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Das Ende der Tabakwerbung in der Formel 1
Tabakwerbung wird in der Formel 1 zum Auslaufmodell - weltweit könnten härtere Vorschriften für ein baldiges Ende sorgen
(Motorsport-Total.com) - Der Motorsport erkannte das Sport-Sponsoring recht spät. Bis in die 60er hinein war das Aufbringen von Sponsoraufklebern auf Formel-1-Boliden untersagt. Einzig die Logos der Firmen, die einen Rennstall technisch unterstützten, also die Hersteller der Zündkerzen oder die Mineralölfirmen, waren zu sehen. Als dann auch motorsportfremde Sponsoren erlaubt waren, änderte sich alles. Erstmals rückte das Lotus-Team mit einem Sponsor aus. Teamchef Colin Chapman verzichtete dafür sogar auf das "British Racing Green" seiner Boliden.

© Ford
Der Anfang der Tabakwerbung: Graham Hill im 'Gold Leaf'-Lotus
Gold und Rot kamen die Autos daher, auf den Seiten prangte groß "Gold Leaf" - eine Zigarettenmarke. Dies war der Anfang der Marketingkampagnen großer Tabakunternehmen. Die Formel 1 präsentierte sich ihnen als guter Markt. Doch allmählich setzte ein Umdenken ein, Tabakprodukte wurden mehr und mehr als negativ erachtet. Seit einiger Zeit ändert sich auch die Gesetzgebung. Es ist nicht mehr so einfach, ein Zigarettenprodukt zu bewerben.#w1#
Doch trotz der härter gewordenen Bedingungen: Tabakfirmen zählen noch immer zu den wichtigsten im Umfeld der Formel 1. Nun verschärfen sich die Bedingungen ab dem 31. Juli in der EU weiter. Jegliche Werbung für Tabakprodukte soll dann verschwinden. Für viele in der Formel 1 wäre dies ein schwerer Schlag, denn noch immer vertrauen auch einige Top-Teams auf das Geld dieser Unternehmen.
Ecclestone erwartet einen Bruch
"Wenn wir die Tabakwerbung in der Formel 1 verlieren, dann wird es einen Bruch geben", wird Formel-1-Chef Bernie Ecclestone von 'Reuters' zitiert. "Die Leute machen sich keine Vorstellung davon, wie schlecht das wäre." Die Hälfte der zehn Teams wären von einem rigorosen Verbot betroffen. Jordan würde mit 'Benson+Hedges' den wichtigsten Sponsor verlieren, Renault mit 'Mild Seven' zumindest einen der größten.
Anders sieht es dagegen bei drei Top-Teams aus: Ferrari bezieht einen großen Teil es eigenen Budgets durch die 'Marlboro'-Schriftzüge, auf den McLaren-Boliden ist 'West' groß vertreten und der BAR-Rennstall gehört mehrheitlich dem Tabakunternehmen 'British American Tobacco'. Für diese Teams wäre der plötzliche Wegfall der Tabakgelder ein herber Einschnitt.
Ferrari möchte so lange es geht mit Tabakwerbung fahren, auch McLaren wird die Saison mit 'West' beginnen, was nach dem 31. Juli passieren wird, bleibt jedoch abzuwarten. Andere Rennställe besannen sich schon vor einigen Jahren auf ein tabakloses Sponsorenportfolio. So machte das Williams-Team nicht Werbung für Zigaretten, sondern hatte mit 'NiQuitin' einen Sponsor, der Raucherentwöhnungsmittel herstellt.
Diese Entscheidung wurde Ende 1999 bewusst getroffen, denn im Williams-Team wusste man, dass die Tabakwerbung ein Auslaufmodell ist - nur der Zeitpunkt war noch offen. Dabei, so eine Hoffnung der vergangenen Jahre, würde sich auf Boliden ohne Tabakwerbung der verbleibende Platz auch an familienfreundliche Unternehmen verkaufen können, die nicht neben einer Zigarettenmarke auf den Autos erscheinen wollen.
Den britischen Teams droht Ungemach
Diese Trendwende ist zwar noch nicht erreicht, aber immerhin "wird die Formel 1 nicht mehr so mit Tabak identifiziert wie noch vor einigen Jahren", erklärte Williams' Marketingchef Jim Wright. Doch ein Ende der Tabakwerbung ist nicht klar in Sicht. Die zunehmende Verlegung der Rennen aus Europa heraus in neue Märkte eröffnete den Unternehmen die Möglichkeit, auch weiterhin mit der Formel 1 zu werben.
Doch obschon dies auf den ersten Blick logisch erscheint, so ist es nur ein Hinauszögern des unvermeidlichen Endes. In diesem Jahr wird der Türkei-Grand-Prix debütieren, doch die türkische Regierung verabschiedete schon zuvor ein Gesetz gegen die Tabakwerbung. Hinzu kommt, dass viele Staaten, in denen die Formel 1 noch mit Tabakwerbung fahren darf, den Vorschlag für ein Tabakwerbeverbot der Weltgesundheitsorganisation WHO unterzeichnet haben.
Für die britischen Teams droht schon kurzfristig Ungemach: Die restriktiven britischen Tabakwerbegesetze sehen derzeit noch keine Regelung für die Formel 1 vor. Nach Aufforderung der EU verabschiedete man ein Gesetz, das, je nach Auslegung, für viele zu weit geht. Die Tabakwerbung, die via Fernsehen in britische Wohnzimmer transportiert wird, wäre demnach eine Grauzone. Inwieweit die Verhandlungen bezüglich einer Ausnahmeregelung schon fortgeschritten sind, ist im Moment äußerst unklar.
Während einige Teams in der Formel 1 schon ohne Tabakgelder auskommen, ist es für den Rest weit schwieriger, einen passenden Ersatz zu bekommen. McLarens kolportierter Plan, noch in dieser Saison die 'West'-Gelder mit Zahlungen von 'Johnnie Walker' zu ersetzen, wäre beispielsweise kurzfristig. Frankreich hat bereits ein Alkoholwerbeverbot für Sportveranstaltungen durchgesetzt.

