Private DTM-Tests Monza: T3-Lamborghini an der Spitze, Mercedes langsam!

Wie der neue T3-Lamborghini bei der Testpremiere für eine Überraschung sorgte, wie die Audi-Teams pokern und warum der Mercedes-AMG plötzlich nicht mithalten kann

(Motorsport-Total.com) - Sechs DTM-Teams absolvierten vergangene Woche unmittelbar vor dem 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife zwei wichtige Testtage in Monza: Denn nach den vom Wetter schwer beeinträchtigten fünf offiziellen Testtagen in Hockenheim und auf dem Lausitzring testeten die Audi-Teams Abt und Rosberg, die Mercedes-Teams Winward und Mücke, das Ferrari-Team AF Corse und das Lamborghini-Team T3 Motorsport bei Hitze dort, wo in zehn Tagen die Saison beginnt.

Titel-Bild zur News: Philip Ellis

Zu wenig Topspeed: Auer und Ellis teilten sich in Monza einen Mercedes-AMG GT3 Zoom

"Es waren einfach zwei wirklich sehr profitable Tage, denn wir konnten in Italien erstmals bei jenen Temperaturen fahren, die uns realistisch gesehen, in den nächsten Monaten erwarten. Das war in punkto Set-up und Reifendruck natürlich enorm wichtig", weiß Winward-Mercedes-Pilot Lucas Auer um die Bedeutung des Tests.

Da die Sonne am Donnerstag und am Freitag abgesehen von ein paar vereinzelten Wolken meist schien, wurde die Strecke auf bis zu 50 Grad aufgeheizt. Auch die Lufttemperatur betrug an beiden Tagen am Höhepunkt knapp über 30 Grad. Das war insofern wichtig, da Michelin die Teams mit den S8M-Reifen ausstattete, die diese Saison zum Einsatz kommen - und die Rennställe so wichtige Erfahrungswerte sammeln konnten.

Geheimhaltung bei Audi-Teams

Als das Mercedes-Team von Hubert Haupt vor einigen Wochen auf dem Nürburgring testete, erlebte man eine böse Überraschung: Weil die Franzosen eigentlich davon ausgegangen waren, dass 2021 in der DTM die härtere S9M-Mischung zum Einsatz kommt, waren keine Reifen der aktuellen S8-Ausbaustufe verfügbar.

Wer in Monza, wo auch zahlreiche Porsche-Cup-Teams testeten, die schnellsten Zeiten fuhr? Das ist nicht ganz klar, da beide Audi-Teams auf Geheimhaltung setzten und ihre drei Boliden nicht mit Transpondern ausstatten ließen.

Aus diesem Grund schienen der Abt-Audi, den sich Kelvin van der Linde und Mike Rockenfeller teilten, Sophia Flörschs Abt-Audi mit dem Space-Drive-System und das Rosberg-Fahrzeug von Nico Müller und Dev Gore nicht in der Zeitenliste auf.

T3-Motorsport-Lamborghini überrascht

Somit sorgte der abwechselnd von Rookie Esteban Muth und der DTM-Kandidatin Esmee Hawkey gesteuerte Lamborghini des T3-Motorsport-Teams in Carbon-Optik für eine Überraschung und lag an beiden Tagen an der Spitze der Zeitenliste: Am Donnerstag kam man auf eine Bestzeit von 1:45.565, am Freitag war man mit 1:44.743 noch einmal deutlich schneller. Die Audi-Zeiten sollen laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' in einem ähnlichen Bereich gelegen haben.

Sowohl der Audi R8 LMS als auch der Lamborghini Huracan GT3 Evo wurden ohne Luftmengenbegrenzer eingesetzt. Die beiden Autos haben die gleiche Fahrzeugbasis, der Huracan erhielt aber durch das Evo-Kit neue Zylinderköpfe und hat dadurch um 20 PS mehr Leistung. Der Mercedes-AMG GT3 hatte - wie in der Test-Balance-of-Performance der AVL vorgesehen - zwei 38-Millimeter-Restriktoren an Bord. Und konnte nicht mithalten.

Mercedes-AMG über eine Sekunde zurück

Der Winward-Mercedes, den sich Auer und sein Teamkollege Philip Ellis teilten, war am Donnerstag um 1,058 Sekunden langsamer als der Lamborghini, am Freitag fehlten sogar 1,365 Sekunden. Das ist bei sieben Kurven nicht wenig.

Maximilian Buhk, der Gary Paffetts Mücke-Mercedes mit dem Space-Drive-System fuhr, hatte an den zwei Tagen 1,271 und 2,020 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit, was auf das schwerere Auto zurückzuführen ist.

Vom Ferrari 488 GT3 Evo in Alex Albons AlphaTauri-Design, in dem sich die AF-Corse-Piloten Allesandro Pier Guidi und Nicklas Nielsen abwechselten, gab es am Freitag auch keine Zeiten. Am Donnerstag zeigte man aber mit einer Bestmarke von 1:45.727 und nur 0,162 Sekunden Rückstand auf die Lamborghini-Bestzeit, dass man schnell ist.

Mangelnder Topspeed als Ursache für Rückstand

Dass der bislang bei den Tests stets an der Spitze gelegene Mercedes-AMG GT3 plötzlich Rückstand hat, lässt sich auf dem Highspeed-Kurs Monza auch durch die Topspeed-Werte erklären. Der Unterschied ist weiterhin eklatant: Während der Lamborghini bei den Messungen auf 291,5 km/h kam, erwies sich auch der Ferrari mit 286,9 km/h als sehr schnell.

Der Winward-Mercedes kam hingegen auf maximal 280,2 km/h, der Mücke-Mercedes auf 281,7 km/h. Auch die Audi-Boliden sollen - wie schon bei den bisherigen Tests - deutlich schneller gewesen sein als die Mercedes-AMG GT3.

Könnte es sein, dass Mercedes-AMG beim Topspeed blufft und die für die Balance of Performance zuständige AVL dazu bringen will, die Konkurrenz auf den Geraden langsamer zu machen? Die Topspeed-Werte vom GT-World-Challenge-Europe-Auftakt in Monza Mitte April deuten nicht darauf hin.

SRO-BoP: GT3-Autos in Monza mit ähnlichem Topspeed

Denn da kam der Mercedes-AMG GT3 im Qualifying auf einen vergleichbaren Topspeed von 278,35. Durch zwei 36-Millimeter-Restriktoren hatte man zwar etwas weniger Motorleistung, dafür waren die deutlich niedrigeren Temperaturen von knapp über zehn Grad für die Motoren ein Vorteil. Das schnellste Auto war damals übrigens der nur unwesentlich schnellere BMW M6 GT3 mit 281,25 km/h.

Man darf nun gespannt sein, wie die AVL reagiert. Es wird gemunkelt, dass der Audi und der Lamborghini nun ebenfalls einen Restriktor erhalten werden, damit die Fahrzeuge in Sachen Höchstgeschwindigkeit näher beisammen liegen. Das würde auch den Ferrari betreffen, bei dem das über den Ladedruck passiert. Und auch der BMW war in der Lausitz bei den Messungen schneller als der Mercedes.

Trotz des Rückstands in Monza gibt sich Winward-Mercedes-Pilot Auer zuversichtlich. Er habe "ein sehr gutes Gefühl", meint der Österreicher. "Auch deshalb, weil ich selbst noch einmal einen Sprung nach vorne gemacht habe und das GT3-Auto immer besser verstehe. Ich sehe der DTM 2021 mit sehr großer Vorfreude entgegen."

Donnerstag-Testzeiten aus Monza*
1. Esteban Muth/Esmee Hawkey (BEL/GBR) T3-Lamborghini 1:45.565
2. Alessandro Pier Guidi/Nicklas Nielsen (ITA/DEN) AF-Corse-Ferrari + 0,162
3. Lucas Auer/Philip Ellis (AUT/SUI) Winward-Mercedes +1,058
4. Maximilian Buhk (GER) Mücke-Mercedes +1,271

*nicht erfasst wurden Abt (Kelvin van der Linde, Mike Rockenfeller und Sophia Flörsch) und Rosberg (Nico Müller und Dev Gore)

Freitag-Testzeiten aus Monza**
1. Esteban Muth/Esmee Hawkey (BEL/GBR) T3-Lamborghini 1:44.743
2. Lucas Auer/Philip Ellis (AUT/SUI) Winward-Mercedes +1,365
3. Maximilian Buhk (GER) Mücke-Mercedes +2,020

** nicht erfasst wurden AF Corse (Alessandro Pier Guidi und Nicklas Nielsen), Abt (Mike Rockenfeller und Sophia Flörsch) und Rosberg (Dev Gore)

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