"Motor ist uns ins Auto geflogen": DTM 50 Zentimeter an Katastrophe vorbei
Wieso der Motor von Dennis Olsen beinahe in Nick Cassidy Cockpit eingedrungen wäre, welche Piloten verletzt wurden und wieso der Hubschrauber zum Einsatz kam
(Motorsport-Total.com) - Der wilde Crash in der Mercedes-Arena in der sechsten Runde schockte die DTM (hier geht's zum Bericht des Samstagsrennens). Was aber viele gar nicht mitbekamen: Der Motor, der beim heftigen Anprall von SSR-Pilot Dennis Olsen aus dem Heck des 911 GT3 R gerissen wurde, traf die Fahrertür des Ferrari von AF-Corse-Pilot Nick Cassidy! Die DTM schrammte also nur haarscharf an einer Katastrophe vorbei.
© Motorsport Images
Dennis Olsens zerstörter Porsche, dahinter der herausgerissene Motor Zoom
"Da hatten wir sehr viel Glück im Unglück", sagt AF-Corse-Sportdirektor Ron Reichert im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' sichtlich mitgenommen. "Nick hat es schwer getroffen, der Motor ist bei uns ins Auto geflogen. Wenn er ihn 50 Zentimeter höher getroffen hätte, wäre er durchs Fenster geflogen. Da wäre ein Netz gewesen, aber trotzdem ..."
Die Einschlagstelle im vorderen Bereich der demolierten Tür durch den brennenden Motorblock ist deutlich sichtbar, der Neuseeländer meldete sofort per Funk: "The Engine hit me!" Dennoch gelang es ihm, den schwer beschädigten Ferrari zurück an die Box zu bringen.
Warum man bei Cassidys Bergung so vorsichtig war
Bei der Bergung Cassidys war oberste Vorsicht geboten, denn nach dem Funkspruch musste man mit dem schlimmsten rechnen. "Wir haben uns zuerst mit ihm unterhalten und ihn gefragt: 'Ist alles okay? Kannst du den Kopf bewegen? Hast du irgendwo Schmerzen?'", erzählt Reichert.
"Man trainiert das ja zum Glück. Und unsere Mechaniker sind da relativ fit und haben ihn dann über die Beifahrerseite langsam und vorsichtig rausgeholt, auch weil die Tür nicht mehr aufging."
DTM-Final 2022: Schlimme Crashs gehen gut aus!
Das Samstagsrennen beim Saisonfinale der DTM ging in Hockenheim mit mehreren Schrecksekunden los: Bei schlimmen Unfällen wurde aber kein Fahrer schwer verletzt. Gewonnen hat am Ende Lucas Auer vor Sheldon van der Linde. Die Titelrivalen trennen vor dem letzten Rennen nur noch zwei Punkte! Weitere DTM-Videos
Nach der Untersuchung im Medical Center gab es dann Entwarnung: "Es ist alles okay", bestätigt der AF-Corse-Sportdirektor. "Aber das muss man als Fahrer auch erst mal verarbeiten, wenn dich ein Motor trifft."
Nach Crashes: Keine Startfreigabe für Olsen und Preining
Zudem wird sein Auto am Sonntag durch die heftigen Schäden nicht einsatzbereit sein. Damit ist Cassidy nicht der einzige: Auch der Porsche von SSR-Pilot Olsen, der von Feller getroffen wurde und dann in den Zwischenfall mit Cassidy verwickelt war, wurde hinten komplett demoliert.
Nicht nur das Auto ist irreparabel zerstört, sondern auch der Norweger, der Prellungen erlitt, wird am Sonntag nicht starten. Er erhielt nach dem heftigen Anprall und der Untersuchung im Krankenhaus in Mannheim vom DTM-Rennarzt keine Startfreigabe. Das gleiche gilt für Bernhard-Porsche-Pilot Thomas Preining, der ebenso nicht starten darf.
Sein Bolide ist ebenfalls Schrott. Die Mannschaft von Timo Bernhard hatte sich zwar darum bemüht, ein Ersatzauto aufzutreiben, durch die Entscheidung des Rennarztes war dies aber hinfällig. Der Österreicher durfte sich durch den Crash ohnehin keine Titelchancen mehr ausrechnen.
David Schumacher: Prellungen an Lendenwirbelsäule
Er war das Resultat eines Duells mit Winward-Mercedes-Pilot David Schumacher, bei dem beide heftige in die Leitplanken krachten und sich auch der Sohn von Ralf Schumacher leicht verletzte. "Ich fuhr links neben Preining durch die schnelle Rechts vor der Osttribüne, als er nach außen zog. Wir berührten uns, bogen beide nach rechts ab, und ab da war ich nur noch Passagier", schildert Schumacher den Unfall. "Der Einschlag war wirklich heftig."
Preining gibt bei 'ran.de' zu: "Ich habe David so wenig Platz wie möglich gelassen und versucht, mich breit zu machen. Und er muss irgendwann zurück. Aus meiner direkten Sicht im Auto kam er aber etwas zu aggressiv zurück." Der Crash habe "sehr wehgetan, und es war mit Sicherheit auch sehr teuer."
Bei Schumacher waren die Folgen des Anpralls ein aufgeschürftes Knie und Prellungen an der Lendenwirbelsäule. Schumacher wurde ins Krankenhaus in Ludwigshafen gebracht, aber auch Schumachers Mercedes-AMG wurde an der Front so stark beschädigt, dass er am Sonntag ausfällt.
Warum bei Ineichen Rettungshubschrauber zum Einsatz kam
© DTM
Nach dem heftigen Anprall: Schmid hilft Teamkollege Rolf Ineichen beim Aussteigen Zoom
Ein Pilot wurde sogar mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen: Der Schweizer Grasser-Lamborghini-Pilot Rolf Ineichen. Er donnerte nach dem Restart als Folge einer Kettenreaktion in der ersten Kurve, an der auch Teamkollege Clemens Schmid und Attempto-Audi-Youngster Marius Zug beteiligt waren, frontal in die Mauer und klagte danach über Rückenschmerzen.
Alle Piloten wurden im Medical-Center untersucht, bei Ineichen wurde aber als Vorsichtsmaßnahme wegen der Rückenschmerzen der Rettungshubschrauber aktiviert, um den 44-Jährigen in die Klinik nach Ludwigshafen zu bringen. Dort gab es aber rasch Entwarnung und Ineichen kehrte zur Strecke zurück.
Auch er wird aber am Sonntag nicht starten. "Ich würde fahren", sagte er noch zu Teamchef Gottfried Grasser, doch der Huracan GT3 Evo war zu schwer beschädigt, um einen Start möglich zu machen.
Damit ist jetzt schon klar: Der Ferrari von Cassidy, die zwei Porsche von Preining und Olsen, der Mercedes-AMG von David Schumacher und der Lamborghini von Ineichen werden am Sonntag nicht am Start sein. Damit ist das Feld um mindestens fünf Autos reduziert und nur noch 22 Boliden stark.
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