McLaren-Stopps: Weltrekord in der Problemzone

Verpatzte Boxenstopps haben den McLaren-Fahrern in dieser Saison schon einig WM-Punkte gekostet, doch gestern wuchsen die Mechaniker über sich hinaus

(Motorsport-Total.com) - Die Boxenstopps von McLaren waren in dieser Saison eine Geschichte, die man lange Zeit trefflich unter der Überschrift "Pleiten, Pech und Pannen" hätte beschreiben können. Obwohl McLaren in allen Bereichen großen Anspruch auf Perfektion legt, wurde die Arbeit der Mechaniker bei den Reifenwechseln von Lewis Hamilton und Jenson Button dem in diesem Jahr nicht immer gerecht. Mehr als einmal standen die Fahrer wegen Problemen bei den Stopps länger als notwendig an der Box und verloren so entscheidende Sekunden und Positionen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Oft geschmäht, gestern gelobt: Die Arbeit der McLaren-Boxencrew

Obwohl das Team unter der Ägide des Sportdirektors Sam Michael große Anstrengungen unternahm, die Fehlerquote zu senken, gab es immer wieder verpatzte Stopps. Noch in Valencia verlor Hamilton durch die Schwierigkeiten seiner Crew rund fünf Sekunden. Michael ist jedoch der Ansicht, dass dort, wo Menschen arbeiten, Fehler nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden können: "Es wird immer wieder vorkommen, dass etwas dazwischen kommt. Das liegt in der Natur der Sache, wenn derart viele Menschen in einem derart knappen Zeitfenster arbeiten."

Entscheidender Rekordstopp

Gestern jedoch bewiesen die McLaren-Mechaniker, was in ihnen steckt. Buttons zweiten Reifenwechsel führten sie in neuer Rekordzeit durch, war ihnen ein Extralob ihres Sportchefs einbrachte: "Ich möchte auch unsere Boxencrew ausdrücklich erwähnen. Mit einer Standzeit von 2,31 Sekunden wurde unser eigener Rekord erneut gebrochen." Hatten die Piloten in vergangenen Rennen oft Positionen durch verpatzte Boxenstopps eingebüßt, bescherte gestern die schnelle Arbeit der Boxenmannschaft Button einen Positionsgewinn.

"Dieser Stopp war ganz entscheidend, denn er erlaubte es Jenson, an Vettel vorbeizukommen. Wenn ein Boxenstopp den Ausschlag für eine Positionsverbesserung gibt, ist das für die Boxencrew unglaublich zufriedenstellend - es ist die umfassende Rechtfertigung ihrer Arbeit", erklärt Michael. Bei aller Euphorie über den Rekordstopp erinnert der Australier daran, dass nicht jeder Stopp in solcher Geschwindigkeit vonstatten gehen kann: "Wie bei jedem anderen Team, kann auch bei uns jederzeit etwas schiefgehen."

Höhere Konstanz als Ziel

"Unsere Jungs haben aber inzwischen ein sehr gutes Sicherheitspolster", beschreibt Michael die Auswirkungen des intensiven Trainings. "Wenn sie einen Stopp in 3,1 Sekunden hinlegen - und da reden wir von der Standzeit der meisten anderen Teams - dann kommt uns das unglaublich langsam vor. Unsere Crew hat also inzwischen ein Polster von sieben, acht Zehntelsekunden, die sie liegenlassen kann, um trotzdem noch zu den Schnellsten zu gehören."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Deutschland, Sonntag


Das zeigte sich auch gestern beim Rennen in Hockenheim: "Wenn man den 5,5-Sekunden-Stopp von Lewis, bei dem der platte Reifen gewechselt werden musste, einmal ausklammert, dann war unser Durchschnitt heute sehr gut", so Michael. Für den Sportdirektor kommt es vor allem darauf an, die Handlungsschnelligkeit bei Problemen zu erhöhen: "Unterm Strich geht es darum, die Zeit für das Ausbügeln eines Fehlers von Sekunden auf Zehntelsekunden zu reduzieren. Darauf konzentrieren wir uns, um die Konstanz weiter zu verbessern."

Und wenn dabei nebenbei ein neuer Weltrekord herauskommt, dann nimmt den das Team gerne mit. "Wir setzten uns aber kein konkretes Ziel, das da heißt, einen neuen Rekord hinsichtlich der Standzeit aufzustellen. Das passiert ganz von selbst, wenn wir in allen Bereichen die Konstanz verbessern", so Michael.

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