"Will BMW nicht an Karre pissen": Glock nach 318ti-Cup-Gastspiel verwundert

Wieso Timo Glock die Reaktionen einiger Kollegen auf seinen Breitensport-Ausflug "schockierend" fand und wozu er seinen Ex-Arbeitgeber BMW auffordert

(Motorsport-Total.com) - 2023 war das Stauen groß, als Ex-Formel-1- und DTM-Pilot Timo Glock nach dem Aus als BMW-Werksfahrer als Gastfahrer im Porsche-Supercup und in der Breitensport-Serie DMV-BMW-318ti-Cup auftauchte. Abgesehen davon, dass er sich mit einem zweiten Platz in den völlig ungewohnten BMW-Boliden nicht schlecht schlug und ein Jahr später zurückkehrte, ist er bis heute über die Reaktionen verwundert.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock lässt den nur 148 PS starken BMW 318ti 2023 beim Gaststart fliegen Zoom

"Es war für mich schockierend, wie viele Rennfahrer mich gefragt haben, wieso ich mir das antue", erzählt der 43-Jährige, der 2025 im Dörr-McLaren ein DTM-Comeback gibt, im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Der Christian Menzel hat zu mir immer gesagt, du kriegst so den Arsch voll in diesem Markenpokal, du hast keine Chance. Habe ich gesagt: Ja und? Dann ist es halt so! Mir auch egal, weil ich war ja gut dabei, also es war nicht so verkehrt."

Das Projekt mit dem Team Cuntz Motorsport sei entstanden, "weil ich Lust drauf hatte, weil das eine Riesengaudi für mich war", erklärt Glock, der sich laut eigenen Angaben von der Begeisterung der engagierten Truppe anstecken ließ, die er zufällig bei einer BMW-Driving-Experience kennengelernt hatte.

"Man wird belächelt"

"Vielleicht bin ich da ein Einzelgänger, I don't know - aber ich kann nicht verstehen, wieso ich mir damit was antue!", wundert er sich. "Ich bin auch mal Formel 1 gefahren, habe auf dem Podium gestanden, ich muss also nichts beweisen." Abgesehen davon sei es auch für den deutschen Motorsport nicht unwesentlich, dass eine Rennserie wie der DMV-BMW-318ti-Cup endlich Beachtung erfährt.

"Der 318ti-Cup hatte keine Reichweite, der wurde gar nicht wahrgenommen", erklärt Glock. Dabei fahren aktuell "ganz viele Nachwuchsfahrer im 318ti-Cup, weil sie sich den Kartsport nicht mehr leisten können. Das zeigt, dass wir in Deutschland sowieso keinen Nachwuchs mehr haben, was schmerzhaft ist."

Dann komme "ein ehemaliger Formel-1-Fahrer wie ich dort hin, und man wird belächelt, anstatt dass man sagt: Wie geil ist das denn, dass man diese Plattform mal zeigt! Das ist der Markenpokal mit dem größten Starterfeld - 55, 60 Autos. Und alles in einer Klasse", bricht Glock eine Lanze für die Serie. "Ich will dem BMW ja gar nicht an die Karre pissen, aber da wäre ich doch als Marke stolz drauf!"

Glocks Aufforderung an seinen Ex-Arbeitgeber BMW

Der langjährige BMW-Pilot fordert seinen Ex-Arbeitgeber auf, dort mehr Präsenz zu zeigen: "Als BMW würde ich mir in dieser Hinsicht überlegen, ob ich dem 318ti-Cup nicht ein bisschen mehr Aufmerksamkeit gebe, weil da kommen wirklich gute junge Leute durch, die Autofahren können."

Wenn er andere Rennfahrer höre, "die sagen, das würde ich mir nicht antun oder das wäre mir peinlich: Tut mir Leid, aber die gucken nicht über den Tellerrand hinaus. Die haben auch mal angefangen, haben mit nichts dagestanden. Sie haben es geschafft, heute mit dem Motorsport ihr Geld zu verdienen, aber sie blicken nicht nach hinten", fordert er einen breiteren Horizont von so manchem Kollegen.

Wurde Glocks Porsche-Supercup-Start "missverstanden"?

Das gelte auch für die Reaktionen auf seinen Gaststarts beim Porsche-Supercup in den Jahren 2023 und 2024. "Da kommst du nicht hin mit einem Testtag und fährst vorne mit", so Glock, bei dem das Ergebnis laut eigenen Angaben nicht im Vordergrund stand. "Mir ging es darum, das mal nach außen zu transportieren. Teilweise wurde das von Leuten missverstanden, die dachten, jetzt muss der Glock irgendwie noch irgendwo mitfahren. Nein, ich muss gar nichts, mir wurde es angeboten!"

Die drei Auftritte seien durch eine gemeinsame Aktion mit dem TV-Sender Sky entstanden, bei dem Glock als Experte bei den Formel-1-Übertragungen fungiert - und der auch den Porsche-Markenpokal überträgt, der im Formel-1-Rahmenprogramm stattfindet. Durch Glocks Auftritt habe man eine Dokumentation über die Rennserie gedreht. "Und ich hatte eine Riesenfreude dran", betont er.


Sky-Doku über Glocks Porsche-Supercup-Auftritte

Einer, der seine Herangehensweise nachvollziehen kann, scheint Kumpel und Ex-Champion Timo Scheider zu sein, der 2024 in Glocks Fußstapfen trat und ebenfalls einen Gaststart im BMW 318ti-Cup machte. "Der hat mich nach zehn Runden angeschaut und sagt: Alter, wie soll ich jetzt hier noch zwei Sekunden schneller fahren? Aber er hatte ein Grinsen im Gesicht!", so Glock über Scheider, vor dem er den Hut ziehe.

Ob es trotz seines DTM-Comebacks eine Chance auf weitere Gastauftritte Glocks im DMV-BMW-318ti-Cup gibt, in dem das Cuntz-Team auch diese Saison antritt? "Ich würde immer wieder mitfahren", sagt er. Momentan gäbe es zwar diesbezüglich keine Pläne, aber "wenn ich ein freies Wochenende habe, es reinpasst und ein Auto verfügbar ist, dann bin ich immer für so einen Spaß zu haben."