• 04.06.2024 08:47

  • von Filip Cleeren, Co-Autoren: Andre Wiegold, Roberto Chinchero

Ferrari bremst die Euphorie: Wenn du denkst, du bist gut, bist du tot

Ferrari hat mit dem Sieg von Charles Leclerc in Monaco einen großen Schritt in der Formel-1-Saison 2024 gemacht - Doch der Teamchef tritt auf die Euphoriebremse

(Motorsport-Total.com) - Charles Leclerc hat mit seinem Sieg beim Formel-1-Rennen in Monaco einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht und sich als erster Verfolger von Max Verstappen etabliert. In der Konstrukteurswertung liegt Ferrari nur noch 24 Punkte hinter Red Bull, der Titelkampf könnte also enger werden als erwartet. Teamchef Fred Vasseur hält jedoch nichts davon, in Euphorie zu verfallen.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur

Frederic Vasseur tritt trotz guter Ergebnisse auf die Euphoeriebremse Zoom

Neben Ferrari spielt auch McLaren an der Spitze eine Rolle, denn das britische Team hat mit Lando Norris bereits einen Sieg eingefahren. Ferrari steht bei zwei Siegen durch Leclerc und Carlo Sainz, Red Bull bei fünf ersten Plätzen durch Verstappen. Die drei Teams scheinen innerhalb von zwei Zehnteln zu liegen.

Red Bull ist die Nummer eins auf rhythmischen Strecken, auf denen viel Abtrieb benötigt wird, aber die Österreicher dürfen sich keine Fehler erlauben, denn Ferrari und McLaren lauern nur darauf, diese auszunutzen. Außerdem scheint der RB20 auf Strecken mit Bodenwellen und aggressiven Randsteinen seine Schwächen zu haben.

Leclerc liegt in der Fahrerwertung 31 Punkte hinter Verstappen, in der Konstrukteurswertung trennen Ferrari und Red Bull nur 24 Punkte. Die Fans in Italien scheinen Blut geleckt zu haben, auch die Medien loben das Team. Retter in der Not ist Teamchef Vasseur, der Ferrari 15 Monate nach seinem Amtsantritt deutlich verbessert hat.

Doch davon will er nichts wissen: "Wenn du jetzt denkst, du bist in guter Form, dann bist du tot. Also müssen wir unseren Ansatz beibehalten und uns in allen Bereichen verbessern, auch bei den Fahrern, den Mechanikern, überall. Wenn wir unseren Job besser machen, müssen wir in der nächsten Woche noch besser sein."

Vasseur warnt: "Wenn du denkst, du machst es gut, ist das der Anfang vom Ende! Wir müssen in jedem Bereich an die Grenzen gehen." Der Teamchef hat eine klare Philosophie: Wenn es gut läuft, tritt er auf die Euphoriebremse, wenn es schlecht läuft, setzt er alles daran, dass es niemanden runterzieht. Er will einen gesunden Mittelweg finden, um eine gute Stimmung im Team zu erzeugen.

Lob von Charles Leclerc

Dafür bekommt er von Leclerc viel Lob: "Er hat eine klare Vorstellung davon, was er erreichen will und wie er es erreichen kann. Er verliert keine Zeit, das ist seine Stärke. Seit dem ersten Tag gibt er alles, um das Team wieder dorthin zu bringen, wo es hingehört: an die Spitze der Weltmeisterschaft." Ferrari ist Red Bull dicht auf den Fersen, doch ob es für einen echten WM-Kampf reicht, steht noch in den Sternen.

"Ich würde nicht den Fehler machen, zu sehr an die langfristige Zukunft zu denken", warnt Vasseur. "Wir haben eine spannende Meisterschaft, in der drei Teams gegeneinander kämpfen. Wir haben fünf oder sechs Autos, die um die Poleposition kämpfen können. Man kann von einem Wochenende auf das andere vom ersten auf den sechsten Platz zurückfallen - das ist Max zuletzt passiert."


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Vasseur verfolgt deshalb auch einen Ansatz, bei dem der Rennstall von Rennen zu Rennen schaut. Das Ende der Meisterschaft spielt in den Köpfen des Ferrari-Teams also keine Rolle. Ziel ist es, die Entwicklung des Autos voranzutreiben und beim nächsten Rennen das Maximum herauszuholen. "Wir werden sehen, wozu das reicht", so der Teamchef.

Ferrari macht Fortschritte

Trotz der Warnungen sieht Vasseur Ferrari "auf dem richtigen Weg", jeder einzelne Mitarbeiter brenne vor Motivation und Selbstvertrauen. "Das hilft auch Charles, der viele Jahre auf einen Sieg in Monaco gewartet hat. Er hat fast 1,5 Jahre auf einen Rennsieg gewartet", so Vasseur. Aber auch Sainz, der eine starke Saison fährt, obwohl er 2025 von Lewis Hamilton ersetzt wird, steht beim Teamchef hoch im Kurs.

"Er hat die gleiche Einstellung wie damals, als wir das Auto im Februar vorgestellt haben", sagt Vasseur. Schon damals habe Sainz deutlich gemacht, dass er bis zur letzten Sekunde alles für Ferrari geben werde. "Er ist mega professionell und macht einen tollen Job", so Vasseur. "Ich bin mir sicher, dass das bis zum Ende der Saison 2024 so bleiben wird."

Doch nicht nur darin sieht Vasseur die aktuelle Stärke der Italiener: "Jeder im Unternehmen spielt eine Rolle, es geht nicht nur um den Aerodynamikchef oder den Chefingenieur. Die Leistung wird von allen erbracht, die die Produktionsgeschwindigkeit oder die Qualität verbessern. Ich habe ihnen gesagt, dass sie für die schlechten, aber auch für die guten Ergebnisse mitverantwortlich sind. Der Pokal gehört ihnen genauso wie allen anderen."

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