Fallengelassener Herbert wittert Komplott: "Es kam nicht aus der FIA"
Obwohl Johnny Herbert sich mit seinem Aus als FIA-Rennkommissar mittlerweile im Reinen sieht, erhebt er kryptische Anschuldigungen - gegen Max Verstappen?
(Motorsport-Total.com) - Was im Fußball Mattias Sammer ist, das ist in der Formel 1 Johnny Herbert: Bei beiden Personalien sorgten zuletzt lukrative Nebentätigen, verbunden mit etwaigen Interessenskonflikten, für viel Wirbel - BVB-Berater Sammer musste daraufhin seine Rolle als TV-Experte bei Amazon Prime aufgeben, bei Herbert hingegen lief es andersrum:

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Hat Max Verstappen mit FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem gesprochen? Zoom
Der ehemalige Formel-1-Pilot wurde Ende Januar von der FIA fallengelassen, weil sein Job als Rennkommissar nicht mit seiner Expertenrolle auf verschiedenen Casino-Webseiten vereinbar sei, urteilte der Verband. Auf denen tat Herbert in regelmäßigen Abständen medienwirksam seine Meinung zum aktuellen Geschehen in der Königsklasse kund.
Kurios: Ausgerechnet im Interview mit casinoapps.com hat sich der Brite nun erstmals ausführlich zu seinem Aus bei der FIA geäußert - und dabei keinen Zweifel daran gelassen, dass er ein gezieltes Komplott hinter seiner Entlassung vermutet: "Es kam anfangs nicht aus den Reihen der FIA. Es hat alles nur mit dem ganzen Gerede und Gequatsche rund um die FIA zu tun, das letztlich zu einem Sinneswandel führte", glaubt Herbert.
Plötzlicher Sinneswandel bei der FIA?
"Alles, was ich 2024 getan hatte, war besprochen und akzeptiert worden. Noch zwei Tage bevor ich schließlich telefonisch entlassen wurde, hieß es, dass für 2025 alles in Ordnung sei", erhebt der Brite Anschuldigungen gegen die Verantwortlichen: "Doch dann war es das plötzlich nicht mehr. Ich verstehe, wie es dazu gekommen ist, aber ich werde niemandem die Schuld zuschieben", bleibt Herbert in seinen Äußerungen dennoch kryptisch.
Nur, um dann doch noch nachzulegen: "Es gab, wie gesagt, bestimmte Personen, die tatsächlich mit dem Präsidenten [der FIA] gesprochen haben - und genau deshalb traf der Präsident letztendlich die Entscheidung, mich loszuwerden."

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Gefeuert: Johnny Herbert musste seinen Hut als FIA-Kommissar nehmen Zoom
Auf wen er dabei abzielt, verrät Herbert nicht - klar ist aber, dass der Streit, der zwischen dem Ex-Rennfahrer und dem von ihm mehrfach kritisierten Weltmeister Max Verstappen gegen Ende der letzten Saison entbrannt war, den Fokus auch auf seine Nebentätigkeit richtete: Der Red-Bull-Pilot hatte damals Herberts Integrität als FIA-Kommissar infrage gestellt und dessen Nebenjob als "nicht normal" tituliert. Offensichtlich wurde seine Stimme schließlich erhört ...
Herbert: "Lese ständig von dieser Befangenheit"
Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatte im Zuge der Herbert-Entlassung bei der FIA jedoch klargestellt, dass er die Entscheidung zwar für "absolut richtig" halte, das Verstappen-Lager aber nichts damit zu tun habe. Herbert sieht das offensichtlich ein bisschen anders: "Die Verstappens haben immer wieder angedeutet, es gebe eine Voreingenommenheit. Ich lese ständig von dieser angeblichen Befangenheit", sagt er.
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"Doch wenn ich das lese, frage ich mich: Darf ich als Brite keinen britischen Fahrer unterstützen, nur weil ich Brite bin? Darf ich nicht hinter Lewis, George oder Lando stehen? Das ist absurd", erklärt Herbert, der zudem eine Doppelmoral anprangert: "Aber andersherum scheint es offenbar in Ordnung zu sein - so wie es in meinem Fall geschehen ist."
Herbert weiter: "Wenn man Niederländer ist, kann man die Briten kritisieren und behaupten, sie hätten als Rennsportfans keine wirklichen moralischen Werte. Dabei sollte doch in beide Richtungen gleiches Recht gelten, oder nicht?", echauffiert sich der 160-fache Grand-Prix-Starter.

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Johnny Herbert startete seine F1-Karriere 1989 mit Benetton und Flavio Briatore Zoom
Immerhin: Dass das Kapitel FIA nun für ihn beendet ist, damit sei er "absolut im Reinen", sagt Herbert: "Natürlich war es im ersten Moment schmerzhaft, denn ich habe meine Arbeit genossen und war überzeugt, sie bestmöglich und völlig unvoreingenommen auszuführen." Zumal er zu bedenken gibt: "Es gab ja auch klare Regeln und Richtlinien, an die ich mich zu halten hatte - nicht alleine, sondern gemeinsam mit drei weiteren FIA-Kommissars."
Reines Gewissen: Nie "irgendjemanden bevorzugt"
Für sich hat er deshalb ein reines Gewissen: "Ich glaube nicht, dass ich jemals irgendjemanden bevorzugt habe. Ich habe stets das getan, was aus meiner Sicht notwendig war, unabhängig davon, ob es um Lewis, Max, Lando oder irgendeinen anderen Fahrer auf der Strecke ging", so Herbert, der unterstreicht: "Ich hatte keinerlei persönliche Abneigung gegen einen dieser Fahrer."
Aus "reiner Willkür" Strafen zu verhängen, das gehe grundsätzlich gar nicht, spielt Herbert nochmals auf die Zusammensetzung der verantwortlichen Rennstewards aus mehreren Personen an: "So funktioniert das nicht - und so wird es auch niemals funktionieren", ist sich der Brite sicher, ehe er erklärt: "Deshalb empfand ich die gegen mich erhobenen Vorwürfe der Befangenheit als völlig haltlos."
Doch wie sehr sich Herbert auch dreht und wendet, schließlich muss auch er eingestehen, dass sich "das Gerede über eine angebliche britische Voreingenommenheit" im Fahrerlager der Formel 1 "hartnäckig" hält: "Auch Sky bekommt das zu spüren - dabei ist es ein britischer Sender! Natürlich unterstützt ein britischer Sender britische Fahrer."

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Werden keine Freunde: Herbert interviewt (noch zu Corona-Zeiten) Verstappen Zoom
Im Zuge der Nachwehen von Abu Dhabi 2021 war der TV-Sender ebenfalls ins Fadenkreuz der Red-Bull-Verantwortlichen geraten und von diesen zeitweise boykottiert worden. Pikant: Damals arbeitete auch Herbert noch als Experte für Sky. Ende 2022 wurde dem 60-Jährigen allerdings auch dort gekündigt - offiziell, weil das Team verjüngt werden sollte.
Über die allgemeinen Vorwürfe kann er, damals wie heute, nur den Kopf schütteln: "Was passiert denn beispielsweise während einer Fußball-Weltmeisterschaft? Unterstützt man sein eigenes Team? Ja, selbstverständlich! Ich sehe darin keinen Unterschied. Aber bin ich voreingenommen?", fragt Herbert rhetorisch: "Absolut nicht."


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