1975: Die einzige Frau in den Formel-1-Punkterängen
Beim Spanien-Grand-Prix 1975 auf dem Montjuic-Stadtkurs in Barcelona fährt zum ersten und bislang einzigen Mal eine Frau in die Formel-1-Punkteränge
(Motorsport-Total.com) - Die Italienerin Maria Grazia "Lella" Lombardi hält einen besonderen Motorsport-Rekord: Sie ist die einzige Frau, die jemals in die Formel-1-Punkteränge gefahren ist - beim Spanien-Grand-Prix am 24. April 1975.

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Maria Grazia "Lella" Lombardi Zoom
Diese historische Leistung wird jedoch durch die dramatischen Ereignisse in diesem Rennen überschattet: Bei einem Unfall des Deutschen Rolf Stommelen starben ein Feuerwehrmann, zwei Fotografen und ein Zuschauer.
Ein technischer Defekt am Hill GH1 von Stommelen ließ den Heckflügel brechen, und das entzog dem Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug. Stommelen krachte erst in die Leitplanken, wurde zurückgeschleudert und flog schließlich mit seinem Rennauto über die Banden hinweg. Obwohl Unbeteiligte ums Leben kamen, erlitt Stommelen selbst "nur" mehrere Knochenbrüche.
Derweil lief das Rennen noch vier Runden lang weiter, und davon profitierte McLaren-Fahrer Jochen Mass: Er überholte den bis dahin Führenden Jacky Ickx im Lotus und lag vorne, als der Grand Prix nach 29 von geplanten 75 Runden abgebrochen wurde. Das machte Mass zum Rennsieger in der Formel 1 - aber es blieb sein einziger Sieg in der Motorsport-"Königsklasse".
Lombardi beendete das Rennen mit zwei Runden Rückstand auf dem sechsten Platz unter 25 gestarteten Teilnehmern. Nur acht gingen bei Rennabbruch in die Wertung ein.

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Maria Grazia "Lella" Lombardi in einem Formel-1-Auto von Brabham Zoom
Unter dem damaligen Punktesystem erhielten die Top 6 eines Grand Prix Punkte für die Weltmeisterschaft. Weil aber weniger als 60 Prozent der geplanten Distanz absolviert waren, wurden nur halbe Punkte vergeben. Sieger Mass nahm für seinen einzigen Formel-1-Triumph also nur 4,5 statt neun Punkte mit und Lombardi als Sechste einen halben statt einen ganzen Punkt. Das macht sie zur bisher erfolgreichsten Frau in der Formel-1-WM.
Alle Rennfahrerinnen der Formel-1-Geschichte
Lombardi war aber nicht die erste weibliche Grand-Prix-Teilnehmerin: Vor ihr hatte die Italienerin Maria Teresa de Filippis 1958 und 1959 fünf Formel-1-Rennwochenenden bestritten. Von 1974 bis 1976 knüpfte Lombardi mit zwölf Rennteilnahmen für March und RAM an diese Pionierleistung an.
1976 stellten sich in Brands Hatch mit Lombardi und der Engländerin Divina Galica sogar gleich zwei Fahrerinnern der Qualifikation, aber beide scheiterten. Auch Galicas weitere Anläufe in der Saison 1978 endeten ohne Rennteilnahme, genau wie 1980 der Qualifikationsversuch der Südafrikanerin Desire Wilson, ebenfalls in Brands Hatch.
1992 trat die Italienerin Giovanna Amati als bislang letzte Frau zu Formel-1-Qualifyings an, schaffte es bei ihren drei Teilnahmen aber nie ins Feld, bevor sie ihr Cockpit bei Brabham an den späteren Weltmeister Damon Hill verlor - der sich im gleichen Auto ebenso schwertat.
Erst 22 Jahre später nahm mit der Schottin Susie Wolff wieder eine Frau an einem Formel-1-Rennwochenende teil, aber nur als "Freitagsfahrerin" bei Williams im ersten Freien Training 2014 in Silverstone.
Der größte Formel-1-Erfolg einer Frau
Doch Lombardis halber Punkt ist nicht der größte Formel-1-Erfolg einer Frau, sondern der Sieg von Wilson beim zweiten Lauf zur britischen Formel-1-Meisterschaft 1980 in Brands Hatch: In der mit älteren Formel-1-Autos bestrittenen Rennserie erzielte Wilson neben ihrem Triumph noch etliche weitere Podestplätze.
Aber: Alle diese Ergebnisse hat Wilson außerhalb der Weltmeisterschaft erzielt. Deshalb ist Lombardi mit ihrem halben Punkt die erfolgreichste Fahrerin der Formel-1-WM.


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