellen heran. Aus diesen teilweise nicht sichtbaren Kommastellen ergibt sich die Reihenfolge des Rankings zweier Fahrer bei vermeintlichem Benotungs-Gleichstand.