• 06.11.2001 18:12

  • von Fabian Hust

Barrichello: "Ich war schneller als Schumacher"

Rubens Barrichello spricht über den leidigen Nummer-2-Status, den er bei Ferrari nur schwer abschütteln kann

(Motorsport-Total.com) - In seiner ersten Saison für Ferrari konnte Rubens Barrichello wenigstens ein Rennen gewinnen, in diesem Jahr ging der Brasilianer leer aus. 56 WM-Punkte gegenüber Michael Schumachers erschlagenden 123 Zählern sprechen Bände. Dabei hatte sich der 29-Jährige für seine zweite Saison im Ferrari-Team einiges vorgenommen und im Winter hart trainiert.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello im F2001 vor Michael Schumacher

So stellt sich das Rubens Barrichello vor: Er vor Michael Schumacher

"Um ehrlich zu sein, war ich zu Beginn dieses Jahres schneller als Michael", so Barrichello gegenüber der 'motorsport aktuell'. "Ich war schneller beim Testen, der Rundenrekord ist meiner. Was zeigen würde: Es kommt auf die Unterstützung an. Ich will nicht behaupten, dass Schumacher das bessere Material erhält, nur etwas mehr Aufmerksamkeit. Es geht nicht nur darum, ins Auto zu klettern und schneller zu fahren. Du musst mit dem Team eins werden."

Genau das ist das Problem: Michael Schumacher ist schon seit 1996 bei Ferrari und ist maßgeblich für die neu gewonnene Dominanz mit verantwortlich, Rubens Barrichello setzte sich vergangenes Jahr in ein gemachtes Nest. Eine Tatsache, die Rubens Barrichello akzeptiert. Aber ihn stören diese Kleinigkeiten, die sich so summieren, dass er im Endeffekt gegen Michael Schumacher keine realistische Chance hat.

Dennoch klammert sich Barrichello an die Hoffnung, dass ihm ein guter Saisonstart neue Chancen eröffnen könnte: "Natürlich wünsche ich Michael nichts Böses. Ich brauche nur ein Quäntchen mehr Glück. Nimm Australien: Auf meiner besten Quali-Runde musste ich zwei Autos überholen und lag dennoch nur 0,2 Sekunden hinter Michael. Ich hätte auf Pole stehen müssen. Ich hätte nach einem guten Start das Rennen gewinnen müssen. Dann wäre vielleicht alles etwas anders gekommen?"

Im Nachhinein sieht Rubens Barrichello ein, dass er aber nicht nur Pech hatte, sondern auch eigene Fehler beging, wie der verpatzte Start in Brasilien und der anschließende Auffahrunfall. Doch es gab einen Schock, der wesentlich tiefer saß als seine erneut misslungene Heimvorstellung: "Dann kam der sechste WM-Lauf in Österreich. Da war ein Schock."

Dort musste Rubens Barrichello seinem Teamkollegen den zweiten Platz überlassen. In den letzten Runden sprachen Ross Brawn, der Technische Direktor des Teams, und Rennleiter Jean Todt "sehr direkt" über Funk, dass er Michael Schumacher vorbeilassen solle. Rubens Barrichello zögerte lange und folgte dem Befehl erst auf den letzten Metern: "Diese letzten acht Runden waren wahrscheinlich die schwierigsten meiner Karriere."

Das Gesicht Rubens Barrichellos nach jenem Rennen sprach Bände und die Nachwirkungen zogen sich hin: "Ich brauchte eine Weile, um wieder zur Ruhe zu kommen. Ich war aber nicht demotiviert. Ich spürte viel mehr eine Jetzt-erst-recht-Stimmung. Es ist nicht so, dass mich Ferrari links liegen lässt, aber Michael wird bevorzugt. Man kann nicht leugnen, dass es etwas ausmacht, ob man Unterstützung erhält oder nicht."

In diesem Jahr wollte Rubens Barrichello von Anfang an "im Rampenlicht stehen", doch das hatte nicht geklappt, weil Michael Schumacher sich schnell 30 WM-Punkte Vorsprung erarbeitet hatte, "da fiel das Argumentieren schwer", wie Rubens Barrichello zugibt. Somit wird es Rubens Barrichello im kommenden Jahr erneut versuchen und insgeheim hoffen, dass er mit einem dominanten Auto siegen kann, während sein Teamkollege eine Ausfallserie hinnehmen muss.