Helmut Marko: Red Bull will "fairen Kampf" mit Ferrari
Mit sechs Siegen aus acht Formel-1-Rennen legte das Red-Bull-Team 2022 den besten Saisonstart der Teamgeschichte hin, will aber dennoch fair mit Ferrari kämpfen
(Motorsport-Total.com) - Mit dem Rennen in Aserbaidschan hat das Pendel in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2022 endgültig Richtung Red Bull geschlagen. Nach dem Ferrari-Doppelausfall und dem dritten Doppelsieg der Saison für Red Bull, liegt das österreichische Team in beiden WM-Wertungen deutlich vorn.
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Das Duell Max Verstappen gegen Charles Leclerc bestimmt die Formel-1-Saison 2022 Zoom
Obwohl man in Baku erneut viele Punkte geschenkt bekommen hat, betont Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko, dass sein Team "einen fairen Kampf" gegen Ferrari haben will.
Mit dem Motorschaden in der 20. Runde hat Leclerc nicht nur ein sicheres Podium und vielleicht auch den Sieg verloren, sondern möglicherweise auch den Motor selbst. Ferrari hat das Ergebnis der Untersuchung noch nicht offiziell verkündet.
"Ich glaube, der Leclerc ist dann jetzt schon beim dritten Motor. Das heißt, er wird mindestens einmal oder zweimal noch wechseln müssen und damit bekommt er eine Gridstrafe, was das Ganze etwas verzerrt", sagt Marko.
Leclerc-Pechsträhne geht weiter
Bereits in Spanien schied der Monegasse vorzeitig in Führung liegend mit einem Motorschaden aus, wovon Red Bull profitieren konnte. Wenn man die Ferrari-Strategiepanne in Monaco noch heranzieht, ohne die Leclerc das Rennen gewonnen hätte, hat der Ferrari-Pilot unter Umständen 63 Punkte in den vergangenen drei Rennen verloren.
Sein Rückstand auf Verstappen in der Fahrerwertung beträgt nun jedoch schon 34 Punkte und auch dessen Teamkollege Sergio Perez konnte Leclerc in der Meisterschaft überholen.
Das Pech mit der Zuverlässigkeit scheint sich jedoch jetzt ausgeglichen zu haben, nachdem beide Red-Bull-Piloten ihr Auto bereits in Bahrain kurz vor Schluss abstellen mussten, während es den Niederländer in Australien gleich noch einmal erwischte. Allerdings lagen die Red-Bull-Piloten, anders als Leclerc, zum Zeitpunkt des Ausfalls nicht auf Siegkurs.
Marko: Jetzt herrscht "Gleichstand" bezüglich Technikpech
Marko ist von der schnellen Wende in der Weltmeisterschaft nicht überrascht, obwohl Leclerc nach Australien bereits 46 Punkte vor Verstappen lag: "Als man uns schon abgeschrieben hat mit diesem großen Rückstand waren immer noch 20 Rennen zu fahren. Wir wussten, dass es noch lange geht."
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"Wir hatten zwei technische Ausfälle, Leclerc hat nun auch zwei technische Ausfälle, also sozusagen ist Gleichstand. Aber man sieht, was mit Konstanz möglich ist, wie es Mercedes macht: Russell ist dabei. Obwohl sie nicht den Speed haben, sind sie durch ihre Konstanz von den Punkten her nicht so weit weg."
Russells Rückstand auf WM-Leader Verstappen beträgt nur 51 Punkte, obwohl der Niederländer bereits fünf Saisonrennen plus den Sprint in Imola gewinnen konnte, während Russell erst drei Mal auf dem Podium stand. Auf Leclerc fehlen dem Briten sogar nur 17 Punkte.
"Das ist ein Geheimnis. Aber der Speed, den Ferrari und wir vorlegen, ist schon beeindruckend. Ich meine, das Mittelfeld ist eine bis eineinhalb Sekunden hinten. Und all die Regeländerungen, die das hätten ändern sollen, haben eigentlich nichts diesbezüglich bewirkt", sagt Marko.
Teamdynamik bei Red Bull angespannt?
Teamintern ist Sergio Perez bei Red Bull näher an Weltmeister Max Verstappen herangerückt, doch der Motorsportberater sieht Verstappen weiterhin vorn: "Im Rennen ist er auf alle Fälle konstanter. Dort, wo es ein bisschen hakt, ist momentan das Qualifying."
Die Stimmung zwischen den Teamkollegen ist laut Marko auch wieder im Lot, nachdem Max Verstappens Vater Jos das Team nach dem Monaco-Sieg von Perez kritisierte, da seinem Sohn so zehn Punkte für die Weltmeisterschaft entgangen sind.
"Die Dynamik ist optimal und die zwei verstehen sich", sagt er. Auf die Frage, ob man bei Red Bull die nächste Kritik seitens Jos Verstappen erwarte, weil Perez und nicht der Weltmeister die schnellste Runde des Rennens fahren konnte, beruhigt Marko.
"Sergio hat eigentlich das Richtige gemacht. Wie die frischen Reifen drauf waren, hat er die Runde hingelegt. Max war mit dem natürlich nicht einverstanden, aber wir haben gesagt: 'Auto heimbringen!' Wenn du so überlegen bist und so weit vorn bist, dann willst du nichts riskieren. Der Extrapunkt bleibt in der Familie, also passt das."
Red Bull wähnt sich auch in Kanada im Vorteil
Mit dem Wochenende am Kaspischen Meer ist man bei Red Bull daher "wunschlos glücklich", doch ein Problem muss man für das kommende Rennen in Kanada beheben. "Alle Boxenstopps waren irgendwie nicht herausragend. Aber Gott sei Dank haben wir so ein leichtes Rennen gehabt, dass das nicht ins Gewicht gefallen ist", erklärt der Motorsportkonsulent.
"Das wird jetzt genau untersucht, denn da läuft eine Kamera mit, die jeden einzelnen Handgriff aufnimmt. Unser Teammanager, Jonathan Weatley, hat schon im Rennen Order gegeben, was er alles für Details haben will. Normalerweise passiert das nicht, aber zum Glück ist es da passiert, wo es eigentlich keinen Schaden angerichtet hat."
Für das kommende Rennen in Montreal wähnt sich Red Bull erneut in der Favoritenrolle aufgrund der langen Geraden: "Wir haben gesagt, dass Baku und Kanada Strecken sein sollten, die uns liegen. Hier hat sich das bestätigt. Sechs Siege aus acht Rennen, das haben wir in der ersten Saisonhälfte noch nie gehabt."
"Daher sind wir jetzt optimistisch und gehen mit einem Hoch in allen Bereichen weiter: Fahrer, Team, auch Honda mit dem Motor, denn wir haben erst hier die neuen Motoren eingebaut. Also es spricht alles für uns, dass wir unseren Erfolgslauf verlängern können", so Marko.
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