100 Red-Bull-Siege in der Formel 1: "Konnten wir uns nicht vorstellen!"

Welche Bedeutung der einhundertste Grand-Prix-Sieg in der Formel 1 für Red Bull hat und was Max Verstappen und Adrian Newey zu diesem Meilenstein sagen

(Motorsport-Total.com) - "Es ist geschafft, Gott sei Dank!" Als Red-Bull-Sportchef Helmut Marko bei 'ServusTV' diese Worte ins Mikrofon sagte, war ihm die Erleichterung anzusehen. Denn die "magische Einhundert", sie ist erreicht: Max Verstappen hat beim Kanada-Grand-Prix 2023 den 100. Sieg für Red Bull in der Formel 1 sichergestellt, nur 14 Jahre nach dem Premierenerfolg in China durch Sebastian Vettel.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen mit dem Siegerpokal beim Formel-1-Rennen in Kanada 2023

Max Verstappen mit dem Siegerpokal beim Formel-1-Rennen in Kanada 2023 Zoom

Dass die Siegausbeute nun dreistellig ist, "das ist nach wie vor etwas, das wir uns nicht erträumt hatten, was wir uns nicht vorstellen konnten", meint Marko. Er schätze sich aber glücklich, mit Red Bull "in diesen elitären Klub der 100er aufzusteigen".

Dort befindet sich das Team in prominenter Gesellschaft: Mehr Formel-1-Siege haben nur Ferrari (241), McLaren (183), Mercedes (125) und Williams (114) erzielt. Andere legendäre Konstrukteure wie Lotus (76) oder Brabham (35) hat Red Bull längst hinter sich gelassen.

Mit 41 Siegen hat Verstappen am meisten dazu beigetragen. Sebastian Vettel war 38 Mal für Red Bull siegreich gewesen, Mark Webber kommt auf neun Erfolge, Daniel Ricciardo auf sieben. Sergio Perez als aktueller Verstappen-Teamkollege steht aktuell bei fünf Siegen.

Nur eines bedauert Marko bei diesem Meilenstein: "Dass [Dietrich] Mateschitz das nicht mehr miterleben konnte, ist schade." Der Red-Bull-Gründer und Mäzen des Formel-1-Teams war im Herbst 2022 verstorben.

Newey als ein Eckpfeiler der Red-Bull-Erfolge

Den Aufstieg seines Rennstalls vom Hinterbänkler zum Topteam hat Mateschitz bis dahin aber eng verfolgt. Und untrennbar verbunden mit diesem Aufstieg ist der Name Adrian Newey: Der berühmte Formel-1-Designer gilt als technisches Mastermind hinter den Red-Bull-Rennautos und hat maßgeblich zu den Erfolgen auf der Strecke beigetragen.

Marko bezeichnet Newey als einen "Allround-Künstler, der vor allem die Regeländerungen richtig liest" und sowohl "aerodynamisch bewandert" sei als auch "von Traktion Ahnung" habe. Kurz: "Newey kennt das Rennauto als Gesamtes. Wenn er mal nicht das optimale Auto hat, dauert es maximal drei Rennen, bis er das Auto auf den Stand bringt, dass es wieder siegfähig ist."


Fotostrecke: Die Weltmeister-Autos von Adrian Newey

Und gewonnen hat Newey oft mit seinen Autos bei Williams, McLaren und jetzt bei Red Bull: Kanada markierte den 200. Grand-Prix-Sieg eines seiner Fahrzeuge, weshalb Newey auf dem Podium den Pokal für den siegreichen Konstrukteur entgegennehmen durfte.

Kurios: "Hier in Kanada wäre eigentlich der erste Sieg gewesen", sagt Newey auf Nachfrage bei 'Sky'. Doch 1991 kam es nicht so weit: Williams-Fahrer Nigel Mansell führte zwar bis zur letzten Runde, "aber dann hat er leider vergessen zu schalten", das Getriebe blockierte und Mansell verlor den sicher geglaubten Sieg noch an seinen Erzrivalen Nelson Piquet im Benetton.

Die Höhepunkte aus 200 Siegen von und mit Adrian Newey

So startete die Siegesserie von Newey-Autos in der Formel 1 "mit Verspätung" und erreichte nun ihren vorläufigen Höhepunkt. Aber welche Siege stechen eigentlich aus der breiten Masse hervor?

Dazu sagt Newey: "Alle sind besonders. Höhepunkte darunter sind aber der erste Sieg in Mexiko und natürlich die Siege, bei denen auch die Meisterschaft entschieden wurde. Oft war das Abu Dhabi mit Sebastian [Vettel] gegen Fernando [Alonso] und dann Max gegen Lewis [Hamilton]."

Am meisten aber freue er sich darüber, nach all den Jahrzehnten in der Formel 1 einfach noch "das tun zu können, was ich immer machen wollte", so Newey. "Ich darf mich glücklich schätzen, denn ich liebe meine Arbeit."

Fernando Alonso, Adrian Newey, Max Verstappen, Lewis Hamilton

Fernando Alonso, Adrian Newey, Max Verstappen und Lewis Hamilton in Kanada Zoom

Erst kürzlich hat er seinen Vertrag bei Red Bull nochmals verlängert. "Aber natürlich: Ewig kann es so nicht weitergehen mit meiner Karriere. Solange das Team mich haben will und ich Freude daran habe, mache ich weiter. Aber realistischerweise muss man auch sagen: Der Countdown läuft. Nur wann er aufhört, das weiß ich nicht."

Verstappen witzelt über neuen Red-Bull-Vertrag

Auch bei Verstappen ist das Karriereende noch nicht absehbar, obwohl dessen aktueller Vertrag 2028 ausläuft. Er selbst witzelte jedenfalls nach seinem 41. Formel-1-Sieg: "Wir reden vielleicht deswegen über einen neuen Vertrag!"

Er freue sich einfach für Red Bull, zu den 100. Formel-1-Siegen beigetragen zu haben. "[Kanada] war die erste Gelegenheit, das zu schaffen, und ich bin glücklich, dass wir es getan haben. Es ist ein toller Erfolg für das Team", meint Verstappen.

Verstappen nach Siegen jetzt gleichauf mit Senna

Der WM-Spitzenreiter der aktuellen Saison hat damit in der ewigen Formel-1-Siegerliste mit Ayrton Senna gleichgezogen, doch vor einem Direktvergleich mit der Motorsport-Legende scheut er zurück: "Ich hasse es, verschiedene Generationen miteinander zu vergleichen."

"Ich kann nur sagen, dass ich als kleines Kind im Go-Kart davon geträumt habe, ein Formel-1-Fahrer zu werden. Und ich hätte mir nie vorstellen können, 41 Siege zu holen."

"Mit Ayrton gleichzuziehen, ist unglaublich. Darauf bin ich natürlich stolz, aber ich hoffe natürlich, dass es nicht dabei bleibt. Wir haben 100 gewonnen, aber ich hoffe, dass wir mehr als 100 gewinnen werden. Das neue Ziel ist 200!"

So hoch will Red-Bull-Sportchef Marko nicht greifen, aber auch er sagt: "Jetzt haben wir 100, da scheinen auch 114 möglich." Was er damit meint: Bei noch 14 verbleibenden Grands Prix in der Saison 2023 könnte Red Bull alle restlichen Rennen für sich entscheiden.

Red Bulls "Unsicherheit" vor dem Heimrennen

Ist Red Bull beim anstehenden Heimrennen in Spielberg also wieder klar auf Sieg gepolt? Marko spricht überraschenderweise von einer "gewissen Unsicherheit", weil das Wochenende unter dem Sprintformat abgehalten wird.

Und er hat schlechte Erinnerungen an das Vorjahr, als sich Red Bull habe "täuschen lassen", so meint er. "Wir haben [damals] den Sprint gewonnen, aber Leclerc ist in den letzten Runden nähergekommen. Das haben wir nicht ernst genug genommen, und im Rennen haben unsere Reifen dann überhitzt."

"Das heißt, wenn du nur eine Trainingssession hast, muss da alles stimmen. Wir haben daraus gelernt, aber es ist in Brasilien noch einmal passiert. Wir waren im Sprint im Set-up falsch. Aber ich glaube, wir haben heuer ein Auto, das etwas leichter abzustimmen ist. Und Max ist, glaube ich, der mit den meisten Siegen in Österreich. Die Gesamtkombination sollte uns schon zuversichtlich stimmen."

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