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Brabeck-Letmathe: Vom Eisverkäufer auf den Gipfel
Vom Eisverkäufer zum Formel-1-Boss: Der österreichische Nestle-Manager Peter Brabeck-Letmathe ist Vorsitzender der neuen Formel-1-AG
(Motorsport-Total.com/SID) - Das wohl prägendste Erlebnis vor seinem Aufstieg vom Eisverkäufer zum Chef des weltweit größten Lebensmittelkonzerns erlebte Peter Brabeck-Letmathe vor fast 50 Jahren auf dem Tirich Mir. Mit zwei Freunden wollte der damalige Student, der am Freitag als neuer Vorsitzender der Formel-1-AG installiert wurde, den 7.708 Meter hohen Berg in Pakistan besteigen. Als kurz vor dem Gipfel einen Schneesturm aufkam und der Proviant nur noch für zwei reichte, musste einer umkehren. Das Los entschied gegen Brabeck-Letmathe, seine Freunde kehrten nie wieder zurück. Ihre Rücksäcke wurden Jahre später gefunden, ihre Leichen bis heute nicht.
© MEDEF
Der Österreicher Peter Brabeck-Letmathe wird neuer Vorsitzender der Formel-1-AG
Brabeck-Letmathe ist schon mehrfach kurz vor dem Gipfel umgekehrt. Am Aconcagua in Argentinien zum Beispiel, auch am Matterhorn. Seine Vernunft ist größer als sein Ehrgeiz. "Nach vielen Jahren Bergerfahrung bin ich heute überzeugt, dass nur derjenige ein erfolgreicher Bergsteiger ist, der auch gesund wieder ins Tal kommt", sagte er seinem Biografen.
Grenzerfahrungen und ihre Wirkung
"Grenzerfahrungen hinterlassen ein ganzes Leben lang Eindrücke", antwortete er der Zeit einst auf die Frage nach dem Vorfall am Tirich Mir. "Sie beeinflussen Ihr Leben, Ihre Denkweise, die Gestaltung Ihres Lebens. Diese Grenzerfahrungen waren aber nicht für meine berufliche Karriere ausschlaggebend."
Das Bergsteigen ist und bleibt dennoch die große Leidenschaft des Kärntners, und auch sein Geheimnis für den beruflichen Weg zum Gipfel beschreibt er in der Sprache der Alpinisten: "Will man langfristig oben sein, muss man langsam hinaufsteigen", erklärt er. "Und es ist dabei wichtig, nicht die ganzen Kapazitäten auszunutzen. Die braucht man nämlich, wenn man oben ist."
Bei Nestle hat sich Brabeck-Letmathe auf diese Weise ganz nach oben gekämpft. Er begann als Eisverkäufer für eine Tochterfirma, übernahm danach zwischen 1970 und 1987 Führungsfunktionen in Chile, Ecuador und Venezuela, ehe er 1997 zum Geschäftsführer aufstieg. Diesen Posten gab er 2008 auf, seit 2005 ist er Präsident des Verwaltungsrats des Lebensmittelgiganten, für und mit dem nach Brabeck-Letmathes Angaben 1,2 Millionen Menschen arbeiten und der pro Tag etwa 1,2 Milliarden Produkte verkauft.
Als Chef der Formel-1-AG soll der 67-Jährige, der als Kind eigentlich Dirigent werden wollte, die Königsklasse des Motorsports an die Börse führen und langfristig einen Nachfolger für Bernie Ecclestone finden. "Big Bernie" leitet seit mehr als drei Jahrzehnten die Geschicke der Formel 1. Wann beides passieren wird, ist noch offen.
Zurückhaltung in Sachen Börsengang
In Sachen Börse erklärte Brabeck-Letmathe, man habe "eine Vorauswertung vorgenommen und einen Schritt vorwärts gemacht". Ecclestone ergänzte bei CNN aber: "Die Märkte schauen derzeit nicht recht erwartungsvoll aus, deshalb meine ich, dass wir nach den Ereignissen rund um Facebook noch ein wenig warten sollten." Das soziale Netzwerk ist nach dem Börsengang in nur einer Woche dramatisch abgestürzt.
Der begeisterte Harley-Davidson-Fahrer Brabeck-Letmathe, der "Essen als das sozialste Erlebnis" überhaupt einstuft und eifrig gegen die Wasserknappheit in der Welt kämpft, hofft, dass der 81 Jahre alte Ecclestone noch einige Jahre seinen Job als Promoter ausführen kann. Sollte ein Notfall eintreten, müsse man aber auch innerhalb von 24 Stunden handeln können.
Angesichts des fortgeschrittenen Alters des Briten müsse man sich natürlich "langfristig überlegen, wie man Ecclestone ersetzen kann. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dazu. Man kann an neue Strukturen, aber auch an Individuen denken." Ecclestone wurde bereits 1999 am Herzen operiert.
Brabeck-Letmathe erfreut sich bester Gesundheit. Er steigt immer noch die Berge hinauf. Und weiß seit seiner Studentenzeit, dass er dafür wie im Berufsleben auch eines braucht. "Glück spielt eine große Rolle im Leben", sagt er. "Napoleon hat schon gesagt: 'Ich suche mir die Generäle aus, die Glück haben.' Viele Menschen erkennen nicht den Moment, in denen ihnen das Glück lacht. Sie nehmen es nicht an und zweifeln. Dann ist der Moment vorbei und das Glück weg."