Formel 1 Russland 2017: Ferrari dominiert im Mercedes-Land
Sowohl im Longrun als auch auf eine schnelle Runde dominiert Sebastian Vettel den Freitag in Sotschi - Vorsprung auf Mercedes beträgt eine Sekunde
(Motorsport-Total.com) - Seit 2014 gastiert die Formel 1 in Russland, und noch nie hat im Autodrom von Sotschi ein anderes Team als Mercedes gewonnen. Aber das könnte sich beim Grand Prix am kommenden Sonntag (Formel 1 2017 live im Ticker) ändern. Denn WM-Leader Sebastian Vettel und sein Ferrari-Team zeigten am Freitag eine beeindruckende Trainingsleistung.
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Sebastian Vettel dominierte den Freitag beim Grand Prix von Russland Zoom
Zum einen sicherte sich Vettel in 1:34.120 Minuten die Tagesbestzeit (Freitag 2016: 1:37.583 Minuten von Lewis Hamilton), zum anderen gab er aber auch bei den abschließenden Longrun-Simulationen ganz klar den Ton an. "Ein guter Freitag. Wir sind gut gestartet. Ich bin zufrieden", freut sich Kimi Räikkönen, der Schnellste von heute Morgen.
Vettel steigt hingegen auf die Euphoriebremse: "Letztes Jahr dachten nach dem Freitag alle, dass Williams am schnellsten ist. Kam dann aber doch anders." Aber sein Vorsprung ist eklatant: Während die Silberpfeile im Ultrasoft-Longrun im Schnitt über 1:39.6 Minuten blieben, schaffte er einen Schnitt von 1:38.9 Minuten! Auf dem Supersoft war der Abstand noch deutlicher. "Wir haben noch Arbeit vor uns", seufzt Mercedes-Sportchef Toto Wolff.
Anders als zuletzt in Bahrain, wo Mercedes bei den Longrun-Simulationen deutlich schneller war, hat Ferrari diesmal also schon am Freitag die Nase vorne. Interessant: Mercedes war zu Beginn der Session im letzten, später dann im ersten Sektor am schnellsten. Das lässt den Rückschluss zu, dass die Flügel zwischendurch von mehr Anpressdruck auf weniger Luftwiderstand getrimmt wurden.
Hamilton (4.) fehlten letztendlich 0,709 Sekunden auf Vettel. Wo er die verliert? "Im Mittelsektor und den letzten beiden Kurven", vermutet sein Renningenieur. Formel-1-Experte Martin Brundle sieht die Schwachstelle eher in Kurve 13/14. Dort untersteuert der Mercedes stark, während der Ferrari wie auf Schienen durchgleitet - was Hamilton mit dem Gaspedal zu korrigieren versuchte.
Dabei wirkte er manchmal übermotiviert. In Kurve 2 war er gleich mehrmals neben der Strecke. "Irgendwie kriegt er es nicht auf die Reihe. Bottas ist schneller. Und auch in der Konstanz lässt Hamilton Wünsche offen", analysiert Formel-1-Experte Marc Surer kritisch. Dass Hamilton dann auch noch fast dem Wehrlein-Sauber hinten reingerauscht wäre, passte ins Bild.
Red Bull ist in Sotschi zunächst nur dritte Kraft - und muss sich hüten, nicht von hinten Konkurrenz zu bekommen. Max Verstappen belegte mit 1,420 Sekunden Rückstand den fünften Platz, stand am Ende aber schon als Zuschauer an der Box. "I lost power", funkte er, als er 20 Minuten vor Schluss ausrollte.
"Wir glauben, es lag am Benzindruck", erklärt Verstappen. "Sehr schade, denn so verlor ich meinen Longrun. Jetzt müssen wir halt mit den Daten arbeiten. Leider ist Sotschi eine Powerstrecke. Das liegt uns nicht." Was sich übrigens auch in der Topspeed-Tabelle niederschlägt. Verstappens Teamkollege Daniel Ricciardo (+1,790) wurde Sechster.
Beunruhigend aus Red-Bull-Sicht: Sowohl Felipe Massa (7./Williams/+2,141) als auch beide Force Indias fuhren sehr schnelle und konstante Longruns auf Niveau von Verstappen und Ricciardo. Das könnte im Rennen einen harten Kampf um Platz fünf geben. Die Mercedes-Kundenteams können ihren Motorenvorteil auf den langen Geraden in Sotschi voll ausspielen.
Nico Hülkenberg (8./Renault/+2,209) wäre beinahe erster Verfolger der drei Topteams gewesen - am Ende fehlten nur 0,068 Sekunden auf Massa. Aus Sicht des Deutschen ein ermutigendes Ergebnis, hatte er doch den Vormittag zugunsten von Sergei Sirotkin auslassen müssen. Der hatte nur zwei Runden gedreht, der Renault konnte aber über Mittag rechtzeitig repariert werden.
Für das Haas-Team war das Freie Training ein weiterer wichtiger Test mit den neuen Bremsen von Carbone Industrie (statt Brembo). Beide Fahrer klagten am Funk wiederholt: Das Bremspedal sei entweder "zu lang" oder "zu weich". Aber zumindest Kevin Magnussen (+2,386) kam letztendlich doch ganz gut damit zurecht und sicherte sich den neunten Platz.
Romain Grosjean (+2,919) wurde 14. 20 Minuten vor Schluss drehte er sich. "Du hast auf der Hinterachse hart blockiert", funkte sein Renningenieur. Der Konter des Fahrers: "Und weißt du warum? Weil ich die ganze Runde Untersteuern habe - und in der letzten Kurve geht mir plötzlich das Heck weg!" Mit dem Fahrverhalten ist der Franzose alles andere als happy.
Auf den Positionen zehn und elf landete heute das Force-India-Duo Perez/Ocon, knapp vor Fernando Alonso (McLaren/+2,645) und Jolyon Palmer (Renault/+2,651). Lokalmatador Daniil Kwjat klagte über ein zu aggressives Heck, wäre damit einmal fast eingeschlagen. Hinter seinem Teamkollegen wurde er mit 3,180 Sekunden Rückstand 16. Unmittelbar vor Pascal Wehrlein (Sauber/+3,321).