• 04.09.2024 11:50

  • von Stefan Ehlen, Co-Autoren: Jonathan Noble, Oleg Karpow

Franco Colapinto: Erstes Rennwochenende war "wirklich positiv"

Das Fazit des neuen Williams-Fahrer Franco Colapinto nach dem Formel-1-Debüt: Was gut und weniger gut funktioniert hat, was Teamchef James Vowles dazu sagt

(Motorsport-Total.com) - Williams ist nach dem Italien-Grand-Prix in Monza hochzufrieden mit seinem Formel-1-Neuling Franco Colapinto. "Er hat an seinem ersten Wochenende einen fantastischen Job gemacht", sagt Teamchef James Vowles in einem Videobeitrag seines Rennstalls.

Titel-Bild zur News: Franco Colapinto bei seinem Formel-1-Debüt für Williams in Monza 2024

Franco Colapinto bei seinem Formel-1-Debüt für Williams in Monza 2024 Zoom

Schon im dritten Freien Training sei Colapinto in einem für ihn unbekannten Auto "auf ein paar Zehntel" an Williams-Stammfahrer Alexander Albon dran gewesen. "Im Qualifying lag er bis zu seinem Fehler in der zweiten Lesmo-Kurve nur rund eine Zehntel zurück. Das ist positiv bei der ersten Ausfahrt mit dem Auto", meint Vowles. "Ich schätze, seine Leistung hätte ausgereicht, um gleich am ersten Wochenende in Q2 dabei zu sein."

So weit kam es aber nicht: Colapinto blieb mit gut eineinhalb Zehnteln Rückstand auf P15 schon im ersten Segment hängen und ging von Startplatz 18 in seinen ersten Grand Prix. Das Rennen beschloss er auf P12 und damit nur 14 Sekunden hinter Albon, der als Neunter zwei Punkte für Williams holte.

Dafür gibt es nochmals Lob von Teamchef Vowles: "Franco hat das exzellent gemacht. Wir sind am Beginn einer Reise, und die Reise wird in den kommenden Rennen noch hart werden, aber wir haben eine gute Grundlage, von der wir arbeiten können."

Was Colapinto selbst zu seinem Renndebüt sagt

Auch Colapinto selbst zeigt sich "zufrieden" mit dem "sehr positiven" Auftakt in seine Formel-1-Karriere. Als seinen größten Erfolg in Monza bezeichnet der Argentinier "die Pace" im Rennen: "Die war ein Fragezeichen, denn ich hatte bis dahin nie mehr als acht Runden in Folge absolviert. Und dann waren es 53 auf einen Schlag. Ich hatte auch die harte Mischung nie gefahren."

Er habe deshalb mit vielen Unbekannten ins Rennen gehen müssen, und mit einer konservativen Strategie: "Wir dachten anfangs an zwei Stopps, aber irgendwann hatte ich den Eindruck, ich könnte durchfahren. Das Team dachte das auch, wir waren uns also einig."

"Zum Glück haben wir die Strategie hinbekommen. Es hat gut funktioniert mit den Reifen. Auch das war ein Fragezeichen gewesen, also sind wir zufrieden", sagt Colapinto.

Franco Colapinto als Williams-Fahrer im Formel-1-Fahrerlager in Monza 2024

Franco Colapinto als Williams-Fahrer im Formel-1-Fahrerlager in Monza 2024 Zoom

Damit hat Williams-Rookie Colapinto etwas geschafft, was dem aktuellen Spitzenteam McLaren laut eigener Aussage nicht gelungen wäre: die Pirelli-Einheitsreifen mit nur einem Stopp über die Distanz zu bringen.

Ob ihn der Qualifying-Fehler deshalb umso mehr reut? "Natürlich ärgere ich mich darüber", sagt Colapinto. "Ich würde aber sagen, ich habe es zurückbezahlt mit einer wirklich starken Pace im Rennen. Wir haben es insgesamt gut hingekriegt, weil am Ende nur ein paar Sekunden auf Punkte gefehlt haben."

Er sei daher "einfach sehr stolz" auf sein Abschneiden. "Das erste Rennen, das ist einfach gut. Das genießt man", meint Colapinto. "Ich versuche jeden Moment zu genießen." Und dazu hat er als Nachfolger von Logan Sargeant noch Gelegenheit bis zum Ende der Formel-1-Saison 2024, also an acht weiteren Rennwochenenden.

Wie Colapinto an Monza anknüpfen will

Mit welchen Hausaufgaben also geht Colapinto in die weiteren Grands Prix? Er selbst gibt sich lernwillig und sagt, er müsse "jetzt am Ball bleiben", um sich an den kommenden Wochenenden zu steigern.

"Wir haben viele neue Informationen, die wir jetzt mit in den Simulator nehmen können, um besser zu verstehen, an was ich arbeiten muss. Denn jetzt habe ich die Zeit, um mit den Ingenieuren zu sprechen. Das war vor Monza nur sehr eingeschränkt möglich, weil die Entscheidung kurzfristig kam und ich mich nicht voll vorbereiten konnte. Das sollte bei den kommenden Rennen also besser laufen."

"Ich werde dann besser vorbereitet sein mit dem Auto, mit den Einstellungen und mit den Abläufen", sagt Colapinto, dem es nach der ersten Formel-1-Renndistanz "körperlich gut" geht. Er habe aber Respekt vor dem anstehenden Stadtrennen in Baku: "Das wird hart. Das ist mir klar. Aber immerhin ist dort nur die Strecke neu. Das Auto kenne ich jetzt", meint der Williams-Fahrer.

Kritik von Valtteri Bottas an Colapinto

Aber kennt Colapinto auch alle Formel-1-Regeln? Da würde Formel-1-Routinier Valtteri Bottas vermutlich widersprechen: Er schwärzte Colapinto vor dem Start zum Italien-Grand-Prix per Funk bei den Sportkommissaren an, weil "der Abstand so groß war" zwischen Colapinto und dem Auto davor.

Bottas erklärt: "Es war natürlich sein erstes Rennen, aber trotzdem. Ich bin mir sicher, er lernt daraus. Und ich habe es gemeldet, weil wir natürlich einen Platz gewinnen, falls er eine Strafe kriegt. Das macht man eben so."

Eine Strafe aber gab es nicht, weil das Formel-1-Reglement im Artikel 44.8 keine genauen Angaben dazu macht, wie dicht ein Fahrzeug auf dem Weg in die Startaufstellung dem Vordermann folgen muss. Es heißt dort nur: "In der Aufwärmrunde sind Probestarts verboten und die Formation muss so eng wie möglich gehalten werden." Einen klassischen Regelverstoß gab es in diesem Fall also nicht.