Mirko Bortolotti von P16 aufs Podest: "Das war das Rennen meines Lebens"

13 Positionen hat Grasser-Pilot Mirko Bortolotti im ersten DTM-Rennen von Imola gut gemacht, dabei hatte er seine Strategie bereits auf den Sonntag fokussiert

(Motorsport-Total.com) - "Das war das Rennen meines Lebens", sagt Mirko Bortolotti nach dem ersten DTM-Rennen in Imola gegenüber 'Ran.de'. Der Grasser-Pilot musste den Samstagslauf in Italien nach einer Startplatz-Strafe von zehn Positionen von Rang 16 aufnehmen. Er blieb lange auf angefahrenen Reifen draußen, machte letztlich insgesamt 13 Positionen gut und fuhr mit Platz drei auf das Podium.

Titel-Bild zur News: Mirko Bortolotti feiert seinen dritten Platz auf dem Podium von Imola

Mirko Bortolotti feiert nach einem irren Comeback den dritten Platz in Imola Zoom

Der 32-Jährige hatte "keine großen Erwartungen" an das Rennen, in dem er wegen eines falsch gekennzeichneten Reifensatzes - ein Teamfehler - im Freien Training von Platz 16 starten musste.

Jedoch hatten sich die Grasser-Strategen einen besonderen Schachzug ausgedacht, der den Italiener bis auf das Podium katapultierte. Dafür musste er Lamborghini-Werksfahrer auf der Strecke aber ein Kunststück vorführen.

Reifen sparen war das Hauptziel

Während das Audi-Duo bestehend aus Rene Rast und Nico Müller - sie beendeten das Rennen auf den Plätzen eins und zwei - schon in den Runden sechs und sieben an die Box kamen, blieb Bortolotti lange auf der Strecke. Obwohl seine Reifen Runde für Runde verschlissen, fuhr er beinahe dieselben Rundenzeiten wie Rast, der nach dem Box als virtueller Führender gelistet wurde.

Bortolotti kam erst in Runde 22 an die Box, um sich neue Pneus aufziehen zu lassen. Er schaffte es auf Rang neun vor Marco Wittmann auf die Strecke zurück und startete auf seinem frischen Satz Reifen eine unglaubliche Aufholjagd. Dabei ging er an Kelvin van der Linde, seinem starken Teamkollegen Clemens Schmid und auch Thomas Preining vorbei, den er von Platz drei und damit vom Podium stürzte. Gerade das Duell mit dem Österreicher hatte es in sich.

Dabei ging es dem Italiener hauptsächlich darum, seine Reifen zu sparen und auf Zwischenfälle zu hoffen. Im Qualifying fuhr Bortolotti nur einen Versuch, um einen Satz zu sparen. Zur Erklärung: An einem Rennwochenende in der DTM gibt es für die Qualifyings und Rennen am Samstag und Sonntag nur drei Reifensätze. Die Konkurrenz verbrauchte im Vergleich zu Bortolotti deutlich mehr Gummi auf der bis zu 50 Grad heißen Strecke von Imola.

Start des ersten DTM-Rennes in Imola 2022

Mirko Bortolotti nimmt das Rennen auf Platz 16 auf Zoom

"Wir haben uns entschieden, auf dem Qualifying-Reifen zu starten, so lang wie möglich zu fahren und auf Full-Course-Yellow oder sowas zu hoffen", so Bortolotti nach dem Rennen. "Und dass bis dahin alle im Feld stecken und ich freie Bahn habe und am Ende mit frischen Reifen angreifen kann. Man hat gesehen, dass das einen großen Unterschied gemacht hat. Ich konnte richtig pushen und hatte ein enormes Tempo. Besten Dank an alle im Team, die an dieser Strategie gearbeitet haben."

Bortolotti plante bereits für den Sonntag

Der Italiener spricht bei 'Ran.de' von einem "unglaublichen Rennen" und einem "unglaublichen Ergebnis" für die Grasser-Mannschaft. Bortolotti gibt aber zu, dass das "Resultat nicht geplant" war und nicht annähernd als Ziel ausgegeben wurde. Da er im Qualifying bereits von der Strafe wusste, hat er nur einen Satz verwendet, während die Konkurrenz zwei Sätze geopfert haben, um sich einen guten Startplatz zu sichern. Auf dem Qualifyingsatz blieb Bortolotti im Rennen dann bis Runde 22 auf der Strecke.

"Dann wusste ich, ich war der einzige Fahrer mit einem komplett neuen Satz", so der Italiener weiter. "Das macht auf dieser Strecke bei diesen Temperaturen einen großen Unterschied. Ich kenne den Kurs sehr gut." Die Taktik, auf einem neuen Satz Reifen zu starten, lehnte Bortolotti ab, um am Sonntag bessere Pneus als die Konkurrenz zur Verfügung zu haben.

"Das es am Ende funktioniert hat, freut mich extrem, es war das Rennen meines Lebens", so der glückliche Italiener. In der Pressekonferenz nach dem Rennen sagt er: "Wir haben nie damit gerechnet, heute um einen Platz auf dem Podium kämpfen zu können. Vor dem Rennen hatten wir sogar überlegt, Reifen für morgen zu sparen, da es keinen Sinn ergibt, die zu verheizen, wenn wir keine Chance auf Punkte haben."

Strategie und Überholmanöver der Schlüssel zum Erfolg

Laut Bortolotti war es für die Strategie enorm wichtig, die angefahrenen Reifen aus dem Qualifying zu Beginn des Rennens zu managen und zu streicheln. Bortolotti hoffte, als die Toppiloten um Runde 8 herum an die Box kamen, auf Chaos, das aber ausblieb. Dafür hatte der Italiener an der Spitze freie Bahn, weshalb er die Pace hochhalten und gleichzeitig die Reifen sparen konnte. Als er dann für das letzte Drittel den neuen Reifensatz aufgeschnallt bekam, schoss er wie entfesselt durchs Feld.


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Es war aber nicht allein eine strategische Meisterleistung des Grasser-Teams, sondern auch eine fantastische Leistung des Lamborghini-Piloten, der auf der Strecke mehrere Positionen gutmachte. Imola gilt als eine Strecke, auf der Überholamanöver schwierig sind, doch Bortolotti überzeugte die Kritiker heute vom Gegenteil. "Wenn man auf frischen Reifen gegen Konkurrenten kämpft, die auf 20 Runden alten Reifen unterwegs sind, ist es natürlich ein Unterschied", so der Italiener.

In der Meisterschaft hat Bortolotti mit seinem grandiosen Comeback einen wichtigen Schritt in Richtung Spitze gemacht. Er liegt jetzt nur noch drei Punkte hinter Sheldon van der Linde, der mit 70 Punkten auf dem Konto seine Führung verteidigt hat. "Wir haben Ambitionen, um um den Titel zu kämpfen, aber das haben alle anderen hier auch", meint Bortolotti.

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